Homeoffice-Pflicht endet: 90 Prozent wollen weiter zuhause arbeiten

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Pflicht, Homeoffice anzubieten, endet - kommt jetzt das Recht darauf? Bayerns SPD-Chefin Ronja Endres will das Arbeiten von zu Hause dauerhaft sichern. «Wir brauchen eine Regelung, die Arbeitnehmern ein verbindliches Recht auf mobiles Arbeiten zusichert», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in München.

Bei vielen Arbeitnehmern dürfte das gut ankommen: 90 Prozent wollen einer aktuellen Umfrage zufolge zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft wehrt sich indes gegen eine Verpflichtung der Arbeitgeber.

Ein Recht auf mindestens 24 Tage Homeoffice pro Jahr fordert Endres, «im Idealfall sogar mehr». Mit Freiwilligkeit werde man nicht weit kommen, ist sie überzeugt. «Gerade die Hochphase der Corona-Krise mit ihren weiterhin gut gefüllten Büros hat gezeigt, dass beim Thema Homeoffice und mobiles Arbeiten viele Arbeitgeber noch große Vorbehalte haben.»

Dabei gehe es nicht nur um den berechtigten Anspruch, sich angesichts der neuen Delta-Variante schützen zu wollen. «Homeoffice ist eine neue Lebensrealität geworden, dem sollten wir als Politik Rechnung tragen», sagte die SPD-Vorsitzende. Sie könne nicht verstehen, warum die Union im Bund die Bemühungen der SPD für ein Recht auf Homeoffice nach wie vor torpediere.

Eine aktuelle Umfrage der Krankenkasse DAK Bayern zeigt bei einer großen Mehrheit der Arbeitnehmer den Wunsch, auch weiter zumindest teilweise von zu Hause aus zu arbeiten. 90 Prozent gaben demnach an, auch künftig mindestens ein Viertel ihrer Arbeitszeit daheim ableisten zu wollen; 46 Prozent wollen höchstens zur Hälfte, 10 Prozent fast gar nicht mehr ins Büro zurück.

«Das Homeoffice ist mittlerweile bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern fest etabliert. Sie haben gemerkt, wie gut es sich in den eigenen vier Wänden arbeiten lässt», stellte DAK-Landeschefin Sophie Schwab fest. Auch 85 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass sich geeignete Aufgaben im Homeoffice genauso gut erledigen lassen wie im Büro. Sieben von zehn sehen sich sogar produktiver, und knapp zwei Drittel nehmen die Arbeit angenehmer wahr.

Ein Grund dafür: 85 Prozent können dank Heimarbeit Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren; 78 Prozent gewinnen durch den Wegfall des Arbeitsweges Zeit; und 72 Prozent genießen es, Aufgaben gezielter über den Tag verteilen und mit Freizeit kombinieren zu können.

Allerdings gibt es auch Nachteile: «Häufig verstärkt sich ein ungesunder Lebensstil», erläuterte Schwab. So bewegten sich zwei Drittel im Homeoffice weniger als sonst, nur jeder Zweite unterbreche langes Sitzen bewusst. Rückenleiden und Gewichtszunahmen seien die Folge. Schwab forderte deshalb: «Da viele Beschäftigte auch nach Corona weniger im Büro arbeiten werden, müssen wir einen stärkeren Fokus auf die Gesundheit im Homeoffice legen.»

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft steht einem Recht auf Homeoffice kritisch gegenüber. «Die Entscheidung "Homeoffice oder nicht" muss immer eine Entscheidung des Unternehmens sein, betonte der Verband jüngst. «Sie darf nicht staatlich angeordnet werden. Denn die Betriebe können selbst am besten beurteilen, welche Arbeiten im Homeoffice gemacht werden können und welche nicht.» Die vbw befürchtet durch Homeoffice zudem Verluste bei Produktivität, Kreativität und Wettbewerbsfähigkeit.

Allerdings gibt es in der bayerischen Wirtschaft auch Fans des Arbeitens von zu Hause aus: Der Siemens-Konzern beispielsweise hat bereits vor knapp einem Jahr beschlossen, für große Teile seiner weltweiten Belegschaft mobiles Arbeiten an zwei bis drei Tagen pro Woche zu ermöglichen. Unter anderem wollte das Unternehmen dadurch seine Mitarbeiter motivieren und im Kampf um Talente attraktiver werden.

