Nobelhart & Schmutzig gegen Missbrauch, Belästigung und Diskriminierung

| Gastronomie Gastronomie

Wer in den vergangenen Wochen die Medien verfolgt hat, kam nicht um die Themen Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Diskriminierung herum. Ob in der Politik, der Welt des Entertainments oder der Gastronomie: In jeder Branche mehren sich die Vorwürfe gegen Menschen, die ihre Position zu Lasten anderer missbrauchen. Für den Berliner Wirt Billy Wagner ein guter Zeitpunkt, um sich nun auch öffentlich gegen diese Themen zu positionieren. Allerdings nicht nur verbal, sondern mit Inhalten und einem klaren Plan. Denn Wagner hat eigens für sein mit einem Michelin Stern ausgezeichnetem und auf Platz 45 der aktuellen „The World's 50 Best Restaurants" Liste rangierendem Speiselokal Nobelhart & Schmutzig einen sogenannten Guide of Conduct erstellen lassen. Insgesamt zwei Jahre Arbeit stecken in dem rund 27 Seiten umfassenden Werk, das von einer externen Beraterin mit Unterstützung des 20-köpfigen Teams erarbeitet wurde.

Unter einem Guide of Conduct versteht man einen Verhaltenskodex für die Mitglieder einer Organisation. Darin sind Erklärungen der Werte und Grundsätze der Organisation sowie entsprechende Kommunikations- und Verhaltensregeln für deren Mitglieder festgelegt. Der Guide of Conduct legt demnach schriftlich fest, welche Verhaltensarten ermutigt und gefördert werden und welche wiederum nicht akzeptabel sind. Ziel eines solchen Guide of Conducts: Ein positives und respektvolles Umfeld zu schaffen, in dem alle Mitglieder eines Teams gleiche Chancen und Rechte haben. Machtmissbrauch, (sexuelle) Belästigung, Diskriminierung, Mobbing und andere unangemessene Verhaltensweisen sollen dadurch verhindert werden.

Um sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden im Restaurant einen wertschätzenden und sicheren Arbeitsplatz antreffen, wurden im Zuge der Entwicklung des Guide of Conduct zudem konkrete Systeme entwickelt. Ein Beispiel: Ein Farbcodesystem, mit dem im laufenden Service auf Belästigungen durch Gäste reagiert werden kann. Ebenso zeigt der Guide of Conduct auf, wie Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch vorgebeugt werden können; gleichzeitig gibt es Hilfsangebote für Betroffene. So hat das Nobelhart & Schmutzig eine externe Vertrauensperson engagiert, die bei Bedarf kontaktiert werden kann.

Der Guide of Conduct ist dabei nur ein Baustein eines fast zwei Jahre langen Prozesses, in dem innerhalb des Nobelhart & Schmutzig auch Themen wie Lohngerechtigkeit, die faire Bezahlung von Praktikanten verhandelt sowie Trainings und Coachings für Mitarbeitende absolviert wurden. Damit das Dokument nicht bloße Theorie bleibt, stehen auch für die Zukunft weitere Workshops und Trainings an. Zudem verpflichtet sich jede*r Mitarbeitende per Unterschrift, dem Guide of Conduct nach bestem Gewissen zu folgen.

Wirt Billy Wagner erhofft sich durch die Veröffentlichung des Guide of Conduct nicht zuletzt eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen innerhalb der Gastronomie anzustoßen und so die Branche wieder attraktiver für den Nachwuchs zu machen. „Außenstehende unterschätzen oft, welche Karrierechancen die Gastronomie bietet und wie vielseitig und sinnstiftend die Aufgabengebiete letztendlich sind. Allerdings sind wir Arbeitgebenden gefordert, wettbewerbsfähige Bedingungen sowie ein positives Arbeitsumfeld zu gestalten, in dem Menschen auch auf längere Zeit arbeiten möchten. Ebenso wünschen wir uns, dass Menschen zu uns finden, die bislang in der deutschen Spitzengastronomie wenig präsent sind, etwa auf Grund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder ihres Geschlechts."

Wagner weiter: „Im Zuge der Entwicklung des Guide of Conduct mussten auch wir uns den Spiegel vorhalten. Nach zwei Jahren mit vielen kontroversen Diskussionen sind wir stolz auf ein Ergebnis, das hoffentlich dazu beiträgt, den so notwendigen Kultur- und Wertewandel in unserer Branche voranzutreiben."


Zurück

Vielleicht auch interessant

Riesenandrang auf dem Oktoberfest: Hunderttausende feiern in München bei wolkenlosem Himmel. Die Festleitung spricht in einer Schätzung von einer Million Wiesn-Besuchern.

Das britische Pub-Sterben hat sich im ersten Halbjahr fortgesetzt. Zwischen Januar und Juni schlossen in England und Wales etwa 50 pro Monat. Aus den ehemaligen Kneipen werden vor allem Wohnungen, Büros oder sogar Kindergärten.

Es sind die Erinnerungen an die Geschmäcker und Gerichte ihrer Kindheit in Vietnam, die Thi Ba Nguyen ab sofort im Restaurant VINA in Graz auftischt. In einem fünfgängigen Menü führt die mit 83 Jahren älteste Spitzenköchin Österreichs durch die vielfältige Aromenwelt Vietnams.

München ist wieder im Ausnahmezustand: Am ersten Wiesntag kamen nach ersten Schätzungen der Festleitung rund eine halbe Million Menschen auf die Theresienwiese. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen schreckten die Gäste offensichtlich nicht. 

Ab Samstag herrscht in München wieder Ausnahmezustand: Oktoberfest. Nicht nur Neulinge haben Fragen: Was kostet das Bier, darf man kiffen, wie bekommt man einen Tisch - und: Ist die Wiesn sicher?

In dieser Woche öffnen Dario Cecchini und das Team des 25hours Hotel San Paolino die Türen des Cecchini in Città. Der berühmte Metzger hat das 25hours Hotel in Florenz als seinen ersten Standort in der toskanischen Hauptstadt gewählt.

Für die Sicherheit ist alles getan, die Sonne scheint - und das Bier wird nicht ausgehen. München ist gerüstet für das Oktoberfest. Stadtspitze, Festleitung, Wirte, Schausteller und Polizei sehen dem Fest entspannt entgegen.

Im modernen Neubau des Bürokomplexes TONIQ2 am Düsseldorfer Flughafe eröffnet SV Deutschland eine Kaffeebar und ein Betriebsrestaurant. Gleichzeitig startet die neue Gäste-App.

Rocco Forte eröffnet in den Räumlichkeiten des ehemaligen Sophia’s, das neue Restaurant „Florio“ im The Charles Hotel München. Damit startet das Unternehmen ein weiteres Restaurant, das von der Philosophie der italienischen Kochikone Fulvio Pierangelini geprägt ist.

Johannes von Bemberg und Oliver Röder verpassen ihrem Restaurant „Eiflers Zeiten“ in der „Burg Flamersheim“ in Euskirchen ein Update: Hier soll demnächst sterneprämierte Gourmetküche aufgetischt werden. Das benachbarte Restaurant „Bembergs Häuschen“, in dem bis jetzt die Gourmetküche angesiedelt war, schließt zum Ende des Jahres.