Der Büroraum-Anbieter WeWork, der einst zu den wertvollsten Start-ups gehörte, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen will sich neu aufstellen und dabei unter anderem sein Angebot an Büroflächen verkleinern. Geldgeber, die hinter rund 92 Prozent der Schulden von WeWork stehen, hätten dem Plan zugestimmt, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Dienstag mit.
Die Idee hinter WeWork ist, in sogenannten Co-Working-Spaces Büroräume mit gemeinsamer Infrastruktur an Start-ups und Unternehmer zu vermieten. Nach jüngsten Angaben kam die Firma zuletzt auf 660 solcher Standorte in 119 Städten rund um die Welt. In Deutschland ist WeWork unter anderem in Berlin und Frankfurt präsent.
Bereits vergangene Woche war die WeWork-Aktie drastisch eingebrochen, nachdem das «Wall Street Journal» von Insolvenzplänen berichtet hatte. WeWork reichte nun einen tatsächlich einen Insolvenzantrag mit Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts ein.
WeWork wurde vor einigen Jahren zu einem mahnenden Beispiel für maßlos überbewertete US-Start-ups und steckte zuletzt wieder in Schwierigkeiten. Schon im August räumte das Unternehmen mit Blick auf seine Verluste und den erwarteten Geldbedarf «erhebliche Zweifel» am Fortbestehen ein. Im September wurden erste Schritte angeschoben, das Immobilien-Portfolio zu verkleinern.
WeWork hatte Anfang Oktober eine fällige Schuldenzahlung ausfallen lassen. Das setzte einen Countdown von 30 Tagen in Gang, nach dem die Firma offiziell für zahlungsunfähig erklärt worden wäre. Vergangene Woche handelte WeWork einen einwöchigen Aufschub aus.
Unter anderem dank geschickter Vermarktung durch die Gründer investierten Geldgeber in WeWork zeitweise zu einer Gesamtbewertung von bis zu 47 Milliarden Dollar. Mit diesem Ruf wollte WeWork 2019 an die Börse gehen - doch statt eines Triumphs gab es einen Flop. Der tiefere Einblick ins Geschäft im Börsenprospekt veranlasste große Investoren, einen Bogen um die verlustreiche Firma zu machen.
Teuer wurde das damalige Debakel vor allem für den japanischen Konzern Softbank des Milliardärs Masayoshi Son. Softbank und sein mit saudi-arabischen Geldern gestützter Vision-Investitionsfonds hatten sich für neun Milliarden Dollar einen Anteil von 29 Prozent an WeWork gesichert. Als der Börsengang 2019 platzte, nahm Softbank weitere 9,5 Milliarden Dollar in die Hand, um auf 80 Prozent aufzustocken und den umstrittenen Mitgründer und Chef Adam Neumann herauszudrängen.
Doch auch unter der Regie von Softbank blieb WeWork glücklos. In der Corona-Pandemie leerten sich Büros weltweit, weil Menschen zu Hause arbeiteten. Auch nach Abklingen der Pandemie tat sich WeWork schwer damit, Büroflächen zu füllen. Zugleich mussten Mietkosten für Gebäude bezahlt und Schulden bedient werden.
Im Jahr 2021 schaffte es WeWork über einen Umweg doch noch an die Börse - durch die Fusion mit einer Blankoscheck-Firma. Nach dem jüngsten Kurseinbruch fiel der Wert auf gut 44 Millionen Dollar. (dpa)