Immer mehr Eisdielen haben länger oder sogar das ganze Jahr durchgehend geöffnet. Dies sei vor allem in den größeren Städten der Fall, sagt Annalisa Carnio von Uniteis, einer Vereinigung der italienischen Gelatieri in Deutschland. Dieser Trend bestehe seit mehreren Jahren, hierfür gebe es mehrere Gründe.
Zum einen sei es im Herbst wegen des Klimawandels oft milder und sonniger als früher. Zudem seien die Mieten gestiegen - nur wie gewohnt von April bis September zu öffnen, könnten sich immer weniger leisten.
Stattdessen hätten die Geschäftsinhaber ihr Angebot erweitert. Sie würden längst nicht nur Eis anbieten, sondern auch Kaffee, Frühstück und ein kleines Mittagessen. Auch wird Eis in Deutschland laut Carnio längst nicht mehr nur bei Wärme und Sonnenschein genossen. «Eis passt auch gut in den Winter. Die Menschen nehmen es mit nach Hause und genießen es zum Beispiel als Nachtisch», erklärt die Fachfrau.
Klassiker kommen auch im Winter gut an
Das bestätigt auch Vanessa Marino vom Eiscafé Florenz in der Mainzer Römerpassage. «Das Geschäft läuft auch im Winter, vor allem durch unsere Angebote wie Crêpes und warme Waffeln», sagt sie. Eiscreme laufe vor allem am Wochenende. Aber dennoch: «Im Sommer ist mehr los.»
Die Klassiker sind laut Carnio nach wie vor Schokolade, Vanille und Erdbeere. Sorten wie Zimt sind im Winter häufiger gefragt als im Sommer. Zudem gibt es Extra-Sorten für die kalte Jahreszeit wie Lebkuchen-, Maronen-, Mandarinen- und Orangeneis. In einigen Regionen wird sogar Stollen-Eis angeboten.
Spekulatius-Eis für die Winterzeit
Im Eiscafé Delizia in Trier-Pfalzel gibt es passend zur Winterzeit Spekulatius-Eis. «Das läuft sehr gut», sagt Inhaberin Svetlana Novoselska. Zurzeit beliebt seien auch die Sorten Butterkeks und Tiramisu. Manche holten sich das Eis an der Diele zum Mitnehmen, andere würden im Café sitzen und es dort essen.
Demnächst komme im Sortiment noch Eierlikör- und Kastanien-Eis dazu. «Wir bleiben auf jeden Fall den ganzen Winter auf», sagt Novoselska. «Wir wollen es das erste Jahr probieren und schauen, wie es läuft.» Novoselska und ihr Mann haben die Eisdiele im Sommer eröffnet. Neben Eis biete das Café auch Waffeln, Crêpes, Kuchen und heiße Getränke an.
Auch Dehoga sieht landesweiten Trend
Immer mehr Eiscafés entwickelten sich zum Ganzjahresbetrieb oder verkürzten ihre Schließzeiten von mehreren Monaten auf vier bis sechs Wochen, sagt der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann. Zudem erweiterten sie ihr Angebot um Dinge, die man in der Winterzeit konsumiere - wie unter anderem Waffeln oder Glühwein.
Diesen Trend sehe er landesweit seit zwei, drei Jahren. Er finde ihn «absolut erfreulich», denn Ganzjahresbetriebe hätten Vorteile für Gäste, Einheimische und Mitarbeiter.
Stammkunden und Kinder
In Koblenz bleibt etwa das Gelati auch im Winter geöffnet - und zwar schon immer, sagt ein Mitarbeiter. Direkt gegenüber von Glühweinständen des Weihnachtsmarkts können sich die Menschen hier auch bei einstelligen Temperaturen das Eis schmecken lassen. Das Angebot sei dasselbe wie im Sommer, sagt er. Aber: Die Eisdiele liegt auch in einem warmen Einkaufszentrum.
Für das Eiscafé Dolce Vita in Koblenz bedeutet die Öffnungszeit im Winter vor allem Kundenpflege. «Wir sind von Anfang an, seit es diese Eisdiele gibt, im Winter offen», sagt Mitarbeiter Tanzeel Ahamd. Ihnen sei es wichtig, den Stammkunden, die das ganze Jahr über kommen, durchgehend das gleiche Gefühl anzubieten.
In den kalten Monaten passe das Eiscafé die Auswahl aber an. «Wir haben Wintersorten, Crêpes, heiße Waffeln, jede Menge Kuchen und Toast.» Für draußen gebe es Heizstrahler, sodass der Kaffee auch bei Kälte schmeckt.
Viele Eisdielen schließen weiterhin
Fortunato Rigoni hat - wie viele seiner Kollegen - sein Eiscafé Rigoni in Trier gerade für die Winterwochen dicht gemacht. «Es ist zu wenig Betrieb und das merke ich am Umsatz», sagt er. Normalerweise schließe er jedes Jahr von Ende November bis Februar. «Wenn der Weihnachtsmarkt öffnet, gehen alle dorthin», sagt der Eiscafé-Inhaber, der seit 1974 in Trier ist. (dpa)