Tourismusbranche in Niedersachsen blickt sorgenvoll in Zukunft

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Hohe Arbeitskosten und fehlende Planbarkeit angesichts ungewisser wirtschaftlicher Rahmenbedingungen lassen viele Betriebe in der Tourismusbranche in Niedersachsen mit Sorge in die Zukunft blicken. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) unter rund 450 Betrieben hervor. Demnach ist ein Großteil der Betriebe zwar zufrieden mit der zurückliegenden Saison im Frühjahr und Sommer - die Zukunftsaussichten bewerten Gastronomen, Beherbergungsbetriebe und Reiseveranstalter insgesamt aber negativ. 

Der sogenannte Klimaindex sank zum dritten Mal in Folge. Diese Kennziffer zwischen 0 und 200 wird bei der halbjährlich erfolgenden Umfrage als Mittelwert aus allen Rückmeldungen der Betriebe gebildet. Demnach sank der Wert im Vergleich zur Umfrage im Frühjahr von 90,2 Punkten auf nun 87,5 Punkte. Zum Vergleich: Im Vorjahr 2023 lag der Wert im Herbst bei 104,5 Punkten, im Frühjahr 2023 waren es sogar 116,6 Punkte. 

Hohe Arbeitskosten sehen Betriebe als größtes Risiko

«Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bremsen die Branche aus», sagt IHKN-Hauptgeschäftsführerin Monika Scherf. Demnach klagen Betriebe vor allem über eine fehlende Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik. Planbarkeit werde so erschwert. Auch Investitionen etwa im Gastgewerbe, das zeigt die IHK-Umfrage, werden zurückgefahren. 

Im Vergleich zur Vorjahresumfrage im Herbst 2023 sind es nun weniger die hohen Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise, die die Betriebe sorgen. Als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr nennen fast acht von zehn Betriebe zu hohe Arbeitskosten (77,7 Prozent). Dahinter kommt die Sorge um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit 72,6 Prozent - und erst dann folgen die Energie- und Lebensmittelkosten (70,9 Prozent) sowie der Fachkräftemangel (61,1 Prozent).

Forderungen nach Planungssicherheit und Bürokratie-Abbau

Trübe sind die Aussichten der Umfrage zufolge besonders in der Gastronomie. Zwar bewerten zusammen genommen rund drei Viertel der befragten Betriebe die bisherige Geschäftslage als gut oder befriedigend. Beim Ausblick geht aber jeder zweite Betrieb von einer sich schlechter entwickelnden Geschäftslage aus (51,9 Prozent). Nur etwa 8 Prozent der Betriebe in der Gastronomie erwarten in der nächsten Saison ein besseres Geschäft. 

«Um den Tourismus nach vorne zu bringen und wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen, braucht es Planungssicherheit und unternehmerische Spielräume», sagte Scherf. Einschränkungen durch Reglementierung und überbordende Bürokratie seien Gift für das Unternehmertum. Handlungsbedarf sieht die IHK etwa beim Abbau von Bürokratie, bei dem Zugang von Arbeitskräften aus Drittstaaten sowie bei Investitionen in Infrastrukturen und Mobilitätsangebote insbesondere in Niedersachsens Tourismusregionen.

An der Umfrage zwischen Mitte Oktober und Anfang November beteiligten sich Betriebe aus der Hotellerie, der Gastronomie und der Campingwirtschaft sowie Reisebüros und Reiseveranstalter. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Ein Arbeitsvertrag für ein Jahr: Für viele ein guter Einstieg in den Beruf. Auf lange Sicht aber kann ein befristetes Arbeitsverhältnis für Unsicherheit und Stress sorgen. Was ist erlaubt?

Schwimmbecken voller Wein, Exportschlager Liebfrauenmilch, Glykol-Skandal und Riesling-Boom: Das Deutsche Weininstitut blickt auf 75 bewegte Jahre - und sieht neue Herausforderungen.

Nicht selten passiert es, dass der Arbeitgeber kündigt und Beschäftigte dann freistellt. Aber was bedeutet das für den Urlaubsanspruch? Diesen Sonderfall bei Krankheit sollten Sie kennen.

Der Arbeitgeber hat eine Bonuszahlung zugesagt und will diese nun plötzlich kürzen oder gar streichen? Was bei vielen Arbeitnehmern Frust auslöst, ist oft gar nicht zulässig. Johannes Schipp, Fachanwalt für Arbeitsrecht, erläutert die Rechtslage.

Kneipen, Hotels und Campingplätze waren die großen Gewinner des Augusts. Der Ferienmonat ließ im bayerischen Gastgewerbe fast überall die Umsätze sowohl nominell als auch preisbereinigt gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigen.

Freitags immer frei und trotzdem wie in einem Vollzeit-Job bezahlt werden: Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Verfechter von so einer Vier-Tage-Woche halten das aber für praxistauglich.

Das Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern hat im ersten Halbjahr weniger Umsatz gemacht als ein Jahr zuvor - obwohl mehr Gäste im Land waren. Der Tourismusverband sieht mehrere Gründe dafür.

Schon jetzt machen sich viele bei Dunkelheit auf den Weg zur Arbeit. Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN)​​​​​​​ rät deshalb zu erhöhter Vorsicht im Straßenverkehr. Und das aus gutem Grund.

Macht bald die Künstliche Intelligenz meinen Job? Und werde ich im Homeoffice komplett abgehängt? Den schnellen Veränderungen in der Arbeitswelt blicken viele mit Sorge entgegen, so eine Umfrage.

Das Jahr 2025 bietet, dank der Feiertage am Donnerstag und Freitag, viele Möglichkeiten für ein langes Wochenende. Mit einer geschickten Planung können Arbeitnehmer ihre freie Zeit maximieren - es sei denn, der Chef setzt andere Prioritäten.