Psychologin erklärt, warum sich Deutsche trotz hoher Kosten den Sommerurlaub leisten

| Tourismus Tourismus

Wie eine aktuelle Auswertung der Reisesuchmaschine KAYAK zeigt, liegen vor allem die Flugtarife in vielen Fällen weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau. Gemessen am Suchvolumen auf der Plattform scheint die Reiselust der Urlauber dennoch ungebrochen. Ist den Deutschen für ihren geliebten Sommerurlaub kein Preis zu teuer? Psychologin Franca Cerutti erklärt, warum Reisen mehr als nur ein Tapetenwechsel und für das allgemeine Wohlbefinden so wichtig ist.

Diesen Somnmer sind Flüge laut Auswsertung durchschnittlich satte 31 Prozent teurer als noch im Sommer 2022. So fallen für Flugreisen in beliebte Urlaubsziele der Deutschen, wie Mallorca, Antalya oder Tessaloniki Mehrkosten von bis zu 25 Prozent an, für Bangkok (Thailand), Punta Cana (Dom. Republik), Palermo (Italien) oder Bali (Indonesien), müssen Urlauber teils sogar über 50 Prozent mehr hinlegen als noch im Vorjahr. Etwas besser sieht es bei den Hotels aus: Innerhalb Europas stieg der durchschnittliche Übernachtungspreis um moderate sieben Prozent, im weiteren Ausland sogar um lediglich zwei Prozent. Im Ein- bis Drei-Sterne-Segment kostet die Nacht zwischen rund zwölf und 16 Prozent mehr als im Vorjahr, im Vier- und Fünf-Sterne-Segment fällt der Anstieg mit rund 13 bzw. acht Prozent etwas geringer aus.

"Reisen ist auch in diesem Jahr möglich. Momentan scheinen sich die Preise langsam zu stabilisieren. Wer flexibel ist, kann überlegen, auf die Nebensaison auszuweichen", so Laure Bornet, Reiseexpertin bei KAYAK. "Ansonsten gilt in diesem Jahr: Zeit für die Recherche nehmen, Preise vergleichen und bei guten Angeboten nicht zu lange zögern."

Psychologin Franca Cerutti: "Reisen ist essentiell für unser Wohlbefinden"

Fakt ist: Trotz allem ist die Reiselust der Deutschen nicht zu bremsen. Allein KAYAK verzeichnet für diesen Sommer jeweils rund 20 Prozent mehr Suchanfragen für Flüge und Hotels als im Vorjahr. Angesichts des immer stressiger werdenenden Alltags vielen Deutsche sei das keine Überraschung, meint Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Franca Cerutti. "Reisen wird nicht grundlos 'Balsam für die Seele' genannt. Es ist essentiell für unser Wohlbefinden. Die Kombination aus gezielter Entschleunigung, neuen kulturellen Erfahrungen und mehr Zeit für Selbstreflexion führt zu einem Abbau des Stresshormons Cortisol", erklärt sie.

"Unser Körper produziert Stresshormone, wenn wir zum Beispiel Prüfungsphasen durchleben, fordernde körperliche Arbeit leisten oder wenn wir mit seelischen Konflikten konfrontiert sind. Im Urlaub können wir von stresserzeugenden Situationen Abstand nehmen, wenn wir am sonnigen Strand liegen oder durch malerische Städtchen schlendern. Die geistige Belastung verringert sich, die Entspannung nimmt zu, und auch die Schlafqualität verbessert sich."

Körperliche Gesundheit ebenso wichtig für echtes Erholungsgefühl

Neben der Psyche wirke sich Reisen auch positiv auf die körperliche Gesundheit aus, meint Cerutti. "Ob man nun bei bestem Wetter in den Alpen wandert, einen Shopping-Marathon durch Malagá startet oder im balearischen Mittelmeer schwimmt: Urlaub ist oft mit körperlicher Aktivität verbunden, die uns Spaß macht und Ausdauer wie Fitness verbessern. Solche Dinge machen uns glücklich und zahlen natürlich ebenfalls auf unser allgemeines Wohlbefinden ein", sagt Cerutti. Angesichts dieser gesundheitlichen Vorteile sei es nachvollziehbar, so die Psychologin, dass Deutsche auch in diesem Jahr grundsätzlich bereit sind, auch etwas mehr für ihren Sommerurlaub auszugeben.

