Der Tourismus in Hamburg kann im ersten Halbjahr keine Zuwächse verbuchen. Insgesamt zählten die Touristiker in den ersten sechs Monaten 7,54 Millionen Übernachtungen, wie die Hamburg Tourismus GmbH mitteilte. Das seien zwar 60 000 weniger als im ersten Halbjahr 2023, aber 386 000 oder 5,1 Prozent mehr als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019.
«Die wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen die Hamburger Tourismuswirtschaft arbeitet, sind weiter herausfordernd», sagte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD). Der Fachkräftebedarf und die Kosten seien weiter hoch und träfen auf ein zurückhaltendes Konsumverhalten infolge der Krisen in der Welt. «Umso mehr ist es aus unserer Sicht eine gute Nachricht, dass das Interesse an einem mehrtägigen Aufenthalt in Hamburg bei den allermeisten Menschen ungebrochen ist.»
Senatorin: sehr stabiles Ergebnis bei den Übernachtungszahlen
Leonhard sprach trotz leicht gesunkener Übernachtungszahlen von einem sehr robusten Ergebnis, vor allem, «wenn man ins Kalkül zieht, dass die Nachholeffekte nach Corona nicht mehr in Anrechnung kommen können». Außerdem habe die Fußball-Europameisterschaft eine Rolle gespielt. Durch sie seien zwar viele Fans, darunter etwa 45 000 Niederländer, in die Stadt gekommen. Genau deshalb seien aber auch viele «normale» Touristen weggeblieben. Denn die deutschen Reisenden - mit 78,2 Prozent im ersten Halbjahr Hamburgs wichtigste Gäste - «halten sich in EM-Monaten eher zurück, weil sie machen andere Dinge, zum Beispiel EM gucken», sagte Leonhard.
So sank die Übernachtungszahl deutscher Gäste während des EM-Monats Juni nach Daten des Statistikamts Nord um 10,8 Prozent auf 997 000, die ausländischer Gäste stieg dagegen um 14,4 Prozent auf 388 000. Unter dem Strich blieb damit im Vergleich zum Juni 2023 bei der Zahl der Gäste mit 663 000 ein Minus von zwei Prozent und bei der Zahl der Übernachtungen mit 1,385 Millionen ein Minus von 4,9 Prozent - ein Phänomen, das auch Hoteliers in Paris während der Olympischen Spiele erlebt hätten, hieß es.
Die meisten ausländischen Gäste erneut aus Dänemark
Hamburgs Tourismuschef Michael Otremba sagte, die meisten ausländischen Gäste kämen weiter aus Dänemark, gefolgt von der Schweiz, Österreich und Großbritannien. «Und die Niederlande haben die USA verdrängt», sagte Otremba mit Blick auf die EM. Insgesamt waren während der EM fünf Spiele in Hamburg ausgetragen worden. Und je nach Partie stieg auch die Zahl der ausländischen Fans der jeweiligen Mannschaften. «Die Märkte mit den größten Dynamiken waren Niederlande, plus 28 Prozent, Polen, plus 37 Prozent, Türkei 78 und Tschechien 87 Prozent», sagte Otremba.
Generell beobachte er eine nachhaltige Erholung des Tourismus in der Hansestadt nach der Pandemie. «Die Branche ist in Hamburg sehr, sehr stark aus der Krise gekommen», sagte Otremba. Mit einem Zuwachs von 5,1 Prozent liege Hamburg weit vorn. Berlin etwa liege im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit bei einem Minus von 10,8 Prozent, Frankfurt am Main bei einem Minus von 0,3 Prozent und München bei einem Plus von 4,7 Prozent.
Leonhard: 100 Millionen Tagestouristen bringen 4,1 Milliarden Euro Umsatz
Mit Blick auf eine neue Studie zum Thema Tagestourismus sagte Leonhard, 88 Prozent der jährlich rund 100 Millionen Reisen ohne Übernachtungen würden aus Freizeit- oder Urlaubsgründen gemacht, nur zwölf Prozent aus geschäftlichen Gründen. Mit rund 4,1 Milliarden Euro Bruttoumsatz entfielen rund 50 Prozent der touristischen Konsumausgaben auf Tagesreisen. Unter Tagestourismus subsumierten die Studienmacher den Angaben zufolge auch private Tagesbesuche von Einheimischen, wenn sie etwa Freunde und Verwandte oder Cafés und Restaurants besuchen. Wer beispielsweise auf dem Kiez feiern gehe, nutze Clubs und Bars - «und dann sind Sie ein amtlicher Tagestourist», sagte Leonhard. (dpa)