IAB-Studie: Deutsche Kurzarbeiterregelung international konkurrenzfähig

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Deutschlands Kurzarbeiterregelung hält dem internationalen Vergleich stand: Eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt zu dem Schluss, dass die Stützung der Beschäftigung in der Corona-Krise über das Kurzarbeitergeld sinnvoll war. Im Ausland angewandten Modellen ist die deutsche Lösung in Teilen überlegen, wenngleich es auch Schwächen gebe, sagten die Autoren der Studie, IAB-Direktor Bernd Fitzenberger und IAB-Vize Ulrich Walwei im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

«Wir haben es in Deutschland bis Mitte 2021 sehr gut gemacht. Beim Ausstieg gibt es Verbesserungsmöglichkeiten.» Andere europäische Länder hätten ihre Sonderkonditionen für die Pandemie zum Teil deutlich schneller zurückgefahren als Deutschland. Nicht geglückt sei in der Bundesrepublik auch die Verknüpfung von Kurzarbeit und Weiterbildung. Andererseits sei auch nicht der befürchtete Effekt eingetreten, dass nicht überlebensfähige Unternehmen mit staatlicher Unterstützung vorübergehend am Leben gehalten wurden. Es habe keine Insolvenz- oder Entlassungswelle nach der Kurzarbeit gegeben.

In Deutschland waren in der Spitze im April 2020 fast sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit. Die Bundesagentur musste allein im Jahr 2020 mehr als 20 Milliarden Euro für Kurzarbeitergeld auszahlen.

«Wir haben versucht Lehren zu ziehen, aus der Nutzung von Kurzarbeit in Deutschland und im Ausland», sagte Fitzenberger. «Man sieht überall gewisse Erfolge, man sieht aber auch Grenzen.» Die Frage sei: «Kann mein einzelne Elemente sinnvoll übertragen?», sagte Walwei.

Verglichen wurde das deutsche System mit den Kurzarbeiter-Hilfen in Italien, Spanien, Frankreich, Australien und den USA. Die Studie ergab, dass die außereuropäischen Modelle nicht nachahmenswert sind. In Australien wurde einfach ein Lohnkostenzuschuss an die Unternehmen gezahlt - mit der Folge erheblicher Mitnahmeeffekte derjenigen Betriebe, die das gar nicht nötig hatten. In den USA wurde in vielen Bundesstaaten gar keine staatliche Hilfe angeboten, sondern Arbeitslosigkeit vorübergehend in Kauf genommen.

Anderen europäischen Kurzarbeits-Systemen, wo die Zugänge während der Pandemie teils noch stärker erleichtert wurden als in Deutschland, sei es gelungen, schneller aus den Sonderregelungen wieder auszusteigen. In Italien sei etwa eine Regelung eingeführt worden, die es Unternehmen zur Pflicht macht, später höhere Beiträge in die Kurzarbeiterkasse einzuzahlen, wenn sie Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen.

Spanien habe dank einer großzügigen Kurzarbeiterregelung seine erste Rezession erlebt, in der der Rückgang des Bruttoinlandsproduktes größer war als der Rückgang der Beschäftigung. In der Spitze seien 20 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit gewesen. Spanien hatte als erstes EU-Land schon im Juni 2020 den Status der Höheren Gewalt wieder auslaufen lassen und die Sonderregelungen sukzessive zurückgefahren. In Deutschland gilt der erleichterte Zugang noch bis Juni 2023.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Betriebsferien ermöglichen es Arbeitgebern, einen Zeitraum festzulegen, in dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Urlaub nehmen müssen. Aber: Einfach so und spontan geht das nicht.

In der Corona-Pandemie haben zahlreiche Beschäftigte von zu Hause gearbeitet. Trotz aktueller Debatten über die Rückkehr ins Büro zeigt eine neue Studie: In vielen Firmen ist das Homeoffice etabliert.

Azubis dringend gesucht – mehr denn je ist das leider für viele Unternehmen eines der drängenden Probleme. In ihrer Ausbildungsumfrage 2024 meldet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) einen Höchststand für die Zahl der Betriebe, die nicht genug Nachwuchs finden.

Sie haben Ihren Urlaub geplant, doch dann trifft eine unerwartete Urlaubssperre durch den Chef ein? Aus welchen Gründen kann das möglich sein und wie lang darf eine Urlaubssperre andauern?

Zum Jahresbeginn 2025 tritt der neue Gefahrtarif der Berufs­genossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) in Kraft. Auf dieser Grundlage berechnet die BGN die Beiträge für ihre Versicherungs- und Betreuungsleistungen.

Ausbildungsplatz sucht Azubi - so kann man die Lage vieler Betriebe inzwischen beschreiben. Die Industrie- und Handelskammer schlägt Alarm - und die Firmen müssen kreativ werden.

Von Zuhause aus zu arbeiten, hat viele Vorteile: Man spart sich den Weg ins Büro und kann am Schreibtisch ungehemmt snacken. Damit das Homeoffice wirklich gut klappt, ist noch etwas wichtig: Lüften.

Laptop einstecken und heimlich im Urlaub arbeiten? Eine Befragung zeigt: für ein Drittel der Beschäftigten ein No-Go. Ist arbeiten aus dem Ausland überhaupt erlaubt und welche Konsequenzen drohen?

Bei einer Kündigung stellt sich auch immer die Frage: Was passiert jetzt eigentlich mit dem Resturlaub? Stehen dem Gekündigten die Urlaubstage noch zu? Muss der Arbeitgeber sie ausbezahlen? Und was, wenn der Arbeitgeber den Resturlaub verweigert?

Für Fraport gibt es im zweiten Quartal ein Plus bei Umsatz und Gewinn. Die Probleme von Boeing wirken sich allerdings auch auf den Flughafenbetreiber aus. Und auch bei Airbus läuft es nicht ganz rund.