Guide Michelin ab 2025 wieder in ganz Österreich

| Gastronomie Gastronomie

Der Guide Michelin kündigte heute gemeinsam mit acht Landestourismusorganisationen und der Österreich Werbung die Rückkehr des Restaurantführers für ganz Österreich an. Die neue Österreich-Selektion mit Spitzenbetrieben wird ab 2025 erscheinen.

Der Guide Michelin war zuletzt 2009 österreichweit aktiv. Das neuerliche Engagement leitet sich von der nationalen Tourismusstrategie Plan T ab, in der die nachhaltige Stärkung der Positionierung der Genuss- und Kulinarik-Destination Österreich verankert ist.

Während Tourismusorganisationen die Rückkehr des Guide Michelin bejubeln, stieß die Nachricht bei Wolfgang Rosam, Herausgeber des „Falstaff“-Magazins, sowie bei Martina und Karl Hohenlohe, Herausgeber des „Gault Millau“, bereits im Oktober letzten Jaren sauer auf. Wie „Der Standard“ berichtet, äußerten die Herausgeber Bedenken über die geplante öffentliche Förderung für den Guide Michelin.

„Grundsätzlich finden wir es sehr gut, wenn Michelin wieder in Österreich testet. International ist es ein ganz wichtiges Asset. Es geht aber gar nicht, dass Michelin keinen einzigen Euro selbst investieren muss, sondern öffentliche Gelder garantiert bekommt, während die heimischen Restaurantguides null Förderung bekommen und die gesamte Basisarbeit in den vergangenen Jahren für eine bessere Restaurantqualität auf eigene Kosten und eigenes Unternehmerrisiko realisieren mussten", so Rosam und Hohenlohe in einer gemeinsamen Mitteilung. Das sei weder fair noch entspreche es den EU-Gleichbehandlungskriterien, argumentieren die Herausgeber. Und weiter: „Während also die österreichischen Restaurantguides Gault-Millau und "Falstaff" keinen Euro Förderung bekommen und für jeden Umsatz-Euro ordentlich Steuer zahlen müssen, bekommt Michelin öffentliche Gelder, damit er wieder österreichische Restaurants testet.“

Laut Bericht forderte Rosam die Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) auf, eine gemeinsame Lösung zu finden und drohte andernfalls, die EU-Wettbewerbsbehörde wegen der „einseitigen Förderung“ einzuschalten.

Eine starke Positionierung einer Kulinarik-Destination sei ein wirkungsvoller Hebel für die qualitätsvolle Weiterentwicklung eines Tourismusstandortes und ist nicht nur Anreiz für Gäste, sondern auch Top-Talente im Tourismus. Genau deshalb setze sich die Österreich Werbung gemeinsam mit den Landestourismusorganisationen dafür ein, dass die heimische Kulinarik als nachhaltig, hochwertig und zeitgemäß positioniert werde, so eine Presseverlautbarung. Die Kooperation mit Michelin sei dabei eine der Aktivitäten, um Österreich auf der internationalen Gourmet-Landkarte noch sichtbarer zu machen.

„Österreichs Kulinarik ist so vielfältig wie Österreich selbst: Eine Verbindung von Moderne und Tradition, Stadt und Land und von Klassischem mit Mutigem. Für alle heimischen Betriebe ist die Rückkehr des Guide Michelin eine große internationale Chance, denn Kulinarikgäste sind eine besonders attraktive Zielgruppe. Mein Dank gilt den acht Landestourismusorganisationen und der Branchenvertretung in der Wirtschaftskammer, die diese Kooperation möglich gemacht haben“, sagt Astrid Steharnig-Staudinger, Geschäftsführerin der Österreich Werbung.

Gemeinsame Anstrengung von acht Bundesländern und Österreich Werbung

Der Guide Michelin hatte sich im Jahr 2009 aus dem österreichischen Markt weitgehend zurückgezogen. In den vergangenen Jahren war Österreich in der Main Cities of Europe Selection mit den Städten Wien und Salzburg vertreten. Das Testsystem des Restaurantführers zeichnet sich durch Unabhängigkeit und einen kompromisslosen Qualitätsanspruch aus und hat sich damit über Jahrzehnte zur anspruchsvollsten Bewertungsnorm für Spitzengastronomie auf internationaler Ebene etabliert.