Für alle, die den Sommerurlaub gar nicht mehr erwarten können, hat sie ein paar grundsätzliche Tipps, mit denen sich Reisende noch besser entspannen können:

  • Entspannung muss man strecken, nicht stauchen: Viele quetschen ihren gesamten Urlaub auf eine lange Sommerreise und ackern das restliche Jahr durch. Dabei zeigt die Erholungsforschung, dass nach etwa einer Woche echte Entspannung eingetreten ist. Mehr als zehn Tage erhöhen den Erholungseffekt nicht weiter. Daher: Auch Kurztrips sind gut gegen Stress. Lieber öfter im Jahr eine kleinere Auszeit nehmen, als sich nur im Sommer Zeit für Erholung zu nehmen.
  • Das Risiko für eine "Freizeitkrankheit" minimieren: Viele Menschen werden ausgerechnet im Urlaub krank, weil sie vor ihrer Auszeit noch möglichst viel erledigen wollen. Der Schreibtisch soll leer, das Postfach aufgeräumt sein. Das treibt gerade in den Tagen vor dem Urlaub den Stresspegel nach oben. Der dann sehr plötzliche Abfall des Cortisolspiegels führt dazu, dass bis dahin unterdrückte Immunreaktionen in Form von Krankheitssymptomen sichtbar werden. Besser: Gemütlich in den Urlaub starten, sich in den letzten Tagen nicht ankämpfen und To-Dos auch mal entspannt auf Kollegen übertragen
  • Nicht das Haar in der Suppe suchen: Im Urlaub gilt es, sich in heiterer Gelassenheit zu üben. Für echte Entspannung ist eine realistische Erwartungshaltung vorteilhaft. Die hilft einem dabei, sich von kleinen Unannehmlichkeiten nicht die Laune vermiesen zu lassen, sondern auch mal über einen kleinen Stau bei der Anreise schmunzeln zu können.

Damit die Entspannung auch möglichst lange anhält, sollten Reisende Ruhe- bzw. Gewöhnungsphasen bei größeren Zeitzonenunterschieden einplanen und während des Urlaubs gesundheitliche Risiken, zum Beispiel durch Sonnenbrand oder durch unsicheren Leitungswasser-Genuss, minimieren.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mehr als die Hälfte der deutschen Befragten nutzt regelmäßig den Zug für Geschäftsreisen im Inland, so eine neue Travelperk-Studie. Entscheidende Faktoren sind dabei Nachhaltigkeit und Produktivität.

Laut der jährlichen Umfrage zu den Reisetrends von Booking.com wollen Reisende 2025 ihre Gewohnheiten überdenken und gegen den Strom schwimmen. Auch luxuriöse Wellness-Retreats oder nächtliche Aktivitäten stehen hoch im Kurs.

Laut einer Studie der Österreichischen Hoteliervereinigung wird das Alpenland immer mehr zur Ganzjahresdestination. Jedes zweite Hotel halte heute länger offen als vor wenigen Jahren, meist im Herbst. Weitere Saisonverlängerungen seien geplant.

Eine aktuelle Studie im Auftrag von Wyndham Hotels & Resorts zeigt: Die ideale Reisezeit für den perfekten Inlandsurlaub liegt für die Deutschen im Durchschnitt bei vier Stunden und 12 Minuten. Dabei stehen Naturerlebnisse und neue Orte im Fokus.

Die Sommersaison 2024 ist gerade erst beendet und bereits jetzt kümmern sich viele um den Sommerurlaub des kommenden Jahres. Warum die Frühbucher-Saison noch früher startet als in den vergangenen Jahren, für wen sich eine so frühe Buchung auszahlen kann und was es dabei zu beachten gilt.

Wie stehen die Sterne für meine nächste Reise? Diese Frage bewegt zahlreiche Urlauber: Für viele Deutsche hat Astrologie einen Einfluss auf die Reiseplanung – das ergab die TUI-Studie „Astro-Travel: So reisen die Sternzeichen”.

Auch in diesem Jahr zeichnet die Allianz pro Schiene die aus Kundensicht herausragendsten Bahnhöfe Deutschlands aus. Der Hauptpreis geht in diesem Jahr an den Bahnhof in Bautzen, ein Sonderpreis an den kleinen Bahnhof Sörup in Schleswig-Holstein.

Oberstdorf und das Kleinwalsertal sind beliebte Ziele für Urlauber aus ganz Deutschland. Wenige Wochen vor der Wintersaison kündigt die DB plötzlich an, die Region vom Fernverkehr abzuhängen. Touristiker sind alarmiert.

Hunderttausende Menschen besuchen den Blautopf jährlich. Das Areal um die leuchtende Quelle wird gerade saniert. Eine mehrjährige Sperrung hatte für Kritik gesorgt, Gastronomen klagten über enorme Umsatzeinbußen - nun wird gegengesteuert.

Als Insel der Reichen und Schönen gilt Sylt oft als teurer Urlaubsort. Für die Kurtaxe zahlen Nordseefans hier aber weniger als 130 Kilometer weiter südlich. Gebühren an Nord- und Ostsee variieren.