Müssen Arbeitgeber gute Zeugnisse ausstellen?

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Ein Arbeitszeugnis sollte Berufstätige nicht daran hindern, in ihrer Karriere voranzukommen. Das haben Gesetzgeber und Gerichte so festgelegt. Heißt das, ausscheidende Beschäftigte müssen mindestens ein gutes Zeugnis bekommen?

Nein. «Der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, ein gutes Zeugnis auszustellen», stellt Anke Marx, Juristin bei der Arbeitskammer des Saarlandes klar. Das Zeugnis müsse aber wohlwollend und wahrheitsgemäß sein und dürfe das berufliche Fortkommen eines oder einer Beschäftigten nicht unnötig erschweren.

Kein Anspruch auf Schluss- oder Dankesformel

Hier ergibt sich für Arbeitgeber oft ein Spannungsfeld. Was, wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiter wirklich keine guten Leistungen erbracht hat? Aus diesem Grund habe sich eine Zeugnissprache entwickelt, «die Leistungen und Verhalten von Arbeitnehmern häufig verklausuliert beschreibt», sagt Marx. Eine kurze Recherche im Internet oder Fachliteratur kann oft helfen, solche Formulierungen richtig zu übersetzen.

Unzulässige «Geheimcodes» dürfen der Juristin zufolge aber nicht ins Zeugnis. Auch die tabellarische Form mit Schulnoten ist der Rechtsprechung zufolge unzulässig, wie das Bundesarbeitsgericht in einem Urteil entschieden hat. Dafür können Arbeitgeber auf Schluss- und Dankesformeln verzichten, wenn sie möchten. Nach ständiger Rechtsprechung bestehe darauf in der Regel kein Anspruch, so Marx.

Besser als «befriedigend»: Beweis vom Arbeitnehmer

Wer mit einem Zeugnis nicht einverstanden ist, kann es beim Arbeitgeber reklamieren. Ist es weiter inhaltlich nicht korrekt, «bleibt nach erfolgloser Reklamation nur die Klage». Arbeitgeber müssten Bewertungen, die schlechter als «befriedigend» sind, vor Gericht beweisen, erklärt die Rechtsexpertin.

Wollen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hingegen eine bessere Note als «befriedigend», ist es ihre Pflicht, vor Gericht zu beweisen, dass sie ein besseres Zeugnis verdient haben. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Heftige Erkältung oder Magen-Darm-Infekt - wer zu krank ist, um zu arbeiten, kann sich krankschreiben lassen. Dafür muss man sich nicht unbedingt ins Wartezimmer seines Arztes schleppen.

Ob beim Start in einen neuen Job oder während einer laufenden Anstellung – es kommt vor, dass der Arbeitgeber ein polizeiliches Führungszeugnis anfordert. Aber sind Arbeitnehmer tatsächlich verpflichtet, dem nachzukommen?

Eine neue Studie von Hilton zeigt, dass die Deutschen fleißiger Treuepunkte sammeln als je zuvor. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen haben zwei oder mehr Kundenkarten. Millennials sind die fleißigsten Sparer. Lockende Gratisangebote sind die treibende Kraft.

Aufhören oder weitermachen? Woran man merkt, dass man zu alt für den Job ist - und welche Wege es in den Ruhestand gibt: Experten zeigen unterschiedliche Wege auf.

Nach der Rezession 2023 sehen Wirtschaftsforscher die deutsche Wirtschaft auf der Stelle treten: Die Industrie schrumpft, die Hoffnung auf eine Erholung durch mehr Exporte und Konsum ist zerstoben.

Hier eine Pizza, da ein Eis - statt Obst und Gemüse. Die Ernährung vieler Kinder weicht einer Analyse zufolge teils deutlich von den Empfehlungen ab. Das kann fatale Folgen haben, warnen Fachleute.

Ransomware hat sich in Deutschland zu einem lukrativen Geschäftszweig für Cyberkriminelle entwickelt. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 6 von 10 Unternehmen auf diese Weise angegriffen.

Trotz Digitalisierung und Automatisierung müssen immer noch viele Menschen in ihrem Job harte körperliche Arbeit verrichten. Im Gastgewerbe sind es rund 40 Prozent der Erwerbstätigen, die schwer schuften müssen.

Bei Angestellten in Deutschland - ob vor Ort oder im Homeoffice - dauert die Mittagspause nur 20 bis 30 Minuten, findet oft am Schreibtisch statt und meist kommt selbst vorbereitetes Essen auf den Tisch.

Für viele ist der Firmenwagen mehr als ein Auto: Er ist Statussymbol, Teil des Gehalts und Arbeitsmittel. Wird der Wagen gestrichen, ist der Ärger mitunter groß. Aber ist das überhaupt erlaubt?