Wer verkauft das meiste Bier? Bayern vorn - NRW holt wieder auf

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Bayern hat beim bundesweiten Bierabsatz die Nase vorn. Die Brauereien aus dem Freistaat verkauften im vergangenen Jahr zum neunten Mal in Folge das meiste Bier, wie das Landesamt für Statistik am Freitag mitteilte. Mit 23,9 Millionen Hektolitern - das sind 2,39 Milliarden Maß - liegt der Freistaat vor Nordrhein-Westfalen, das dem Statistischem Bundesamt zufolge auf 21,8 Millionen kommt. Die Nummer 3 sind mit 8,1 Millionen Hektolitern Niedersachsen und Bremen, die zusammen ausgewiesen werden.

Auch wenn Bayern vorn liegt, holte NRW im vergangenen Jahr auf. Der Bierabsatz der bayerischen Brauer legte nur um 2,6 Prozent zu, der der NRW-Brauer um 7,1 Prozent. Zählt man auch Biermischungen mit, bei denen NRW mit 1,3 Millionen Hektolitern fast doppelt so viel verkauft wie die Bayern, wird die Lücke noch etwas kleiner.

Muss das Pfand steigen? Debatte in der Brauwirtschaft

In der deutschen Brauereibranche wird über das Pfand diskutiert. Die gestiegenen Preisen für neue Flaschen erhöhen den Leidensdruck. Während manche eine drastische Erhöhung für nötig halten, um das Mehrwegsystem auf Dauer gut aufzustellen, warnen andere vor Kosten von Hunderten Millionen Euro und verschreckten Kunden. Doch vor allem die Umstellung würde kurzfristig wohl für Probleme sorgen.

Kern des Problems ist, dass eine neue Bierflasche sehr viel mehr kostet, als das auf sie erhobene Pfand von in der Regel 8 Cent. «Mit der aktuellen Pfandhöhe ist der Rückgabeanreiz nicht groß genug. Dadurch gehen viele Flaschen und Kästen verloren und müssen teurer nachgekauft werden», sagt Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds. Ein höheres Pfand könnte die Flaschen schneller zurückbringen, sagt er. Dennoch ist der Verband kein Verfechter einer Erhöhung. «Der Teufel steckt im Detail», sagt Ebbertz.

Auch der Deutsche Brauer-Bund ist zurückhaltend. Eine Pfandsatzerhöhung wäre «nur sehr schwierig umzusetzen» und «extrem kostenintensiv für die Brauereien», betont Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Zudem müssten neben allen Getränkeherstellern und Abfüllern auch Handel und Verbraucher mitziehen.

Die Belastung für die Brauer würde insbesondere dadurch entstehen, dass sie bei einer Erhöhung des Pfandes für Flaschen und Kästen, die bereits im Umlauf sind, mehr Pfand zurückzahlen müssten, als sie zuvor eingenommen haben und in der Bilanz höhere Rückstellungen nötig würden. Eine Erhöhung des Pfandsatzes auf 15 Cent würde bei 4 Milliarden Mehrweg-Bierflaschen im deutschen Markt bei den Brauereien zu einem Aufwand von insgesamt 280 Millionen Euro führen, rechnet Eichele vor. Bei 25 Cent wären es sogar 680 Millionen Euro.

Diese Belastung sieht auch Sebastian Priller, Chef der unter anderem für Spezi bekannten Brauerei Riegele in Augsburg. Er hat die Debatte mit seiner zunächst in der «Augsburger Allgemeinen» gestellten Forderung nach 10 Euro Pfand für einen Kasten mit 20 Flaschen neu entfacht. Auf Nachfrage verteidigt er die Forderung. Für viele Betriebe würde eine Umstellung zwar kurzfristig Verluste bedeuten, doch langfristig amortisiere sich das.

In seinem eigenen Haus würde einer Erhöhung auf 10 Euro pro Kasten eine einmalige Belastung von rund 5 Millionen Euro bedeuten, sagt Priller. Dem stehen siebenstellige Kosten pro Jahr durch den Verlust von Flaschen und Kästen gegenüber und ein höheres Pfand würde diese deutlich senken, ist er überzeugt. Weil mehr und schneller zurückgegeben würde und einer verlorenen Flasche ein höheres Pfand als Ausgleich gegenüber stünde.

