Cannstatter Wasen vor dem Start

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 Im ewigen Hochleistungswettbewerb mit den Bayern wird das Cannstatter Volksfest zwar stets den Kürzeren ziehen, aber immerhin: Es bleibt das zweitgrößte Volksfest der Welt. Jahr für Jahr schlendern die Massen über das riesige Areal am Neckarufer. Der Wasen? Das ist mehr als nur das Bier im Zelt oder das Kreischen an Bord der Achterbahn. 

Bei der bereits 177. Auflage des Cannstatter Volksfests in diesem Spätsommer laden vom Freitag, 27. September, bis zum 13. Oktober rund 300 Schausteller, Wirte und Marktkaufleute auf das Areal am Neckar-Ufer. Erwartet werden mehr als vier Millionen Besucher. Ob es mehr werden oder weniger, das hängt auch stark vom Wetter ab. Im vergangenen Jahr waren offiziell 4,3 Millionen Menschen gezählt worden.

Wann geht es los und wann hat es geöffnet?

Ziemlich pünktlich um 16.00 Uhr sticht «Wasen-Bürgermeister» Frank Nopper, der Oberbürgermeister von Stuttgart, im «Grandls Hofbräu»-Festzelt das erste Fass an. Erst danach wird auch in den anderen sieben Festzelten, den Biergärten und dem «Albdorf» ausgeschenkt. Wenn der CDU-Politiker anschlägt, wird wieder genau gezählt: Im vergangenen Jahr konnte die große Sause nach vier Schlägen mit dem Holzhammer beginnen. Alle Geschäfte auf dem Wasen sind bereits ab 15.00 Uhr in Betrieb. 

Bis zum 13. Oktober ist der Wasen danach montags bis freitags ab 12.00 Uhr, samstags und sonntags ab 11.00 Uhr geöffnet. Schluss ist zwischen Sonntag und Donnerstag um 23.00 Uhr, freitags und samstags um Mitternacht. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: Zum Auftakt am 27. September wird erst um Mitternacht geschlossen, das ist wegen des anschließenden Feiertags auch am 2. Oktober der Fall. Am 3. Oktober ist trotz des Feiertags um 23.00 Uhr Schluss.

Wann wird es besonders voll?

Normalerweise drängelt es sich vor allem an den Feiertagen stärker auf dem Wasen und in den Festzelten. Auch am Tag zuvor werden mehr Besucher erwartet als an einem normalen Werktag. Abhängig ist der Betrieb auch stark vom benachbarten Stadion und von der Konzerthalle.

Wann lohnt es sich am meisten für eine Familie?

Der Besuch auf dem Rummel am Neckarufer könnte sich - auch finanziell - für Familien besonders an den drei Familientagen auszahlen, die immer mittwochs stattfinden. Viele Schausteller, Gastronomen und Marktkaufleute bieten dann ermäßigte Preise an, außerdem sind Stelzenläufer und Luftballonkünstler unterwegs. Auch das Parken auf dem Wasen ist an den Familientagen günstiger.

Wie kommt man am besten hin?

Mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit Bus oder Bahn und notfalls mit dem Auto. Die Stadtbahn-Haltestelle Cannstatter Wasen liegt direkt am Festgelände, die U11 fährt als Sonderlinie vom Hauptbahnhof direkt dorthin - und auch zurück. An Werktagen passt die Linie U19 zum und vom Wilhelmsplatz (Bad Cannstatt), obendrein bringen die Linien U1, U2, U13 und U16 Festbesucher dorthin. Zur Mercedesstraße geht es mit den Linien U1, U2, U13 und U16. Die S-Bahnen S1, S2 und S3 sowie viele Regionalbahnen fahren zum Bahnhof in Bad Cannstatt. Von dort sind es zum Volksfest rund zehn Minuten zu Fuß, immer den Schildern nach.

Wo sind die Parkplätze und was kosten sie?

Bus- und Bahnhaltestellen sowie Parkplätze liegen am Festgelände. Ein Tagesticket für das Parken des Autos kostet 8 Euro, für Reisebusse 16 Euro und für Motorräder 2 Euro. Aber Vorsicht: Die Stuttgarter Innenstadt ist eine Umweltzone, für die Anfahrt braucht es eine Umweltplakette. Parkplätze für Fahrräder und Motorräder gibt's unter dem Willi-Daume-Steg im Bereich des Parkplatzes P10, an der Stadtbahn-Haltestelle Cannstatter Wasen sowie links vom Wasen-Eingangstor. Fahrräder können zudem am Eingang Krämermarkt an der König-Karls-Brücke abgestellt werden.

Gibt es Einschränkungen beim Parken?

Ja, denn der VfB Stuttgart hat das Champions League-Heimspiel in der benachbarten MHP Arena gegen Sparta Prag (1.10.), in der Bundesliga spielt er zudem wenige Tage später gegen Hoffenheim (5.10). Außerdem gibt es Popkonzerte - darunter Bryan Adams (9.10.) - und ein Handball-Bundesligaspiel des TVB Stuttgart (29.9.). Die Auslastung der Parkplätze dürfte dann höher sein als an anderen Tagen.

Wie steht es um die Sicherheit?

Nach den jüngsten Anschlägen in Solingen und München sollen beim Cannstatter Volksfest die Sicherheitsvorkehrungen nicht erhöht werden. Das Sicherheitskonzept wurde in Details angepasst. Mehr Beamte sollen aber nicht im Einsatz sein. Wie in den vergangenen Jahren sind Taschenkontrollen am Eingang geplant. Mit der «Wasenboje», einem Container auf dem Festgelände, soll es wie im vergangenen Jahr eine Anlaufstelle insbesondere für Mädchen und Frauen geben, die Hilfe benötigen. Neu ist nach Angaben des Projektleiters eine Handynummer, über die die Mitarbeiterinnen der «Wasenboje» erreichbar sind.

