Mit dem in der Nacht zum Samstag vollzogenen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, ist ein Acker bei Würzburg ins Zentrum der Staatengemeinschaft gerückt. Zumindest geografisch, denn bei 9 Grad, 54 Minuten, 7 Sekunden östlicher Länge und 49 Grad, 50 Minuten, 35 Sekunden nördlicher Breite liegt nun der Mittelpunkt der neuen, verkleinerten Europäischen Union.
Das Feld gehört zum Dorf Gadheim, einem Ortsteil der Gemeinde Veitshöchheim. Etwa 300 Menschen hätten sich in der Nacht zum Samstag eingefunden, «um den Austritt Großbritanniens zu betrauern», sagte Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz (CSU) am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. In die Freude um die neue Attraktion als geografischer Mittelpunkt der EU habe sich doch Wehmut gemischt. So habe die Europafahne während der kleinen Feier auch einen Trauerflor getragen.
Nun soll überlegt werden, wie sich der EU-Mittelpunkt touristisch vermarkten lässt. Die Gemeinde hatte Weitsicht bewiesen und bereits vor zweieinhalb Jahren ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift «Zukünftiger Mittelpunkt der EU». Das Schild soll jetzt ausgewechselt werden. Dann heißt es nur noch: «Mittelpunkt der EU.»
Bisher lag der geografische Mittelpunkt - berechnet vom Nationalen Geografischen Institut Frankreichs (IGN) - im Ort Westerngrund bei Aschaffenburg und damit auch in Unterfranken. Westerngrund hatte ihn sogar gleich zweimal zugesprochen bekommen: Erst 2013 durch den EU-Beitritt Kroatiens; und als kurz darauf die französische Insel Mayotte zur EU kam. Die Mitte der EU verschob sich nur um 500 Meter.
Das ING berechnet den Mittelpunkt anhand der EU-Grenzen. Dazu bestimmt sie den sogenannten Flächenschwerpunkt. Würde man die Konturen der Fläche auf eine Platte übertragen, sie aussägen und an einer Schnur aufhängen, wäre diese Platte im berechneten Mittelpunkt perfekt ausbalanciert.