Insolvenzverwalter berichten von mehr Pleiten im Gastgewerbe wegen Personalmangel

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Coronahilfen, Kurzarbeitergeld und Energiepreishilfen: Für die Krisen der letzten zweieinhalb Jahre hat die Bundesregierung ein umfangreiches Hilfsangebot entworfen. Die aktuelle Statistik zu den Unternehmensinsolvenzen zeigt deshalb weiterhin wenig Veränderung. Doch der zunehmende Arbeitskräftemangel bringt erste Unternehmen in die wirtschaftliche Schieflage. Dies kann auch der Staat nicht mehr abfedern. Der Berufsverband der Insolvenzverwalter empfiehlt, sich frühzeitig auf die neue Personallage einzustellen.

Das Statistische Bundesamt hat nun die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Mai 2022 und die weitere Entwicklung des Insolvenzgeschehens im Juli 2022 veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der beantragen Unternehmensinsolvenzen im Mai (1242) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,3 Prozent gestiegen. Diese liegt aber weiterhin deutlich unterhalb der Zahlen der Vorjahre (Mai 2020: -14,7 Prozent, Mai 2019: -27,3 Prozent).

Nach vorläufigen Angaben sind die beantragen Unternehmensinsolvenzen im Juli 2022 um 4,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Schon im Juni wiesen die Zahlen einen Rückgang gegenüber Mai 2022 um 7,6 Prozent aus. Besondere Auswirkungen infolge der gestiegenen Energiepreise oder der Wirtschaftssanktionen unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges sind in den Destatis-Zahlen bisher nicht ablesbar.

"Auch wenn die Zahlen nicht dramatisch ansteigen, ändern sich die Ursachen von Insolvenzverfahren", sagt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). "Unsere Mitglieder berichten in diesen Tagen häufiger von Unternehmen, die aufgrund des Arbeitskräftemangels in die Insolvenz geraten sind. Das sind Unternehmen - insbesondere aus Gastronomie oder Hotellerie - die schon lange aktiv sind, aber einen Personalbedarf haben, der einfach nicht mehr zu decken ist."

Unternehmen reagieren auf den Personalmangel üblicherweise mit einer Begrenzung ihrer Kapazitäten wie z.B. den zusätzlichen Ruhetag im Restaurant oder einem verkürzten Barbetrieb. Dies schlägt dann auf die Umsätze und Fixkosten durch und kann das Unternehmen schnell in die wirtschaftliche Schieflage bringen. Insolvenzen drohen.

"Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt. Man muss sich wahrscheinlich von Geschäftsmodellen verabschieden, die auf die freie Verfügbarkeit vieler preiswerter Arbeitskräfte setzen. Der demographische Wandel wird diese Entwicklung verstärken. Es ist wichtig, jetzt das Unternehmen zu transformieren und die Geschäftsgrundlage an die neue Situation anzupassen. Ein Wandel, der nur auf die Reduzierung der Kapazitäten setzt, ist in vielen Fällen zu kurz gedacht", so der VID-Vorsitzende.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Sachsen-Anhalt haben die Sommerferien in diesem Jahr vergleichsweise früh begonnen. Auch weil das Wetter unbeständig war, lief das Geschäft in Hotels und Gastronomien nicht so gut.

Viele dürften das kennen: arbeiten, bis es nicht mehr geht - oder länger. Sind die Ansprüche, die Menschen an sich stellen, zu hoch, bedeutet das enormen Stress. Doch es gibt noch mehr Ursachen.

Für viele Arbeitnehmer in Deutschland gehören Überstunden zum Arbeitsalltag. Am weitesten verbreitet war Mehrarbeit im vergangenen Jahr in den Bereichen Finanz- und Versicherungsleistungen und Energieversorgung, am niedrigsten im Gastgewerbe.

Eine Abmahnung kann in der Personalakte verbleiben, ohne dass sie je verfällt. Aber trifft das auf alle Abmahnungen zu? Und: Welche Rechte haben Arbeitnehmer bei unrechtmäßigen Abmahnungen?

Röstaromen sind geschmacklich eine feine Sache. Und für viele Genießer besonders lecker, wenn das Grillgut über Holzkohle lag. Doch steht der Kohlegrill drinnen, kann’s problematisch werden. Die BGN hat passende Tipps parat.

Die Architektur moderner Bürogebäude durchläuft eine bemerkenswerte Metamorphose. Nicht mehr nur Orte der Arbeit, verwandeln sich Bürogebäude in Räume, die Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die eServices im Bereich Arbeitsmarktzulassung erweitert. Anträge für Ferienbeschäftigungen können seit dem 18. Juli 2024 vollständig digital gestellt werden. Das berichtet der DEHOGA Bundesverband.

Die Schlussabrechnungen für Corona-Wirtschaftshilfen können noch bis zum 30. September 2024 eingereicht werden. Derzeit sind noch rund 300.000 Schlussabrechnungen offen.

Für volljährige Personen sind seit dem 1. April 2024 Besitz und Konsum von Cannabis-Produkten in bestimmten Mengen erlaubt. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Sicherheit am Arbeitsplatz?

Ein befristeter Vertrag hat eigentlich ein festes Start- und Enddatum. Zwar können zeitlich beschränkte Verträge verlängert werden, wenn beide Seiten einverstanden sind, aber können sie auch vorzeitig gekündigt werden?