Kostet der Wasen Eintritt?

Nein, der Bummel über das Cannstatter Volksfest ist kostenlos, der Eintritt in ein Festzelt ebenfalls. Für das weitere Vergnügen muss allerdings bezahlt werden. Die Karusselle, Achterbahnen und die Zuckerwatte, die Grillhähnchen und das Bier oder die Limo kosten Geld.

Gibt es neue Attraktionen?

Neben bekannten Fahrgeschäften wie der «Wilden Maus», der Wildwasserbahn und dem Riesenrad feiern in diesem Jahr fünf Attraktionen Premiere: die Achterbahn «Crazy Mouse», die im Gegensatz zur «Wilden Maus» drehende Gondeln hat, das Karussell «Booster» sowie die beiden Laufgeschäfte «Krumm- und Schiefbau» und «Heroes City XXL». Außerdem soll es mit dem «Spiel-Palast» eine weitere Losbude geben.

Was kostet eine Maß Bier?

Der Bierpreis ist ein stetes Politikum, fast so etwas wie die Inflationskurve im Glas. Denn Materialengpässe, gestiegene Kosten vor allem für Personal und Energie sowie die höhere Platzmiete treiben die Kosten für die Wirte auch auf dem Volksfest weiter in die Höhe - und die heben daher die Preise, wenngleich nicht einheitlich. Eine Maß Bier soll auf dem Volksfest in diesem Jahr im Hofbräu-Zelt bis zu 14,40 Euro kosten, das wären 80 Cent mehr als im vergangenen Jahr. Vor zehn Jahren 2014 kostete ein Liter Maß im Hofbräu-Zelt noch 9,20 Euro. Für ein halbes Hähnchen müssen dort in diesem Jahr 15,60 Euro gezahlt werden. 

Die gute Nachricht, na ja: Das Bier bei den Münchnern ist teurer. Die Maß Bier auf dem Oktoberfest kostet in diesem Jahr bis zu 15,30 Euro. Allerdings wird das Wiesn-Bier auch eigens für das Volksfest gebraut und ist mit etwa sechs Prozent Alkoholgehalt besonders stark. 

Wie lässt sich ein Tisch im Festzelt reservieren?

Die Betreiber der acht Festzelte auf dem Wasen nehmen Anfragen direkt auf - gestellt werden können sie über die Webseite. Und das sollten sie auch dringend, wenn es ein Tisch an einem bestimmten Tag sein soll, gerade mit einer Gruppe, wie die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart empfiehlt. 

Wo sind gute Treffpunkte?

Abgesehen von den beiden Riesenrädern, die man weithin sehen kann, bietet sich auch die sogenannte Wasenboje zwischen «Albdorf» und Wasenwirt an. Das Pilotprojekt richtet sich vor allem an Mädchen und Frauen, sollten sie belästigt worden sein, die eigene Gruppe verloren oder zu viel getrunken haben. Der Container ist täglich ab 13.00 Uhr geöffnet und wegen der beleuchteten 3D-Boje auf dem Dach schnell zu finden. Das Wasenboje-Team ruft auch ein Taxi für eine sichere Heimfahrt oder begleitet Frauen und Mädchen zur Polizei, wenn etwas vorgefallen ist.

Dürfen Tiere mit auf den Wasen gebracht werden?

Nein. Mal abgesehen natürlich von Blindenhunden, die uneingeschränkt begleiten dürfen.

Wie kann man sich eine Übersicht verschaffen?

Für den besseren Überblick zwischen Bierzelten und «Albdorf», Imbissbetrieben, Eis- und Süßwarenständen, Vergnügungsgeschäften und Marktständen bietet in.Stuttgart online einen interaktiven Lageplan an, mit dem die Orientierung leichter fallen dürfte. Darauf verzeichnet sind die Neuheiten ebenso wie Klassiker. 

Darf auf dem Frühlingsfest gekifft werden?

Das Rauchen ist in den Festzelten auf dem Cannstatter Volksfest erlaubt, Cannabis ist allerdings auch beim Volksfest auf dem gesamten Gelände untersagt. So steht es in der Benutzungsordnung und darauf haben sich auch die Festwirte verständigt. Laut Gesetz ist der Besitz und Anbau von Cannabis zwar für alle ab 18 Jahren erlaubt, das Kiffen im Beisein von Minderjährigen aber verboten. Es sei auch im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes, den Konsum von Cannabis auf dem Wasen zu untersagen.

Seit wann gibt es das Volksfest? 

Die Geschichte des Fests reicht in das Jahr 1818 zurück: Am 28. September hatte König Wilhelm I. von Württemberg nach Missernten und Hungersnöten das erste Fest auf dem als Wasen bekannten Gelände ausgerichtet. Es gab Pferderennen, Preise für Viehzucht und eine Ausstellung. Der Ursprung lebt noch heute im Landwirtschaftlichen Hauptfest, das allerdings nur alle vier Jahre und das nächste Mal 2026 ausgerichtet wird.

... und wussten Sie eigentlich?

Das Volksfest hat seine Fans und Stammgäste nicht nur im Württembergischen. Mehr als 20.000 Mitglieder des Volksfestvereins - darunter ehemalige deutsche Auswanderer und ihre Familien - kommen aus New York, Philadelphia und Chicago und besuchen regelmäßig den Wasen. (dpa)


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