In Gesprächen mit dem Guide Michelin konnte nun die vollständige Rückkehr auf den heimischen Markt erreicht werden. Finanziert wird das Vorhaben von der Österreich Werbung sowie den acht beteiligten Landestourismusorganisationen: Niederösterreich Werbung, Oberösterreich Tourismus, Burgenland Tourismus, Kärnten Werbung, Steiermark Tourismus, SalzburgerLand Tourismus, Tirol Werbung und Vorarlberg Tourismus. Dem Engagement des Guide Michelin liegt auch ein breiter Konsens der Parlamentsparteien zugrunde: Im Tourismusausschuss im Oktober 2023 wurde ein Antrag für einen zeitnahen Abschluss der Verhandlungen mit dem Guide Michelin einstimmig angenommen.

Wie üblich besteht zwischen Guide Michelin und den österreichischen Partnern eine Marketing-Kooperation, alle Testungen und deren Ergebnisse sind davon vollkommen unabhängig.

Auch Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer, begrüßt die Rückkehr des Guide Michelin mit großer Freude: „Dies ist ein klares Zeichen für die exzellente Qualität und Vielfalt der gastronomischen Szene in ganz Österreich. Für die heimischen Betriebe bietet die Präsenz des Guide Michelin eine wertvolle Möglichkeit, ihre kulinarischen Kreationen und hochwertigen Produkte verstärkt auch einem internationalen Publikum zu präsentieren. Die Auszeichnungen und Sterne sind ein weltweit anerkanntes Gütesiegel, das hohes Vertrauen bei den Gästen genießt. Der Guide Michelin ist letztlich auch ein Trendsetter, der dabei hilft, neue Talente zu entdecken und international bekannt zu machen. Damit wird auch ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung und Imagebildung der gesamten österreichischen Gastronomieszene geleistet.“

Stimmen aus den Bundesländern

„Die Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich ist ein Meilenstein für unsere kulinarische Landschaft und ein bedeutender Schritt, um Österreich und in weiterer Folge das Burgenland noch prominenter als erstklassiges Reiseziel für Feinschmecker und Genussliebhaber zu positionieren. Durch diese Partnerschaft erhalten unsere Betriebe eine einzigartige Chance, ihre Exzellenz auf internationaler Bühne zu präsentieren und die Vielfalt unserer regionalen Küche einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“

Didi Tunkel, Geschäftsführer Burgenland Tourismus

 „Die Kärntner Alpen-Adria-Küche in ihrer Bandbreite von traditionellen Wirtshäusern, engagierten Slow-Food-Gastgebern und herausragenden Fine-Dining-Restaurants ist für die Kärnten-Gäste ein wichtiger Erlebnisfaktor und trägt mit bei zur Buchungsentscheidung. Die Kooperation mit dem Guide Michelin macht Kärnten auf der internationalen Landkarte der Spitzengastronomie sichtbar und stellt eine gute Ergänzung zu unseren kulinarischen Schwerpunktthemen dar.“

Klaus Ehrenbrandtner, Geschäftsführer Kärnten Werbung

„Es ist sehr zu begrüßen, dass sich Österreich als Kulinarik-Destination international verstärkt positioniert – der Guide Michelin ist für die relevanten Zielgruppen ein anerkanntes und verlässliches Referenzsystem.

Niederösterreich hat dabei vor allem mit seiner ausgezeichneten Wein- und Wirtshauskultur sehr viel zum kulinarischen Angebot Österreichs beizutragen.“

Michael Duscher, Geschäftsführer der Niederösterreich-Werbung

„Auf echten Genuss und ehrliche Genusshandwerker trifft man in Oberösterreich auf Schritt und Tritt. Wir freuen uns, dass wir mit dem Guide Michelin nun unsere betrieblichen Spitzenleistungen auf der internationalen Kulinarik-Landkarte positionieren können. Erstklassige Produkte aus der Landwirtschaft, ausgezeichnete Köchinnen und Köche und top ausgebildete Talente prägen unsere Kulinarik und sind internationale Aushängeschilder.“

Andreas Winkelhofer, Geschäftsführer der Oberösterreich Tourismus GmbH

„Für unser gemeinsames Ziel, Österreich und das SalzburgerLand als führende Kulinarikdestination in Europa zu positionieren und damit ein wichtiges ganzjähriges Reisemotiv zu stärken, ist die Rückkehr des Guide Michelin ein entscheidender Schritt. Er bringt noch mehr weltweite Sichtbarkeit und Transparenz für unsere Betriebe – und das nicht nur im Bereich der Spitzengastronomie, sondern auch in der Breite. Insbesondere für junge Köchinnen und Köche sind die weltweit anerkannten und vergleichbaren Bewertungen ein Ansporn für noch mehr Kreativität und Qualität, um sich mit ihrem Schaffen ins internationale Rampenlicht zu kochen.“

