Kündigen ohne neuen Job? Was bei der Entscheidung hilft

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Wer unzufrieden mit dem derzeitigen Job ist, denkt vielleicht daran, diesen zu kündigen, auch ohne eine neue Stelle in Aussicht zu haben. Doch bevor man eine solche Entscheidung trifft, sollte man sich selbst einige Fragen stellen - und ehrlich beantworten.

Der Kölner Karriereberater Bernd Slaghuis rät in einem Blog-Beitrag auf Xing, sich zu fragen:

1. Bin ich wirklich schon bereit, an meiner Zukunft zu arbeiten?

Das erfordere Slaghuis zufolge nämlich «die mentale Bereitschaft», über die Ziele der nächsten Jahre und möglichen Schritte dorthin nachzudenken.

Vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die in ihrem Beruf frustriert sind, falle es allerdings schwer, ihre Gedanken hin zu einer neugierigen und motivierenden Sicht auf das Morgen zu lenken. In diesem Fall könne es sinnvoll sein, zunächst Abstand von der aktuellen Situation zu gewinnen, bevor man etwas Neues startet - und sich mit einer Kündigung eine Auszeit zu verschaffen.

Bei anderen Beschäftigten reiche hingegen bereits eine gezielte Veränderung der eigenen Einstellung zur aktuellen Tätigkeit aus, um die nötige Distanz zu gewinnen, so Slaghuis.

2. Wie viel Zeit habe ich für Jobsuche und Bewerbung?

Eine erfolgreiche Bewerbung ist häufig mit einigem Aufwand verbunden - von der Suche nach passenden Stellen bis zu Bewerbungsgesprächen. Fehlt es im derzeitigen Job an den nötigen Freiräumen dafür, könne es sinnvoll sein, bewusst zu kündigen - und sich voll und ganz auf die Neuorientierung zu konzentrieren.

Sei man sich hingegen sicher, dass einem nach einer Kündigung zu Hause die Decke auf den Kopf fallen wird, sei es besser, zunächst im bisherigen Job zu bleiben, rät Slaghuis. Und sich dort bewusst jene Freiräume zu schaffen, die für Jobsuche und Bewerbung benötigt werden, etwa indem man keine Überstunden sammelt.

3. Welchen Zeitraum kann ich finanziell entspannt überbrücken?

Bevor man ohne neuen Job in der Hinterhand kündigt, sollte man sich konkret ausrechnen, welche Rücklagen man hat, wie hoch die laufenden Ausgaben sind - und auf was man für eine gewisse Zeit vielleicht verzichten könnte.

Denn wer selbst kündigt, muss üblicherweise mit einer zwölfwöchigen Sperrzeit rechnen, während der kein Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht. Kommt man dennoch die nächsten sechs bis neun Monate einigermaßen sorgenfrei ohne volles Gehalt über die Runden, kann eine Kündigung eine Option sein.

«Wen die finanzielle Situation bei Eigenkündigung ohne neue Stelle zu sehr unter Druck und bei der Jobentscheidung unter Zugzwang setzt, der sollte besser parallel zum aktuellen Job nach Stellen suchen», rät Slaghuis. Denn Druck sei kein guter Ratgeber bei Jobentscheidungen. Kraft für die anstehende Bewerbungsphase tankt man dann womöglich besser anderweitig, etwa durch einen Urlaub.

4. Wie ist meine Haltung als Jobwechsler und Bewerber?

Empfindet man selbst die entstehende Lücke im Lebenslauf als «Schandfleck», ist es womöglich keine gute Idee, ohne neuen Job zu kündigen. Denn spätestens bei der Frage im Bewerbungsgespräch, warum man die letzte Stelle freiwillig an den Nagel gehängt hat, werde sich dann «der Angstschweiß» auf der Stirn breitmachen, so Slaghuis.

«Wer sich für die Kündigung ohne neuen Job entscheidet, der sollte dies mit dem Bewusstsein tun, dass dieser Schritt mit bestem Wissen aus heutiger Sicht eine persönlich gute Entscheidung ist», rät der Karriereberater in dem Beitrag, «und auch Dritten gegenüber dazu stehen». (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

In Deutschland waren 25- bis 64-Jährige mit mittlerem Bildungsabschluss im Jahr 2023 deutlich häufiger erwerbstätig als im OECD-Durchschnitt. Die höchsten Quoten für Personen mit mittlerem Bildungsstand wiesen Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen auf.

In Zeiten von mobilem Arbeiten, Telearbeit und Heimarbeitsplätzen kann die ausreichende Zahl an Ersthelfern im Betrieb zur organisatorischen Herausforderung werden. Wie Erste Hilfe, Alarmierung und Rettungskette trotzdem funktionieren, verrät die BGN.

Heftige Erkältung oder Magen-Darm-Infekt - wer zu krank ist, um zu arbeiten, kann sich krankschreiben lassen. Dafür muss man sich nicht unbedingt ins Wartezimmer seines Arztes schleppen.

Ob beim Start in einen neuen Job oder während einer laufenden Anstellung – es kommt vor, dass der Arbeitgeber ein polizeiliches Führungszeugnis anfordert. Aber sind Arbeitnehmer tatsächlich verpflichtet, dem nachzukommen?

Eine neue Studie von Hilton zeigt, dass die Deutschen fleißiger Treuepunkte sammeln als je zuvor. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen haben zwei oder mehr Kundenkarten. Millennials sind die fleißigsten Sparer. Lockende Gratisangebote sind die treibende Kraft.

Aufhören oder weitermachen? Woran man merkt, dass man zu alt für den Job ist - und welche Wege es in den Ruhestand gibt: Experten zeigen unterschiedliche Wege auf.

Nach der Rezession 2023 sehen Wirtschaftsforscher die deutsche Wirtschaft auf der Stelle treten: Die Industrie schrumpft, die Hoffnung auf eine Erholung durch mehr Exporte und Konsum ist zerstoben.

Hier eine Pizza, da ein Eis - statt Obst und Gemüse. Die Ernährung vieler Kinder weicht einer Analyse zufolge teils deutlich von den Empfehlungen ab. Das kann fatale Folgen haben, warnen Fachleute.

Ransomware hat sich in Deutschland zu einem lukrativen Geschäftszweig für Cyberkriminelle entwickelt. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 6 von 10 Unternehmen auf diese Weise angegriffen.

Trotz Digitalisierung und Automatisierung müssen immer noch viele Menschen in ihrem Job harte körperliche Arbeit verrichten. Im Gastgewerbe sind es rund 40 Prozent der Erwerbstätigen, die schwer schuften müssen.