In Bayern haben bekannte Gastronomen Schauspieler und Kabarettisten ein Video gegen die Versicherungen produziert, das sich im Internet schnell verbreitet und in dem Alfons Schuhbeck einen Gastauftritt hat. „Ihr lasst uns im Stich, wir sind am End“ sind Rosenheims Augustinerwirt Eric Brodka.
Bei dem Video machen mit:
Hintergrund ist, dass Wirtschaftsminister Aiwanger (Freie Wähler) Anfang April einen Kompromiss zu Betriebsschließungsversicherungen ausgehandelt hatte. Ob diese Versicherungen auch in der Pandemie für Hotels und Gaststätten gelten, war strittig. Die Vereinbarung zwischen Ministerium und Unternehmen wie der Allianz und der Versicherungskammer Bayern sieht vor, dass 10 bis 15 Prozent der vereinbarten Tagessätze ausgezahlt werden sollten.
Dieses Verhalten der Versicherer, wollten nun einige Münchner Gastronomen, Künstler und Schauspieler nicht so ohne weiteres klaglos hinnehmen und haben die Thematik musikalisch und kabarettistisch aufgearbeitet.
Von der bayerischen Initiative wurde in der Branche kontrovers diskutiert. Weder der DEHOGA Bundesverband, wie auch alle anderen Landesverbände im DEHOGA Bundesverband, waren über den Inhalt der Initiative im Vorfeld der Unterzeichnung informiert. Der Bundesverband empfahl daraufhin allen Betrieben, die eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen haben, eine Schadensanzeige an ihre Versicherung richten, damit etwaige Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag aufgrund unterlassener oder verspäteter Schadensanzeige nicht verwirkt werden.
Die Grünen im Bayerischen Landtag fordern, die für die Corona-Krise getroffenen Vereinbarungen zwischen Versicherungen und Wirten zu Auszahlungen neu zu verhandeln. Fraktionschef Ludwig Hartmann warf Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger einen «Kuhhandel mit der Versicherungswirtschaft zulasten unserer Hotel- und Gastronomiebetriebe» vor.
Aiwanger wies die Kritik zurück. «Unser Lösungsvorschlag bedeutet für die bayerische Gastronomie und Hotellerie einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, schnell und ohne Gerichtsverfahren», erklärte der Wirtschaftsminister. «Wer meint, per Klage oder Verhandlung mit seiner Versicherung eine bessere Lösung zu finden, kann das tun und bei der Vielzahl der Fälle erreicht eventuell jemand auch mehr - oder eben am Ende gar nichts.»
Inzwischen hat sich die Allianz dem DEHOGA-Druck in Bayern gebeugt. Zwar will Europas größter Versicherer ungeachtet des politischen Drucks nicht für ungedeckte Schäden in der Corona-Epidemie aufkommen - beteiligt sich aber im heimischen Bayern an «freiwilligen» Zahlungen für pleitebedrohte Gastwirte und Hoteliers. «Was wir allerdings nicht leisten können, ist Versicherungsschutz, für den keine Prämie bezahlt wurde», betonte Vorstandschef Oliver Bäte am Mittwoch bei der Online-Hauptversammlung des Unternehmens in München. «Das würde der Versicherungsbranche den Boden unter den Füßen wegziehen, sagte der Manager.
In Bayern hat sich die Allianz jedoch Forderungen des Dehoga gebeugt und beteiligt sich in einer Vereinbarung mit anderen Versicherern an Zahlungen für Hotels und Gaststätten. «Die Allianz stellt den betroffenen Unternehmen freiwillig einen höheren zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung, obwohl kein Versicherungsschutz aus der Betriebsschließungsversicherung besteht», sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol dazu.