Leo Bauernberger, Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft

„Ich bin sehr froh, dass dieser kulinarische Schulterschluss gelungen ist, damit wir mit diesem Aushängeschild auch international noch sichtbarer sein können. Gerade die Steiermark ist als kulinarische Schatzkammer über die Grenzen des Landes hinaus bekannt.“

Michael Feiertag, Geschäftsführer Steirische Tourismus und Standortmarketing GmbH

„Tirol hat eine besonders hohe Dichte an Spitzenrestaurants. Für uns geht ein großer Wunsch in Erfüllung, weil Michelin-Sterne die international härteste Währung für Gourmets sind und die Spitzenleistungen unserer Gastronomen damit auf einer globalen Bühne sichtbar werden.“

Patricio Hetfleisch, Marketingleiter Tirol Werbung

„Gerade für uns in der Grenzregion zu Deutschland, Liechtenstein und zur Schweiz ist es wichtig, die kulinarische Qualität ins internationale Schaufenster zu stellen. Zudem unterstreicht die Teilnahme am Guide Michelin unsere Anliegen der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 im Bereich Kulinarik.“

Christian Schützinger, Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Veröffentlichung von „La Liste“ wurde in dieser Woche in Paris zelebriert. Unter den neun erstplatzierten Restaurants der internationalen Weltrangliste findet sich mit der „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn erneut eine deutsche Gourmetadresse.

Ein Stück gelebter Wiener Tradition wird nun offiziell als immaterielles UNESCO-Kulturerbe geehrt: Die Wiener Würstelstände, die seit Generationen zum Stadtbild gehören, wurden in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Ab 1. Dezember serviert Discover Airlines ihren Gästen in der Business Class auf der Kurz- und Langstrecke Kreationen des Sternekochs Lukas Jakobi. Gäste auf Flügen ab Frankfurt und München können sich ein Jahr lang auf eigens für die Airline kreierte Gerichte aus seiner Küche freuen.

Seit zweieinhalb Jahren sind Angaben zum Energiegehalt von Speisen in Englands Restaurantketten vorgeschrieben. Gegen Übergewicht hilft das nicht. Britische Forschende kommen nun in einer Studie zu dem Ergebnis: Wer im Restaurant isst, nimmt trotzdem quasi gleich viele Kalorien zu sich wie vorher.

Beim Ausgehen mischen Täter ihren Opfern heimlich K.-O.-Tropfen ins Getränk. Großbritanniens Regierung will dagegen nun stärker vorgehen. Tausende Beschäftigte sollen geschult werden.

Können die rollenden Kellner gegen Personalmangel in der Gastronomie helfen? Ein Pilotprojekt im Main-Kinzig-Kreis will das herausfinden. Jetzt kommt noch ein ganz neuer Aspekt hinzu.

Nach der erfolgreichen Eröffnung der ersten L’Osteria in Frankreich 2021 in Lyon folgt nun der Schritt nach Paris. Umringt von einigen der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt soll die L’Osteria Paris Châtelet die Anlaufstelle für alle Liebhaber italienischer Küche werden.

Ab dem kommenden Jahr treten in Köln überarbeitete Regelungen für die Außengastronomie in Kraft. Diese sollen eine klarere Struktur für die Nutzung und Gestaltung von Außenflächen schaffen und gleichzeitig den öffentlichen Raum aufwerten.

Bei der feierlichen Gala-Ehrung im ehemaligen C&A-Gebäudes in Neukölln, dem CANK, wurden jetzt die besten Köpfe der Berliner Gastronomie für ihre  Leistungen in den folgenden Kategorien geehrt. Die Auszeichnung „Berliner Meisterkoch 2024“ geht an Max Strohe vom Restaurant „tulus lotrek“.

Chefs Pencil hat die Preise von über 3.500 Sternerestaurants analysiert, um die teuersten Menüs zu ermitteln. In der Top-15 landeten auch fünf europäische Restaurants. Den Spitzenplatz schnappte sich jedoch das Ginza Kitafuku in Tokio.