Postkarten reif fürs Museum?

| War noch was…? War noch was…?

Ein Frauenporträt ist mit Echthaar beklebt oder der Gruß vom Bodensee mit getrocknetem Edelweiß bestückt. Sie bestehen aus Holz, Silberfolie oder auch Kork: Die Postkarten aus der Sammlung von Jürgen Hartwig sind mitunter kurios. Der 71-Jährige sammelt seit Jahrzehnten und besitzt eigenen Angaben zufolge mittlerweile fast eine halbe Million Exemplare aus Deutschland und der ganzen Welt. Er bewahrt sie in Schuhkartons auf, nach Orten und Themen geordnet. 

Doch das soll kein Dauerzustand bleiben: Hartwig sucht einen anderen Ort für seine Postkarten, am liebsten würde er ein Museum gründen. «Ich kann die Karten ja nicht mit in den Himmel nehmen und auch nicht in die Hölle, da würden sie ja noch verbrennen», scherzt der 71-jährige Berliner. Er stehe im Austausch mit verschiedenen Behörden. Konkrete Pläne für ein Museum, das ihm zufolge das erste Postkartenmuseum Deutschlands wäre, gibt es aber bisher nicht. 

Neben Hartwig gibt es zahlreiche andere Privatsammler von Postkarten. Doch die Sammlung des Berliners sei relativ groß, sagt Veit Didczuneit, Abteilungsleiter Sammlungen im Museum für Kommunikation Berlin, dessen Haus ebenfalls über eine Sammlung verfügt. «Die größte Sammlung von Ansichtskarten als öffentliche Institution hat das Altonaer Museum in Hamburg.» Der Bestand umfasst laut dem Hamburger Museum etwa 1,5 Millionen Postkarten. Auch Ansichtskartenhändler haben mitunter große Bestände: Der Berliner Händler Bartko & Reher etwa wirbt damit, derzeit rund 1,8 Millionen Karten im Onlinesortiment zu haben. 

In Deutschland wurden Karten für die ganze Welt produziert 

«Es rechnet sich, denn es gibt noch viele Menschen, die sich für Ansichtskarten interessieren», sagt Didczuneit. Sein Museum hat der Postkarte in den Jahren 2019/2020 eine Sonderausstellung gewidmet. Anlass war die 150-jährige Geschichte, die mit einer Idee des Postreformers und Gründers des Reichspostmuseums – dem heutigen Museum für Kommunikation Berlin – Heinrich von Stephan begann. 

Er schlug 1865 die Einführung eines «offenen Postblattes» als einfache und kostengünstige Alternative zum Brief vor. Verwirklichen konnte er seine Idee in Deutschland erst fünf Jahre später. Die österreich-ungarische Post führte die Neuerung bereits am 1. Oktober 1869 ein. Aus der reinen Postkarte ohne Bild wurde nach wenigen Jahren eine Ansichtskarte. 

«Weil die Drucktechnik in Deutschland so gut entwickelt war, hat man für die ganze Welt Karten produziert. Alle waren davon begeistert, es herrschte eine richtige Ansichtskarten-Manie», erzählt der Historiker. Das Sammeln sei damals weit verbreitet gewesen und es habe kaum ein Motiv gegeben, das nicht auf einer Karte gelandet wäre. Auch Kriege und Katastrophen wurden gern abgebildet - in Zeiten ohne Fernsehen waren Postkarten auch ein wichtiges Informationsmedium. 

Postcrossing als Trend 

Jürgen Hartwig besitzt ebenfalls sehr alte Postkarten - sogar Exemplare der ersten Karten überhaupt, die gar nicht so selten seien. «Es wurden damals sehr viele gedruckt.» Und heute - sind Postkarten in Zeiten von Whatsapp & Co. nicht ein aussterbendes Kulturgut? Veit Didczuneit sieht ihr Ende bislang nicht gekommen. Aus seiner Sicht sind sie das spannendste Kommunikationsmedium überhaupt. 

