Julia Komp ist Reisende in Sachen Kulinarik mit mehr als 50 bereisten Ländern. Doch eine der spannendsten Reisen erlebt sie nicht etwa in exotischer Ferne, sondern in ihrer Heimatstadt Köln. Vor drei Jahren startete sie am 19. Januar 2022 mit dem Fine-Dining-Restaurant Sahila und der Yu*liaMezze Bar in die Selbstständigkeit (Tageskarte berichtete).
„Sahila und der Yu*liaMezze Bar sind meine absoluten Herzensprojekte“, erzählt Julia Komp. „Es ist eine wunderbare Reise mit großartigen Höhen, aber auch lehrreichen Herausforderungen. Es ist nicht immer einfach, aber ich könnte mir keine schönere Aufgabe vorstellen.“ Gäste begeistern, ein Team aufbauen und Tag für Tag motivieren, Strukturen entwickeln, passende Lieferanten anbinden, gestiegene Preise gastkompatibel umsetzen, all dies sei deutlich herausfordernder für Komp als etwa ein neues Menü zu entwickeln. Was ihr auf dieser Reise hilft? „Der Zuspruch unserer Gäste, das Engagement meines Teams und die Gastro-Auszeichnungen, aber auch regelmäßiger Sport und das große Glück, dass mein Lebenspartner Yunus Özananar mich in der Betriebsführung unterstützt und den organisatorisch-wirtschaftlichen Part im Blick hat.“
Erster Stern mit 27 Jahren
Julia Komps Reise in der Gastronomiewelt ist begleitet von Auszeichnungen. Ihren ersten Michelin-Stern erkochte sie 2016 mit gerade einmal 27 Jahren im Westen von Köln. Ende 2018 verließ sie ihre Wirkungsstätte und reiste 14 Monate um die Welt, wo sie in Gourmetküchen und Familienrestaurants neue Aromen und Inspiration sammelte. Diese Eindrücke kombiniert sie seit Ende des Jahres 2021 mit ihrem fundierten Sternekönnen in ihrem eigenen Gourmetrestaurant Sahila in der Kölner Innenstadt. 2023 wird sie nach nur einem Jahr Sahila erneut mit einem Michelinstern ausgezeichnet, ist Falstaff-Köchin des Jahres 2024 und, was sie als Lokalpatriotin besonders freut, Köchin des Jahres bei Köln Fine Food Days. Und auch ihre langjährige Wegbegleiterin Anne Kern wird 2024 mit dem Titel Patissière des Jahres vom Schlemmeratlas geehrt.
„Die Auszeichnungen sind eine große Ehre und Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Julia Komp. „All das ist nur dank unserer Gäste möglich, denen ich von Herzen für ihre Treue danke. Es ist so toll, dass so viele junge Gäste ins Fine Dining gehen und langjährige Stammgäste die lockere Mezze Bar schätzen. Wir sind wirklich gesegnet.“
Reisen bildet und auch diese besondere Reise hat einige Erkenntnisse für Julia Komp im Gepäck. Die 35-Jährige leitet als „Anführerin der Sterne“ – so die wörtliche Übersetzung von Sahila – ein Team mit 20 Mitarbeitenden aus neun Nationen. „Anders als so mancher männlicher Kollege, setze ich im Team auf Kooperation mit klaren Strukturen. Was sich aber auch für mich in den letzten Jahren und besonders seit Corona verändert hat, ist die vielzitierte Work-Life-Balance. Ohne arbeitehmerfreundliche Schichten und viele individuelle Lösungen von Mini bis Maxi und Teilzeit kann man heute auf Dauer kein Team aufbauen.“
Auch beim Finden und Binden der passenden Lieferanten hat sich viel verändert: gestiegene Energiekosten und Mautgebühren wirken sich auf die Preise aus, Lieferengpässe bei Lebensmitteln sind an der Tagesordnung: „Gemüse, Fisch, Fleisch, Kräuter - wir planen unseren Bedarf im Voraus und verwerten nahezu alles. Wo möglich arbeiten wir mit regionalen Partnern zusammen. Für Produkte, die von weit herkommen, bündeln wir die Bestellungen für den ökologische Fußabdruck und im Hinblick auf die Lieferkosten.“