Dehoga Rheinland-Pfalz: "Mehrwegpflicht zusätzliche Belastung zum falschen Zeitpunkt"

| Gastronomie Gastronomie

Seit Jahresbeginn gilt für die Gastronomie die Mehrwegpflicht: Wer Essen und Getränke zum Mitnehmen anbietet, muss neben Einwegverpackungen auch wiederverwendbare Behälter anbieten. In Rheinland-Pfalz sind nicht alle Unternehmen gleich gut auf die neue Regelung vorbereitet. Der Landesverband des Hotel- und Gaststättengewerbes kritisiert die Rahmenbedingungen der Pflicht. «Wir begrüßen, dass die Müllvermeidung vorangebracht wird, aber wir halten das System für unausgegoren», sagte der Dehoga-Vorsitzende Gereon Haumann.

In der Kartoffel-Kiste in Trier setzt man schon auf Mehrweg. «Wir haben bereits beides. Der Gast kann entscheiden, welche Verpackung er künftig wählt», berichtet Küchenchef Philippe Sachs. Bisher sei die Umstellung auf Mehrweg problemlos verlaufen. «Das ist sogar für die Kunden langfristig besser. Durch das Plastik bleibt die Qualität vom Essen länger gut und klebt nicht an der Pappe», betonte Sachs.

Auch das Café Extrablatt in Mainz hat sich mit wiederverwendbaren Behältern eingedeckt. «Wir haben uns ein großes Kontingent zugelegt», sagte Barchef Dominik Aderhold. Zuletzt sei die Nachfrage allerdings noch gering gewesen. Ganz ohne Einweg kann sich Aderhold das To-Go-Geschäft auch nicht vorstellen. «Ich glaube nicht, dass jede Bestellung in Mehrwegverpackungen mitgenommen wird. Das wäre ein Wunsch, aber ist im Moment noch unvorstellbar», sagte der Barchef.

Unvorstellbar ist die neue Regelung derzeit noch für die Gaststätte Zur Linde aus Ludwigshafen. «Wir haben die größten Schwierigkeiten», sagte Küchenchef Rainer Sebastian. Eigentlich wolle das Gasthaus ein Pfandsystem einführen, aber es fehle an den Behältnissen. «In unseren Großmärkten haben wir keine passenden Angebote, und auch mit den Verpackungsherstellern bekommen wir keine Termine», erklärte Sebastian. Kritisch sieht der Küchenchef auch die Rückgabe von dreckigem Mehrweggeschirr. «Wer sich so eine Vorgabe ausgedacht hat, der hat noch nie in der Gastronomie gearbeitet», sagte er.

Für viele Betriebe sei das Mehrwegangebot eine zusätzliche Belastung, findet Haumann. Die Pflicht komme außerdem zum falschen Zeitpunkt. Nach der Corona-Pandemie, der Flutkatastrophe sowie inmitten der Energiekrise sei diese Umstellung nur schwer zu bewältigen. «Unser Wunsch wäre gewesen das Anliegen um ein, zwei Jahre nach hinten zu verschieben», betonte der Dehoga-Landesvorsitzende.

Zudem müsste laut Haumann ein deutschlandweites Pfandsystem eingeführt werden. «Ich kann ja eine Verpackung aus Bad Kreuznach nicht in Mainz zurückgeben. Da lohnt es sich auch manchmal nicht, das Pfand zurückzuholen», sagte er. Das Pfandsystem begrüßte Haumann aber grundsätzlich. «Der Preis sollte mindestens bei dem Beschaffungspreis liegen. Also je nach Verpackungsgröße zwischen fünf und sieben Euro», erklärte der Vorsitzende.