Doch die Deutsche Post sieht die Zukunft der Karte weniger optimistisch: «Leider sehen wir bei der Postkarte einen vergleichbaren Trend wie beim Brief. Hier gehen die Volumina seit Jahren zurück und wir rechnen auch in den nächsten Jahren mit einer Abnahme», sagt Sprecher Alexander Edenhofer. 2023 beförderte die Deutsche Post rund 95 Millionen Postkarten. 2021 waren es rund 116,5 Millionen Postkarten, 120 Millionen in 2020. 

In den Monaten Juni bis August werden laut Edenhofer traditionell die meisten Postkarten verschickt, vor allem innerhalb Deutschlands. Denn: Urlaubszeit ist Postkartenzeit. «2023 kamen die meisten Karten aus Italien, Österreich, Spanien, Frankreich sowie Niederlande.»

Laut Didczuweit sind auch neue Formen im Umgang mit dem Medium Postkarte entstanden. Dies zeige etwa die Initiative Postcrossing: Über die Internetplattform finden sich weltweit Menschen und senden sich Karten zu. Die Initiative hat eigenen Angaben zufolge rund 800.000 Mitglieder aus mehr als 200 Ländern. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Alfons Schuhbeck sitzt bereits wegen Steuerhinterziehung in der Justizvollzugsanstalt Rothenfeld. Nun hat die Staatsanwaltschaft erneut Anklage gegen ihn erhoben. Die Vorwürfe reichen von Insolvenzverschleppung bis Subventionsbetrug.

Ein vermeintlich unscheinbares Hotel im schweizerischen Meiringen entpuppt sich als Dreh- und Angelpunkt einer möglichen Spionageaffäre. Das Hotel Rössli, direkt am Militärflugplatz gelegen, geriet in das Visier des Nachrichtendienstes, nachdem ein Zufall zu intensiven Ermittlungen führte.

Die Sängerin Sarah Connor hat gemeinsam mit der Tierschutzorganisation PETA vor einem „World of TUI“-Reisebüro in Berlin demonstriert. Connor befand sich dabei in einem kleinen Aquarium und wollte damit zeigen, wie das Leben von Orcas, Delfinen und anderen Meerestieren, die in Meereszoos leben, jeden Tag aussehe.

Steffen Henssler, bekannt aus TV-Shows wie "Grill den Henssler", muss erneut seinen Führerschein abgeben. Der Vorfall ereignete sich bereits im November 2022, er legte jedoch Einspruch gegen den Bußgeldbescheid ein.

Die Trump Organization plant den Bau eines Luxusresorts inklusive Golfplatz in Vietnam. Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von 1,5 Milliarden Dollar. Obwohl Donald Trump 2017 die Unternehmensführung an seine Söhne übergeben hat, hält er weiterhin Anteile an dem Konzern.

Die erwartete Corona-Welle während des Münchner Oktoberfestes ist dieses Jahr wohl niedriger ausgefallen als 2023. Darauf deuten die Messwerte des bayerischen Abwassermonitorings hin.

Der Rechtsstreit um den idyllisch gelegenen Dünen-Campingplatz in Prerow wird erbittert geführt und beschäftigt vier Gerichte in MV. Jetzt gab es am Landgericht Rostock erstmals ein Urteil.

Berlin ist Deutschlands Döner-Metropole. Doch wo schmeckt das Fladenbrot mit Fleisch und Gemüse am besten? Ein Berliner Influencer futtert sich durch das U-Bahnnetz und will Läden an allen Stationen testen.

Alfons Schuhbeck (75) sitzt derzeit wegen Steuerhinterziehung in der Justizvollzugsanstalt Rothenfeld. Jetzt wurden Schuhbeck, wie Medien berichten, einige Haftprivilegien gestrichen. Dafür soll der Sträfling aber einen Anruf von Arnold Schwarzenegger bekommen haben.

In der Nacht brennt es in einem Hotel in dem Kurort Abano Terme in Norditalien. Mehr als 270 Gäste müssen evakuiert werden. 40 Menschen werden wegen eingeatmeten Rauchs im Krankenhaus behandelt.