NABU-Kreuzfahrtranking 2023: Branche kommt beim Klimaschutz nur langsam voran

| Tourismus Tourismus

Von einer Kreuzfahrt mit gutem Gewissen sind die Vorreiter des diesjährigen Rankings zwar noch deutlich entfernt. Es gibt jedoch erste vielversprechende Ankündigungen, die Hoffnung auf eine umweltfreundliche Kreuzschifffahrt machen. Gerade Anbieter kleinerer Kreuzfahrtschiffe schreiten beim Klima- und Umweltschutz voran, wie die Spitzenreiter des diesjährigen Rankings Hurtigruten und Havila aus Norwegen.

Positiv zu erwähnen ist, dass kein Unternehmen es sich mehr leisten kann, gar keine Maßnahmen zur Emissionsminderung zu ergreifen – das Mittelfeld des Rankings rückt zusammen. Zwischen den Firmen, aber auch innerhalb der Flotten der Unternehmen, gibt es aber weiterhin große Unterschiede. Insbesondere die Bestandsschiffe werden kaum sauberer. Verbesserungen werden fast ausschließlich auf neuen Schiffen umgesetzt.

Reedereien aus Norwegen planen Klimaneutralität

Für die positive Bilanz der norwegischen Anbieter ist neben technischen Lösungen insbesondere eine ambitionierte und gleichzeitig klare politische Regulierung verantwortlich. Dort wurde durch strenge Vorgaben ein Innovationsschub ausgelöst, der schon bald in klimaneutralen Kreuzfahrten resultieren könnte.

Landstrom, Batterien und e-Fuels auf Basis von grünem Wasserstoff werden auch anderorts die Grundlage bilden. Die im Mai im Zuge des EU Green Deals verabschiedeten Vorgaben setzen hierfür einen guten Rahmen für die gesamte Schifffahrt. Für Kreuzfahrtschiffe bietet insbesondere synthetisches Methanol eine Möglichkeit zum klimaneutralen Betrieb. TUI Cruises und Norwegian Cruise Lines haben Schiffe bestellt, die auf diese Möglichkeit setzen.

Emissionen müssen drastisch gesenkt werden

Trotz diesen begrüßenswerten Entwicklungen in Richtung Klimaneutralität steigen die Emissionen in der Kreuzfahrtbranche insgesamt aber weiter an. Besonders besorgniserregend ist laut NABU-Schifffahrtsexperte Sönke Diesener der drastische Anstieg von Methanemissionen durch die LNG-Nutzung. Diese sind kurzfristig über 80 mal klimaschädlicher als CO₂. LNG, also Flüssiggas, birgt vielfältige Probleme, weshalb von einer Brückentechnologie nicht die Rede sein dürfe.

Sowohl die Investitionen der Reedereien als auch die politischen Vorgaben sollten klar auf Kurs Klimaneutralität ausgerichtet werden. Es ist dabei Vorsicht geboten nicht auf klimaschädliche Ersatz-Kraftstoffe zu setzen. Neben LNG sind auch Bio-Kraftstoffe nicht zielführend für die Branche. Sie dürfen höchstens in lokalen Ausnahmefällen eine Nischenlösung sein. Zudem muss sichergestellt sein, dass es sich ausschließlich um Abfallprodukte handelt und kein Palmöl oder andere Produkte von unseren Feldern in den Tanks der Schiffe landen.

Für die Zeit im Hafen gibt es klimafreundliche Lösungen

Zumindest in einigen Häfen, in denen die Schiffe immerhin 40 Prozent ihrer Zeit verbringen, steht mit den Landstromanschlüssen endlich eine klima- und umweltfreundliche Energieversorgung bereit. Die beschlossenen Vorgaben der EU zur Nutzung von Landstrom sind höchst begrüßenswert. Die Kreuzfahrtbranche und deutsche Häfen nehmen hier eine positive Vorreiterrolle ein.

So existieren bereits in Hamburg, Rostock und Kiel entsprechende Anlagen, die die Anwohner*innen vor Luftverschmutzung schützen und die Treibhausgasemissionen senken. Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, fordert deshalb, dass die Angebote auch tatsächlich genutzt werden: „Jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr für die, die ihre Maschinen weiterlaufen lassen“, so Siegert. Diesen Schiffen müsse die Einfahrt verwehrt werden.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Sie ist groß, rot und nicht zu übersehen. Eine überdimensionale Wärmflasche soll Touristen in der kalten Jahreszeit am Strand erfreuen. Erst in Travemünde, dann in anderen Orten.

Name, Adresse, Ausweisnummer – das gehört beim Check-in in Spanien zur Routine. Ein neues Regierungsdekret sorgt nun jedoch für Unruhe, da es die Erfassung persönlicher Daten von Touristen erheblich ausweiten soll.

Am 3. Oktober feiert Deutschland den Tag der Deutschen Einheit, ein Jubiläum, das nicht nur die politische Wiedervereinigung Deutschlands markiert, sondern aufs Engste mit dem Reisen verknüpft ist.

Hilton hat seinen 2025 Trends Report veröffentlicht - eine globale Studie, die das Verhalten von Reisenden auf der ganzen Welt, einschließlich Deutschland, untersucht.

Allein reisen und Solo-Restaurantbesuche gewinnen unter Deutschen zunehmend an Beliebtheit. Das will die Reisesuchmaschine KAYAK in Kooperation mit der Restaurant-Buchungsplattform OpenTable herausgefunden haben.

Wenn es um die Wahl des nächsten Reiseziels geht, spielt Social Media für viele noch eine untergeordnete Rolle. Während Social Media bisher nur bei 32 Prozent der Reisenden schon einmal den Ausschlag gab, den Koffer zu packen, sieht es bei der jüngeren Generation ganz anders aus.

Der heutige Welttourismustag steht unter dem Motto „Tourismus und Frieden“. Die Botschaft lautet: Reisen baut Brücken, fördert den kulturellen Austausch und trägt zur Förderung des Friedens weltweit bei.

Der Nordsee Tourismus Report 2024, der auf einer Befragung von 7.500 Gästen beruht, prognostiziert einen deutlichen Besucherrückgang an der Nordsee. Ferner nehmen die Gäste den Mangen an Mitarbeitern in den Betrieben deutlich stärk wahr als zuvor.

Barrierefreiheit ist für Nordseeurlauber ein wichtiges Buchungskriterium, zeigt eine Umfrage. Das gilt für Unterkünfte ebenso wie für Freizeitangebote. Experten sehen Nachholbedarf - und eine Chance.

Die Kreuzfahrt Guide Awards wurden am Dienstag zum 14. Mal in Hamburg verliehen. Eine 18-köpfige Jury wählte aus 32 nominierten Schiffen acht Sieger. Hinzu kam der Leserpreis.