Surfen in der Stadt im Trend

| Tourismus Tourismus

Grüne Fluten, staunende Zuschauer am Ufer - und die perfekte Welle: Ein Surferparadies. Ohne Meer, mitten in der Stadt. Die Eisbachwelle in München lockt Sportler und Schaulustige aus aller Welt - und ist sogar im Surferparadies Australien ein Begriff. Die ersten Flusssurfer in München waren in den 1970er Jahren Pioniere. Von hier, so Experten, habe sich der Sport in Deutschland und Europa ausgebreitet. 

Vor mehr als zehn Jahren begannen Surfer in anderen deutschen Städten, nach dem Eisbach-Beispiel über die Konstruktion eigener Wellen am heimischen Fluss nachzudenken. «Damals war das ein Traum», sagt der Surfer und Ingenieur Benjamin Di-Qual. Zahlreiche technische und bürokratische Hürden waren zu nehmen. Bei Flusswellenforen diskutierten Surfer und Ingenieure die Möglichkeiten, erste Pläne nahmen Form an. 

Künstliche Wellen entstehen in ganz Europa 

Inzwischen haben Ingenieure in Augsburg, Nürnberg, Hannover und Pforzheim teils ausgeklügelte künstliche Wellen geschaffen. Andernorts laufen Planungen. Die Wellen gibt es auch in Frankreich, Österreich, Italien, Tschechien und in der Schweiz, außerdem in Kanada und in den USA. 

«Wellenreiten ist nach dem Stand-Up-Paddeln der am stärksten wachsende Wassersport. Die Szene ist riesengroß», sagt der Vorsitzende des Gießener Lahnwellen-Vereins und Mitgründer des International River Surfing Network (IRSN) Janne Paul Schmidt. Klimafreundlich, da ohne weite Reise vor der Haustüre möglich, und damit auch auf dem Weg zu einem Breitensport. Die Möglichkeit steigere auch die Lebensqualität in den Städten. 

Surfparks als Chance

Hawaii und Australien - das war einmal. Surfers Paradise ist überall. Zum Beispiel am Ausfluss eines Wasserwerks wie in Innsbruck und umrahmt von Berggipfeln am Ebensee östlich von Salzburg. 

Oder in Flughafen-Nähe: In München eröffnete dort gerade der laut Betreibern größte künstliche Surfpark Europas. Alle zehn Sekunden kann eine Welle heranrollen wie im Meer. Zwar lässt sich das 180 Meter lange Becken kaum mit weiten Stränden vergleichen. Dafür lässt sich die Welle genau einstellen: Von flach für Anfänger bis zur brechenden Tube für die Könner. 

Solche Kunstwellen könnten auch Chancen für den Spitzensport bieten, zum Training und für Wettkämpfe, heißt es vom Deutschen Wellenreitverband (DWV). Der Surfsport erlebe einen Aufwärtstrend, sagt DWV-Vizepräsident Tom Kronenbürger. Der Verband verzeichnete binnen weniger Jahre einen Mitgliederzuwachs von 45 Prozent. «Das liegt wohl auch daran, dass der Sport inzwischen olympisch ist - aber auch an den Möglichkeiten, innerhalb Deutschlands den Sport zu betreiben.» 

Ausgeklügelte Technik mit Notschalter 

Die stehenden Wellen an Flüssen entstehen durch Hindernisse und Höhenunterschiede. «Trifft das schießende Oberwasser dann auf das langsamer fließende Unterwasser oder auf ein Hindernis, dann kann eine surfbare Welle entstehen», erläutert Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. 

Teils sorgen Platten im Wasser, die hydraulisch je nach Wasserstand bewegt werden können, für eine Welle. Die kann sogar mancherorts auf unterschiedliches Können eingestellt werden. Not-Aus-Knöpfe ermöglichen teils ein Abschalten der Welle. Die Strömung könnte unter Umständen gefährlich werden. Vereine müssen teils hohe Summen zusammenbringen, um solche Projekte zu realisieren. 