90 Prozent wollen laut Studie weiter im Homeoffice arbeiten

Nach dem Auslaufen der Homeofficepflicht wollen einer Studie zufolge neun von zehn Beschäftigten weiter von zu Hause aus arbeiten. Zu sehr überwiegen die Vorteile die Nachteile, wie eine Studie der Krankenkasse DAK Bayern ergab, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. «Das Homeoffice ist mittlerweile bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern fest etabliert. Sie haben gemerkt, wie gut es sich in den eigenen vier Wänden arbeiten lässt», kommentierte DAK-Landeschefin Sophie Schwab.

90 Prozent gaben demnach bei einer repräsentativen Umfrage an, auch künftig mindestens ein Viertel ihrer Arbeitszeit daheim ableisten zu wollen. 46 Prozent wollen höchstens zur Hälfte, zehn Prozent fast gar nicht mehr ins Büro zurück. Während der zweiten Corona-Welle waren laut DAK rund 40 Prozent der Beschäftigten in Bayern im Homeoffice - bei hoher Arbeitszufriedenheit und Produktivität.

85 Prozent der befragten Betroffenen im Freistaat sind der Meinung, dass sich dafür prinzipiell geeignete Aufgaben im Homeoffice genauso gut erledigen lassen wie im Büro. Sieben von zehn empfinden sich sogar als produktiver, und knapp zwei Drittel nehmen die Arbeit angenehmer wahr.

Ein Grund dafür: 85 Prozent können dank Heimarbeit Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren. 78 Prozent gewinnen durch den Wegfall des Arbeitsweges Zeit, und 72 Prozent genießen es, Aufgaben gezielter über den Tag verteilen und mit Freizeit kombinieren zu können. Damit sind sämtliche der genannten Werte im Vergleich zur ersten Corona-Welle im Jahr 2020 gestiegen.

Allerdings gibt es auch Nachteile: «Häufig verstärkt sich ein ungesunder Lebensstil», erläuterte Schwab. Zwei Drittel bewegten sich weniger als sonst, nur jeder Zweite unterbreche langes Sitzen bewusst. Rückenleiden und Gewichtszunahmen seien die Folge. Schwab forderte deshalb: «Da viele Beschäftigte auch nach Corona weniger im Büro arbeiten werden, müssen wir einen stärkeren Fokus auf die Gesundheit im Homeoffice legen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Deutschland sind die Chancen für ausländische Arbeitnehmer gestiegen, dass ihre beruflichen Abschlüsse anerkannt werden. Gut zwei von drei positiv entschiedenen Anerkennungsverfahren drehen sich um medizinische Berufe.

Wer Fotos oder Videos im Internet veröffentlicht, auf denen im Hintergrund eine Fototapete zu sehen ist, verletzt damit gemeinhin keine Urheberrechte. In einem der vorliegenden Fälle wurde eine solche Tapete in einem Hotelzimmer verwendet.

In Deutschland waren 25- bis 64-Jährige mit mittlerem Bildungsabschluss im Jahr 2023 deutlich häufiger erwerbstätig als im OECD-Durchschnitt. Die höchsten Quoten für Personen mit mittlerem Bildungsstand wiesen Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen auf.

In Zeiten von mobilem Arbeiten, Telearbeit und Heimarbeitsplätzen kann die ausreichende Zahl an Ersthelfern im Betrieb zur organisatorischen Herausforderung werden. Wie Erste Hilfe, Alarmierung und Rettungskette trotzdem funktionieren, verrät die BGN.

Heftige Erkältung oder Magen-Darm-Infekt - wer zu krank ist, um zu arbeiten, kann sich krankschreiben lassen. Dafür muss man sich nicht unbedingt ins Wartezimmer seines Arztes schleppen.

Ob beim Start in einen neuen Job oder während einer laufenden Anstellung – es kommt vor, dass der Arbeitgeber ein polizeiliches Führungszeugnis anfordert. Aber sind Arbeitnehmer tatsächlich verpflichtet, dem nachzukommen?

Eine neue Studie von Hilton zeigt, dass die Deutschen fleißiger Treuepunkte sammeln als je zuvor. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen haben zwei oder mehr Kundenkarten. Millennials sind die fleißigsten Sparer. Lockende Gratisangebote sind die treibende Kraft.

Aufhören oder weitermachen? Woran man merkt, dass man zu alt für den Job ist - und welche Wege es in den Ruhestand gibt: Experten zeigen unterschiedliche Wege auf.

Nach der Rezession 2023 sehen Wirtschaftsforscher die deutsche Wirtschaft auf der Stelle treten: Die Industrie schrumpft, die Hoffnung auf eine Erholung durch mehr Exporte und Konsum ist zerstoben.

Hier eine Pizza, da ein Eis - statt Obst und Gemüse. Die Ernährung vieler Kinder weicht einer Analyse zufolge teils deutlich von den Empfehlungen ab. Das kann fatale Folgen haben, warnen Fachleute.