Für das vegetarische Restaurant Kraut&Rüben in Koblenz kommt die Mehrwegpflicht nicht überraschend. «Wir machen das bereits seit unserer Gründung im Jahr 2020», erklärte Inhaberin Michelle Thönes. Per QR-Code können Kundinnen und Kunden mit Hilfe eines Partnerunternehmens Mehrwegverpackungen ausleihen und innerhalb von 14 Tagen deutschlandweit zurückgeben. Kunden ohne Smartphone können die Behälter per Karte ausleihen. «Das funktioniert schon lange bei uns wirklich gut, und es wird auch super angenommen», berichtete Thönes.

Seit dem 1. Januar gilt in ganz Deutschland die Pflicht, Mehrwegverpackungen anzubieten. Demnach müssen Restaurants, Bistros und Cafés, die Speisen und Getränke zum Mitnehmen verkaufen, Produkte auch in Mehrwegbehältern ohne zusätzlichen Aufpreis anbieten. Von der Novelle ausgenommen sind kleinere Geschäfte wie Imbisse und Kioske. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Meist blauer Himmel, fröhliche Gesichter, volle Biergärten, Andrang an den Fahrgeschäften: Das Oktoberfest verzeichnete bei entspannter Stimmung bis zur Halbzeit noch mehr Gäste als im schon rekordverdächtigen Vorjahr.

Längst wird nicht nur in Bayern das Oktoberfest gefeiert. Im Nachbarland Hessen gibt es zahlreiche Nachahmer-Veranstaltungen. Dann heißt es: Bierkrug statt Bembel, Haxe statt Handkäs'.

Eine Bühne für die Kochausbildung: Der Verband der Köche Deutschlands e. V. (VKD) zeichnete in Leipzig vier engagierte Ausbilderinnen und Ausbilder mit dem „Laurentius 2024“ aus. Insgesamt 210 Jahre Ausbildungserfahrung brachten die zehn Laurentius-Nominierten „auf die Waage“.

Mit dem traditionellen Fassanstich hat am Freitag in Stuttgart das 177. Cannstatter Volksfest begonnen. Mit nur zwei Schlägen - zwei weniger als im Vorjahr - hat Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper das offiziell erste Bierfass auf dem Cannstatter Wasen angestochen.

Nach 25 Jahren unter der Führung von Mövenpick geht die Historische Mühle Potsdam einen neuen Weg. Mit der Übernahme durch die arcona Hotels & Resorts soll das zukünftige Gasthaus zur Historischen Mühle Potsdam ein eigenständiges Profil erhalten.

Am 8. Oktober 2024 feiert das SWAN&SON seine Eröffnung in Berlin. Damit erfüllt sich Björn Swanson, Unternehmer und Sternekoch des Restaurants FAELT in Schöneberg, den Traum vom eigenen Bistro.

Vom 29. September bis 6. Oktober 2024 findet wieder die Aktionswoche: Zu gut für die Tonne! statt. Die bundesweite Mitmach-Aktionen rund um das Thema „Lebensmittelverschwendung“ spricht ausdrücklich Restaurants, Kantinen, Mensen, die Hotellerie sowie die Gemeinschaftsverpflegung zum mitmachen an. 

17 Tage Bier, Brathähnchen, Karusselle und Achterbahnen: Am Freitag beginnt auf dem Cannstatter Wasen das - nach dem Münchner Oktoberfest - zweitgrößte Volksfest der Welt. Den Auftakt des Festtreibens bildet der Fassanstich durch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper.

Drei von vier Festzeltbedienungen auf dem Oktoberfest haben bereits sexuelle Belästigung erlebt – so das Umfrageergebnis von Maren Schulze-Velmede von der Hochschule München. Ihre Forschungsergebnisse flossen nun in Maßnahmen in der Schottenhamel Festhalle ein. 

Im November 2023 ist das erste, neue Wienerwald-Restaurant in Torfhaus im Harz eröffnet worden. Dass es bei einem Restaurant nicht bleiben sollte, wurde schon damals deutlich. Auf einen Schlag gibt es nun zwölf neue Wienerwald Restaurants - verteilt über Deutschland, an den Maxi-Autohöfen.