Nach Gaststättenbrand am Ballermann - Kegelbrüder verlassen U-Haft

| War noch was…? War noch was…?

Es war kurz vor Mitternacht, als auch der letzte draußen war: Die acht Deutschen, die auf Mallorca seit knapp zwei Monaten unter dem Vorwurf der Brandstiftung in Untersuchungshaft saßen, sind alle wieder auf freien Fuß.

Die Hobbykegler aus dem Münsterland verließen am späten Freitagabend nacheinander das Gefängnis und wurden draußen von Verwandten, Freunden und Anwälten nach über siebenstündiger Wartezeit emotional in Empfang genommen.

Kurz vor Mitternacht habe der letzte Deutsche das Centro Penitenciario verlassen, bestätigte ein Mitarbeiter der Haftanstalt nördlich der Inselhauptstadt der Deutschen Presse-Agentur. Eine Richterin hatte zuvor auf Antrag der Verteidigung die Freilassung auf Kaution in Höhe von je 12 000 Euro gewährt. Alle Überweisungen trafen pünktlich vor dem Wochenende ein, so dass den Deutschen eine zweitägige «Verlängerung» hinter Gittern erspart blieb.

Alle dürfen nun sofort nach Deutschland zurückkehren. Als weiterhin Beschuldigte müssen sie allerdings zukünftigen Ersuchen der mallorquinischen Justizbehörden Folge leisten und zum Beispiel auch den Wechsel des gewöhnlichen Wohnsitzes umgehend melden, wie die Justiz der spanischen Urlaubsinsel der dpa auf Anfrage mitteilte.

Den Medienvertretern, die in der unwirtlichen Gegend Palmas bis zum Schluss ausgeharrt hatten, sagten die Deutschen, die fast alle unter 30 sind, kein einziges Wort. Vor dem Vollzug der Freilassung hatte ein Anwalt des Verteidigungsteams aber verraten, dass die «Jungs» alle sehr «aufgeregt» und «glücklich» seien. «Sie kommen erhobenen Hauptes raus», hatte er angekündigt.

Den Deutschen wird vorgeworfen, am 20. Mai kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel einen Brand in der Nähe des Ballermanns an der Playa de Palma ausgelöst zu haben. Sie sollen vom Balkon ihrer Hotel-Zimmer brennende Kippen und Alkohol auf das Schilfdach der Terrasse einer darunterliegenden Gaststätte geworfen haben. Das Dach fing Feuer. Zwei Gaststätten, eine Wohnung und Teile des Restaurants wurden beschädigt. Mehrere Menschen erlitten leichte Verletzungen.

Die Touristen bestreiten seit dem ersten Tag, das Feuer gelegt zu haben. Der Ermittlungsrichter sah sie trotzdem als dringend tatverdächtig an und hatte ihnen bisher eine Freilassung auf Kaution verweigert - auch, weil er Fluchtgefahr sah. Doch der Mann konnte am Freitag nicht über den neuen Antrag der Verteidigung entscheiden. Der mallorquinischen Justiz zufolge stand er nicht zur Verfügung.

Laut Insel-Medien ist er im Urlaub. Er wurde von einer Richterin ersetzt, die dem Antrag stattgab. Inselkenner Ciro Krauthausen, der sich als langjähriger Chefredakteur der «Mallorca Zeitung» bestens auskennt, deutet einen gekonnten Schachzug der Anwälte an: Sie «wussten die Abwesenheit des Ermittlungsrichters zu nutzen.»

Eine wichtige Rolle spielte bei der überraschenden Wende die spanische Anwältin Maria Barbancho Saborit, die erst kürzlich zur Verstärkung des deutsch-spanischen Verteidigungsteams verpflichtet worden war. In den vergangen Tagen hatte sie unter anderem ein Foto als entlastendes Beweismittel herangeschafft, auf dem ein rauchender Unbekannter auf dem Balkon des Nachbarzimmers der Gruppe zu sehen ist, der als Täter ebenfalls in Frage käme.