Beim Deutschen Brauer-Bund hat man allerdings Zweifel, ob das Leergut mit höherem Pfand wirklich schneller zurückkomme. In einer Umfrage hätten sich nur 22 Prozent der Verbraucher entsprechend geäußert, sagt Eichele. Und grundsätzlich funktioniere der Mehrweg-Kreislauf auch mit den aktuellen Sätzen «nach wie vor sehr gut».

Die Großbrauerei Veltins im Sauerland positioniert sich deutlich gegen eine Pfanderhöhung. Es sei der falsche Weg, «den treuen Verbraucher gerade in diesen konsumbelasteten Zeiten durch sprunghafte Pfandsatzerhöhungen zu überfordern», warnt der Generalbevollmächtigte Michael Huber. «Diese Versuche werden in regelmäßigen Abständen in die Diskussion geworfen, um dann an der Komplexität des deutschen Mehrwegsystems zu scheitern.» Die Risiken einer Umstellung seien «enorm».

«Die Diskussion ist ins Laufen gekommen», sagt allerdings Branchenexperte Niklas Other, der das Getränkemarktmagazin «Inside» herausgibt. Es sei naheliegend, dass man nach sehr, sehr vielen Jahren am Pfand drehen wolle. Doch noch stehe die Debatte am Anfang. «Es ist alles unausgegoren.»

«In den vergangenen Jahren war der Leidensdruck durch das objektiv zu niedrige Pfand nicht so hoch, dass die Branche bereit gewesen wäre, die Kosten und Schwierigkeiten einer Umstellung auf sich zu nehmen», sagt Ebbertz vom Bayerischen Brauerbund. Doch vom Tisch ist sei Thema damit nicht. «Der Leidensdruck steigt mit jedem Cent mehr, den die Flaschen im Einkauf teurer werden und wir nähern uns einem Punkt, an dem wir uns des Themas annehmen müssen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mehr als 1,3 Millionen der 18,6 Millionen Altersrentnerinnen und -rentner in Deutschland arbeiten zusätzlich. Wichtige Beweggründe für das Arbeiten im Alter sind Spaß an der Arbeit, Sinnstiftung und Kontakt zu anderen Menschen.

Den Metalllöffel aus Versehen mit in die Mikrowelle gestellt? Dann fliegen gleich die Funken. Oder vielleicht auch nicht? Ein Experte erklärt, was in die Mikrowelle darf und was besser draußen bleibt.

Unpassendes Schuhwerk, falsche Hosenfarbe oder zu lange Fingernägel: Nicht immer passt Arbeitgebern das Erscheinungsbild von Beschäftigten in den Kram. Aber welche Vorgaben dürfen sie machen?

Wegen Streik oder Unwetter am Urlaubsort gestrandet? Zusätzliche Urlaubstage klingen verlockend, aber nicht, wenn man eigentlich längst wieder arbeiten sollte. Diese Konsequenzen drohen Arbeitnehmern.

Ein deutsches Sprichwort lautet: „Nur Bares ist Wahres“. Mit der Realität beim Bezahlen in Deutschland hat dieser Spruch aber immer weniger gemein. Die Liebe zum Bargeld bröckelt.

In Sachsen-Anhalt haben die Sommerferien in diesem Jahr vergleichsweise früh begonnen. Auch weil das Wetter unbeständig war, lief das Geschäft in Hotels und Gastronomien nicht so gut.

Viele dürften das kennen: arbeiten, bis es nicht mehr geht - oder länger. Sind die Ansprüche, die Menschen an sich stellen, zu hoch, bedeutet das enormen Stress. Doch es gibt noch mehr Ursachen.

Für viele Arbeitnehmer in Deutschland gehören Überstunden zum Arbeitsalltag. Am weitesten verbreitet war Mehrarbeit im vergangenen Jahr in den Bereichen Finanz- und Versicherungsleistungen und Energieversorgung, am niedrigsten im Gastgewerbe.

Eine Abmahnung kann in der Personalakte verbleiben, ohne dass sie je verfällt. Aber trifft das auf alle Abmahnungen zu? Und: Welche Rechte haben Arbeitnehmer bei unrechtmäßigen Abmahnungen?

Röstaromen sind geschmacklich eine feine Sache. Und für viele Genießer besonders lecker, wenn das Grillgut über Holzkohle lag. Doch steht der Kohlegrill drinnen, kann’s problematisch werden. Die BGN hat passende Tipps parat.