Käufer will meiste Galeria-Filialen erhalten - «Teil der Lebenskultur»

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die neuen Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof wollen die insolvente Warenhauskette wieder in die Erfolgsspur bringen. «Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus», sagte Investor Bernd Beetz am Mittwoch in Essen. Das Warenhaus sei Teil der deutschen Lebenskultur.» Der 73-Jährige bildet zusammen mit der US-Investmentgesellschaft NRDC ein Konsortium, das Galeria übernehmen will.

Die neuen Eigentümer würden voraussichtlich mehr als 70 der derzeit noch 92 Filialen fortführen, sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Diese Zahl sei Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Dass Beetz und NRDC in dem Bieterverfahren den Zuschlag bekommen haben, war bereits am Dienstag bekannt geworden.

Wie viele Filialen am Ende von den Investoren tatsächlich übernommen werden, steht noch nicht fest. Ob Galeria die Filialen weiter betreiben wird, hängt von der Höhe der Mieten ab. Über viele Mietverträge werde noch mit den Vermietern verhandelt, hieß es. Die Entscheidung über die Anzahl der zu übernehmenden Filialen werde daher erst Ende April fallen. Galeria ist in allen Filialen Mieter. 

«Ein Arbeitsplatzabbau ist leider erforderlich», sagte Denkhaus. So würden in der Unternehmenszentrale in Essen rund 450 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen sein, «rund die Hälfte der Belegschaft». Mit den verbliebenen Kollegen werde Galeria eine mittelständische Struktur haben. «Im Mittelpunkt der nächsten Tage stehen der Interessenausgleich und ein Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat», hieß es. Eine Transfergesellschaft solle initiiert und sozialverträglich organisiert werden.

Geplant ist der Umzug in eine neue Unternehmenszentrale. Der Mietvertrag für die aktuelle Zentrale werde im kommenden Jahr enden. Wo die neue Zentrale angesiedelt werde, sei noch offen.

Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen. 

Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe des Österreichers René Benko gehörende Konzern beschäftigt derzeit noch rund 12 800 Menschen.

Beetz, der auch Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim ist, verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im Luxus- und Konsumgütersegment. Während des Zusammenschlusses von Galeria Kaufhof und Karstadt in den Jahren 2018 und 2019 war er bereits Aufsichtsratschef von Kaufhof. Jetzt will er zusammen mit Galeria-Chef Olivier Van den Bossche Galeria führen - Van den Bossche als operativer Vorstandschef, Beetz als Miteigentümer und «Chairman» (zu deutsch: Vorsitzender). Mit dem Eigentümer von NRDC, Richard Baker, ist Beetz nach eigenen Angaben «schon seit Jahren freundschaftlich verbunden». 

«Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen», sagte Beetz. Die nächsten Wochen seien entscheidend, um die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell zu schaffen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, «können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen», so Beetz. «Wir schieben einen ganzen Batzen Cash in das Unternehmen.» Galeria werde sofort Zugriff drauf haben. Wie viel Geld die neuen Eigentümer investieren wollen, sagte er nicht.

Die Übernahme durch das Konsortium bietet nach Ansicht des Deutschen Städtetages eine Zukunftsperspektive. «Viele Städte mit Galeria-Standorten werden heute aufatmen», erklärte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. «Mit der Trennung von der Signa-Gruppe haben diese Häuser eine echte Chance auf einen Neustart.» Die Gewerkschaft Verdi forderte, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiere, die Standorte erhalte und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichere. «Der neue Eigentümer sollte gemeinsam mit den Beschäftigten ein modernes Zukunftskonzept entwickeln und auf den Weg bringen, das die Stärke der Warenhäuser ausspielt: ein breites Sortiment gepaart mit guter Beratung», erklärte Bundesvorstand Silke Zimmer. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Zur EM in Deutschland hat die Gema über 26.000 öffentliche Ausstrahlungsorte für Fernsehübertragungen gezählt, die eigens zur Europameisterschaft angemeldet wurden. Die meisten Public-Viewing-Standorte befinden sich in Berlin, gemessen an der Einwohnerzahl liegt Köln an der Spitze.

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland versenden Emojis. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) tut dies in jeder einzelnen Nachricht, 31 Prozent in der Mehrzahl und 24 Prozent in wenigen Nachrichten. Emojis sind auch in der Job-Kommunikation üblicher geworden, stiften aber auch oft Verwirrung.

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juni 2024 um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im Mai hatte sie noch um 25,9 Prozent zugenommen.

Mit dem Wachstumschancengesetz tritt ab dem 1. Januar 2025 auch die E-Rechnungspflicht in Kraft. Sie bringt neue Herausforderungen für alle inländischen Unternehmen und somit auch für die Hotellerie- und Gastronomiebetriebe mit sich.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland beklagen massive Umsatzeinbußen und Gewinnrückgänge. Die Sorgen sind groß, die Aussichten getrübt. Von der EM im eigenen Land konnten nur wenige Betriebe direkt profitieren, so eine aktuelle DEHOGA-Umfrage.

Knapp die Hälfte der Tarifbeschäftigten in Deutschland erhält in diesen Wochen Urlaubsgeld. Das Statistische Bundesamt nennt einen Anteil von 46,8 Prozent, der sich damit seit dem Vorjahr nicht verändert hat.

Anzeige

In der Gastro- und Hotelbranche fehlen Fach-, Service- und Saisonkräfte an allen Ecken und Enden. Der deutsche Personaldienstleister World Wide Working bietet jetzt eine schnelle und effiziente Lösung für dieses drängende Problem. Das Unternehmen greift dabei auf einen riesigen Pool an geeigneten Arbeitnehmern aus unterschiedlichsten Ländern zurück, die zuvor fit für den hiesigen Arbeitsmarkt gemacht werden. 

Der Arbeitsstättenausschuss hat eine neue Technische Regel (ASR) für die Bildschirmarbeit veröffentlicht. Darin finden sich Gestaltungsanforderungen z.B. für die Anordnung und Qualität von Bildschirmen, Arbeitsstühle oder Beleuchtung. Die neue ASR findet keine Anwendung auf mobile Arbeit oder Homeoffice.

Im Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern hat es in einer zweiten Tarifverhandlungsrunde am Mittwoch keine Einigung gegeben. Das teilten die Vertreter der Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern mit. 

Sie wollen offene Stellen schnell bekannt machen? Verleihen Sie Ihrer Ausschreibung mit einer Veröffentlichung im Tageskarte-Newsletter und auf der Tageskarte-Webseite FÜR NUR 199 EURO jetzt zusätzlichen Schwung. 14.000 echte Abonnenten jetzt einfach und direkt ansprechen.