Dieses Foto habe mit dazu beigetragen, dass die Staatsanwaltschaft in Palma am vergangenen Dienstag sich erstmals für die Freilassung der von deutschen Medien als «Kegelbrüder» getauften jungen Männer ausgesprochen habe, erklärte Barbancho Saborit. Sie sagte am Freitag vor Journalisten mit zufriedener Miene, man habe gewusst, dass man die Freilassung erreiche. «Wir haben alles gegeben, damit die Jungs endlich freigelassen werden», betonte die 31-Jährige, die während des Studiums drei Jahre in Heidelberg war. Die Deutschen dürfen sich glücklich schätzen, denn Ermittlungen und U-Haft-Zeiten können in Spanien unter Umständen mehrere Jahre dauern.

Der Gruppe gehörten ursprünglich 13 Urlauber an. Einer von ihnen war bereits am Tag nach dem Brand ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Er hatte nachweisen können, dass er zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Feuers unter der Dusche war. Vier weitere Verdächtige hatten das Gefängnis in Palma nach Kautionszahlungen von jeweils
12 000 Euro nach rund zweieinhalb Wochen ebenfalls unter Auflagen verlassen dürfen. Dem Vernehmen nach durften sie Mallorca verlassen.

Völlig aus dem Schneider sind die zwölf Kegelbrüder, die der Tat verdächtigt werden, noch nicht. Die Ermittlungen gehen weiter. Wenn sie angeklagt und der fahrlässigen Brandstiftung für schuldig befunden werden, können sie zu einem Freiheitsentzug zwischen einem und drei Jahren verurteilt werden, wie Anwälte auf dpa-Anfrage erklärten. Bei vorsätzlicher Brandstiftung seien Haftstrafen von bis zu sechs Jahren vorgesehen. Bei Vorsatz und der Gefährdung von Menschenleben könne das Urteil auch deutlich schärfer ausfallen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Frankreich gibt es große Empörung, weil eine Pariser Toilettenfrau nach der Annahme eines Trinkgeldes von einem Euro entlassen worden sein soll. Bereits knapp 34 000 Menschen haben eine vom Linken-Abgeordneten Thomas Portes gestartete Petition gegen die Entlassung der 53 Jahre alten Toilettenfrau namens Sarah unterschrieben.

Ein deutscher Tourist ist an seinem ersten Urlaubstag auf Mallorca ums Leben gekommen. Der 23-Jährige sei in der Nacht auf Dienstag am sogenannten Ballermann bei einem Sturz vom Hotel gestorben, teilte die Polizei der spanischen Mittelmeerinsel mit.

Über 800 Feuerwehrmänner und -frauen gingen beim Berlin Firefighter Stairrun im Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz an den Start. Ziel war auch in diesem Jahr wieder die auf der 39. Etage gelegene Panorama-Dachterrasse des Park Inn Berlin in 115 Höhenmetern.

Jan-Patrick Krüger, Geschäftsführer der Hotelimmobiliengesellschaft Pandox AB in Deutschland, absolvierte im April erfolgreich den weltweit wohl härtesten, mehrtätigen Ultralauf in Marokko; den legendären Marathon des Sables.

The Lanesborough in London kooperiert im Rahmen seines Art Programms mit dem Maler Lucas Console-Verma. Dafür wird eine Eröffnungsausstellung im The Lanesborough Grill stattfinden, für die Chefkoch Shay Cooper ein passendes Menü kreiert hat.

Ein Blitz schlägt in das Dach einer Pension auf Rügen ein. Alle Gäste können sich vor den Flammen retten. Die Polizei spricht von einem Schaden in Millionenhöhe.

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs wurde befischt und landete als Delikatesse auf Tellern in Berliner Restaurants. Doch ausgerottet ist er noch immer nicht. Nun werden weitere Methoden geprüft, um eine Ausbreitung zu verhindern.

In einem Nachbarschaftsstreit mit einem Restaurantbesitzer hat ein Parkplatzbetreiber einen Erfolg erzielt. Das Gericht untersagte dem Gastronom, vor der Schranke eines gebührenpflichtigen Parkplatzes auf andere, kostenlose Parkplätze in der Nähe zu verweisen. 

Vegane Küche hat aus Sicht des Berliner Starkochs Tim Raue (50) kulinarische Lücken. «Ein krosser Schweinebauch lässt sich nicht ersetzen», sagte Raue dem Magazin «Focus». Er bietet vegane Speisen in seinem Restaurant an und ernährt sich selbst tageweise vegan.

Nach dem Brand in einem Lokal am Mierendorffplatz in Berlin-Charlottenburg ermittelt die Polizei wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Ein 40 Jahre alter Verdächtiger wurde festgenommen, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.