Lebensmittelverschwendung: Fast jeder dritte Deutsche verschätzt sich beim Kochen

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Sollte es erlaubt werden, Lebensmittel aus dem Müll von Supermärkten zu "retten"? Eine Frage, die gerade ganz Deutschland bewegt. Schließlich werden dort jeden Tag große Mengen Lebensmittel entsorgt, die häufig noch essbar sind. Jüngst scheiterte ein Versuch des Hamburger Justizsenators, das Bedienen aus gewerblichen Müllcontainern zu legalisieren. Doch auch in privaten Haushalten ist Lebensmittelverschwendung ein Thema. Warum schmeißen die Deutschen so viel Nahrung weg? Und was landet am häufigsten in der Tonne? Damit beschäftigt sich eine aktuelle forsa-Studie im Auftrag von RaboDirect.

Fast jeder dritte Deutsche (32 %) warf zwischen Frühjahr 2018 und 2019 (Erhebung April 2019) Lebensmittel weg, weil zu große Portionen gekocht wurden. Weitere 29 Prozent kauften in zu großen Mengen ein und konnten nicht alle Lebensmittel zubereiten. Unter den 30- bis 44-Jährigen trifft Letzteres sogar auf 37 Prozent zu. Ein weiterer Grund für das Wegschmeißen ist das in Deutschland heiß diskutierte Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Entgegen der leider weit verbreiteten Annahme ist das MHD kein empfohlenes Wegwerfdatum, sondern - wie der Name besagt - lediglich eine Angabe, bis wann Produkte mindestens haltbar sind. Folglich sind diese oft auch noch eine Weile nach Überschreitung des MHDs genießbar, was sich mittels einer kurzen Prüfung von Optik und/oder Geruch leicht feststellen lässt. 

Der ehemalige Bundesernährungsminister Christian Schmidt hatte vorgeschlagen, diese Kennzeichnung für bestimmte Lebensmittel abzuschaffen. Warum, wird schnell klar: Jeder fünfte Deutsche (19 %) entsorgte sein Essen, weil das MHD abgelaufen war. Besonders Männer schreckt das Datum ab - 24 Prozent von ihnen warfen abgelaufene Produkte weg, bei den Frauen waren es 15 Prozent. Alarmierende Zahlen, die zeigen: In deutschen Haushalten landet noch viel zu viel Nahrung im Müll. Das ist nicht nur schade um die wertvollen Lebensmittel, es verursacht auch einen erheblichen Umweltschaden.
 

1,3 Millionen Tonnen CO2 könnten vermieden werden.

Energie, Wasser, Anbauflächen: Mit jedem weggeworfenen Lebensmittel verschwenden wir kostbare Ressourcen unseres Planeten. Laut Umweltbundesamt entstehen bei Herstellung und Transport unserer Nahrung jährlich Treibhausgas-Emissionen von 38 Millionen Tonnen. Die Welternährungsorganisation der United Nations (FAO) bricht es noch weiter runter und berichtet von rund einem Kilo CO2, das bei der Produktion von einem Kilo Nahrung entsteht. 1,3 Millionen Tonnen Lebensmittelverluste pro Jahr bedeuten demnach ebenso viele Kilo an ausgestoßenem CO2, die wir vermeiden könnten. Ähnlich dramatisch sieht es beim Wasserverbrauch aus: Laut Experten des UNESCO Institute for Water Education gehen mit jeder verschwendeten Tomate rund 13 Liter Wasser verloren, mit 100 Gramm Rindfleisch sogar über 1.500 Liter. Hinzu kommen Dünge- und Pflanzenschutzmittel, deren Einsatz die Böden belastet.

Obst und Gemüse landen vermehrt in der Tonne.

Trotz der Belastung der Umwelt enden jedes Jahr immer noch elf Millionen Tonnen Nahrung im Müll. Wie so eine Summe zusammenkommt, zeigt ebenfalls die repräsentative forsa-Studie: 92 Prozent der Befragten warfen in dem oben genannten Zeitraum Lebensmittel weg. Am häufigsten (63 %) endet Obst und Gemüse im Abfall. Auch Milchprodukte schmeißen die Bundesbürger häufig (40 %) weg, dicht gefolgt von Backwaren (39 %). Jeder vierte Deutsche (25 %), der Lebensmittel entsorgt, wirft Fleisch oder Fisch weg - Männer tendenziell häufiger (28 %) als Frauen (23 %).


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Taylor Swift hat ihre Fans in Deutschland begeistert. Frohlocken konnten aber auch die Gastgeber an den Auftrittsorten. Eine Mastercard-Auswertungen verdeutlicht den „Swift-Effekt”.

Eine Studie zeigt: Die Vorschläge der KI-Chatbots ChatGPT und Gemin sind meist gesünder als das, was Menschen im Durchschnitt täglich zu sich nehmen. Eine professionelle Ernährungsberatung können die KI-Chatbots jedoch nicht ersetzen.

Kinder und Jugendliche nehmen trotz eines Rückgangs ihres Zuckerkonsums im Vergleich zu früher immer noch zu viel Zucker zu sich. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bonn, die die Aufnahme von freiem Zucker im Alter von 3 bis 18 Jahren ausgewertet hat.

Das Smartphone nicht sofort griffbereit zu haben - für die meisten von uns fast unvorstellbar. Manche Arbeitgeber aber verbieten die private Handynutzung am Arbeitsplatz. Ist das erlaubt?

Ferienwohnungen bieten einigen Komfort. Doch wenn etwas zu Bruch geht, kann das die Freude schnell trüben. Welche Versicherungen wichtig sind – und worauf Urlauber besonders achten sollten.

Auch im Frühjahr ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland weiter gestiegen. Im zweiten Quartal dieses Jahres gingen 46,1 Millionen Menschen einem Job nach oder waren selbstständig. Neue Jobs entstanden allerdings fast ausschließlich in einem Bereich.

Bei vielen galt Alkohol in Maßen lange als gesundheitsfördernd. Doch das stimmt wohl nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre Position dazu jetzt verändert.

Was weiß der Arbeitgeber schon über den Bewerber, bevor er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Eine Suchmaschinenabfrage kann vieles preisgeben. Aber ist das auch erlaubt?

Die Distributionsstrategie eines Unternehmens bildet einen essenziellen Bestandteil seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität. In einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaftsumgebung ist die strategische Planung und Implementierung von Distributionskanälen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Ein Gastbeitrag der HSMA.

Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft, Arbeit auf Abruf: Alles das Gleiche? Nein, denn das eine gilt als Arbeitszeit und das andere nicht. Wann wird es bezahlt - und wann nicht?