«Brettlrutschn» als Vorläufer des Flusssurfens 

Flusssurfen ist eine urbayerische Sportart. Weil das Meer so weit weg war und die Sehnsucht so groß, stieg der passionierte Surfer Arthur Pauli um 1965 an der Alz erstmals auf sein selbst gezimmertes Brett. Ein Seil hatte er an einen in den Fluss ragenden Baum gebunden. «Brettltruschn» nannten die Pioniere ihren neuen Sport. Etwa 1972 stellte sich Pauli an der Floßlände in München auf ein Surfbrett. 1975 wagen sich die Ersten in den Eisbach - illegal. 

Mit geschätzt 3000 bis 5000 aktiven Surfern hat die Stadt die wohl größte Flusssurfer-Szene in Europa. Obwohl München mit drei natürlichen Surfspots an Floßlände und Eisbach bestens ausgestattet ist, warten an schönen Tagen Dutzende Sportler schon mal 20 Minuten auf ihren Sprung aufs Brett - für einen 30-Sekunden-Ritt. Dann will der nächste ran. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Tourismusbranche in Sachsen meldet für 2024 steigende Gäste- und Übernachtungszahlen. Im Juni stieg vor allem die Zahl ausländischer Gäste. Damals lockte die Fußball-EM. Doch nicht alle Regionen profitieren.

Das Reisegutscheinportal tripz.de hat über 150.000 Bewertungen auf Google Maps analysiert, um die drei besten Strände Deutschlands zu küren. Im Bundesländer-Vergleich nahm tripz.de außerdem die „Küstenländer“ genauer unter die Lupe.

Auf Mallorca und auch anderswo in Spanien gab es dieses Jahr schon einige Demonstrationen gegen Massentourismus. Nun äußert sich der Vorstandschef des Reisekonzerns Tui - und zeigt Verständnis.

Ferienerlebnisse für die ganze Familie, lebendige Metropolen und historische Sehenswürdigkeiten sind die Favoriten bei den internationalen Besuchern der DZT-Website – so das aktuelle Ranking der Umfrage „Die Top 100 der beliebtesten Reiseziele in Deutschland“.

Die nächste Weltausstellung findet ab 13. April 2025 in Osaka unter dem Motto «Designing Future Society for Our Lives» statt. Und einmal mehr will die Schweiz mit ihrem Pavillon für Aufsehen sorgen. Der Anspruch ist klar: Es soll ein möglichst leichter, umweltverträglicher Auftritt mit der geringsten CO2-Bilanz aller Schweizer Pavillons werden. Iwan Funk, Co-CEO bei Bellprat Partner und Teil des internationalen, interdisziplinären Projektteams, im Gespräch mit tageskarte.io über die grossen Ambitionen an der Expo 2025 in Osaka.

Mit Warnwesten und Banner auf dem Rollfeld: In mehreren Städten haben Klimaaktivisten Flughäfen ins Visier genommen. Welche Rechte haben Reisende, wenn der Flieger sich verspätet oder nicht abhebt?

Dollar aus den USA, Pfund aus Großbritannien oder Lira aus der Türkei: Münzen und Scheine sind ein Souvenir, das viele von einer Reise mitbringen – oft unfreiwillig. Und dann? Lohnt der Umtausch?

Die Talsperren im Vogtland locken jedes Jahr Hunderttausende Ausflügler und Camper an. Nicht nur mit dem längsten FKK-Strand Mitteldeutschlands. Neue Investitionen sollen weiteren Schwung bringen. Touristiker planen ein neues Erlebniszentrum.

Im Hamburger Schokoladenmuseum Chocoversum bekommt man Wissen über den Geschmack vermittelt. Die süßen Touren sind beliebt. Teilweise ist das Haus schon morgens ausgebucht.

Als Bauaufsichtsbehörde hat die Region Hannover die meisten Innenräume von Schloss Marienburg bei Hildesheim gesperrt. Dennoch soll es Vermarktungskonzepte geben - auch wegen einer Erfolgsserie.