Gastronomie in Mecklenburg-Vorpommern vor großen Herausforderungen

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Der Dehoga in Mecklenburg-Vorpommern blickt mit Sorge auf die derzeitige Situation der Gastronomie-Branche. «Wir haben so viele Betriebsabmeldungen wie noch nie», sagte Verbandspräsident Lars Schwarz der Deutschen Presse-Agentur. Die um rund 15 Prozent gestiegenen Preise der Gastronomen hätten zu einem Gästerückgang geführt. «Die kleinen Leute, die ja auch unsere Gäste in so einem Urlaubsland wie Mecklenburg sind, können sich viele Sachen nicht mehr leisten», sagte er. 

Seit dem 1. Januar gilt auf Speisen in der Gastronomie wieder der alte Steuersatz von 19 Prozent, der in der Pandemie auf 7 Prozent gesenkt worden war, um die Branche zu unterstützen. Wegen der Energiekrise war die Regelung bis Ende 2023 verlängert worden. Gastronomen befürchteten, die Kostensteigerung würde bei vielen Gästen wegen der eigenen knappen Haushaltslage zur Zurückhaltung führen. 

Die Befürchtungen seien eingetreten, sagt Schwarz. Die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung habe nun gravierende Auswirkungen auf die Gastronomie. «Das ist ein fataler Fehler gewesen und der gehört im Prinzip wieder korrigiert», kritisierte Schwarz. Deutlich weniger Gäste besuchen ihm zufolge gastronomische Betriebe. Kommen Gäste doch, seien die Bestellungen vor Ort zurückgegangen. 

Auch der Bäderverband Mecklenburg-Vorpommern bestätigte die Entwicklung. «Die Preise in der Gastro sind dort angekommen, dass sich eine klassische vierköpfige Familie den Restaurantbesuch überlegt», erklärte die Geschäftsführerin des Bäderverbands, Annette Rösler. Pommes und Fischbrötchen von der Bude seien dann die Alternative. 

Schwarz geht davon aus, dass die Preise weiter steigen könnten, da die Gastronomie derzeit zusätzlich mit anderen Herausforderungen kämpfe. Hohe Lebensmittel- und Energiekosten seien etwa für viele ein Problem. Durch den Anstieg des Mindestlohns seien aber auch die Personalkosten drastisch gestiegen - wenn Personal überhaupt gefunden werde. Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern blicken demnach zwar auf gute Zahlen an Auszubildenden zurück, trotzdem sei es nicht möglich, alle offenen Ausbildungsstellen zu besetzen. «Das ist so und dieser Trend wird sich auch weiter fortführen.» In der Hauptsaison können ihm zufolge einige Betriebe aufgrund des Personalmangels die Häuser nicht mehr komplett auslasten, um weiterhin einen guten Service zu bieten. «Aufgrund von Personalmangel erhöhen sich in einigen Orten bei den gastronomischen Betrieben die Schließtage, dies sorgt mancherorts für Verstimmungen», erklärte auch Rösler. 

Der Bäderverband blickt zuversichtlich auf die Saison. Der April sei zwar aufgrund der frühen Ferien kein guter Monat gewesen, doch die Auslastung für die Hauptsaison sehe gut aus. «Die Vorbuchungen für den Sommer liegen deutlich über denen des Vorjahres», sagte Rösler. Die Auslastung müsse aber auch von Ort zu Ort unterschieden werden. In Orten mit vielen Hotels seien die Auswirkungen des Personalmangels deutlicher zu spüren. In den Orten, in denen Ferienwohnungen oder Ferienhäuser vorherrschten, sehe das anders aus. «Hier versorgen sich die Gäste beim örtlichen Lebensmittelgeschäft, kochen viel selbst, statt Essen zu gehen.»

Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommerns hofft auf viele kurzfristige Buchungen für den Sommer. Kürzlich habe der Verband in der Tourismusbranche einen Ausblick auf die Hauptsaison abgefragt. «Demnach erwarten die Beherbergungsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern für die beiden Hauptsaison-Monate Juli und August eine Auslastung von jeweils durchschnittlich 81 Prozent», hieß es. Dieser Wert liege nur rund einen Prozentpunkt unter dem des Vorjahreszeitraumes. «Insofern stehen die Vorzeichen für eine vielversprechende Saison gut.» Nur der Blick auf die Wetterkarte lasse noch keine richtige Urlaubsstimmung aufkommen - doch das ändere sich an der Küste schnell.

Auch Schwarz setzt Hoffnung auf die diesjährige Hauptsaison. Aber die Herausforderungen seien groß - vor allem im Vergleich zu anderen Orten in Europa, wo Urlaub deutlich billiger sei. Selbst in der Saison müsse man nun aufgrund der sinkenden Nachfrage mit Sonderangeboten locken. «Das ist eigentlich das Geld, was wir brauchen, um über den Winter zu kommen», sagte Schwarz. Besonders Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern stünden vor dem Problem, von der Hauptsaison und Urlaubszeit abhängig zu sein. «Diese Saison wird überlebenswichtig», sagte er. «Wir sind zum Erfolg verdammt und wir müssen jetzt eine gute Saison hinlegen.» (dpa)


 

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