Pommes-Weltmeisterschaft in Frankreich

| Gastronomie Gastronomie

Während eine Portion Pommes in der Fritteuse brutzelt, misst Paul-Henri Doumenc die Temperatur des Fetts, seine Kollegin wäscht und trocknet bereits geschnittene Kartoffeln für die nächste Ladung. Auf großer Bühne stellt der Betreiber eines Foodtrucks auf dem großen Platz im nordfranzösischen Arras am Samstag seine Frittierkunst auf die Probe. Bei der nach Angaben der Stadt ersten Pommes-frites-Weltmeisterschaft traten Dutzende vorausgewählte internationale Pommes-Gastronomen in vier Kategorien gegeneinander an: authentische Fritten, kreative Fritten, Amateur-Fritten sowie die Fritten-Soße des Jahres.

«Dies sind Pariser Fritten», sagt Doumenc, «sie sind zehn Millimeter dick». Unter dem Auge einer kritischen Jury und begleitet von etlichen Kamerateams startet der Imbissbetreiber, der in seinem Truck im Großraum Paris Pommes und Burger anbietet, in den Wettbewerb. Einige Meter weiter wacht Vincent Pécourt aus der Nähe von Angers über die richtige Bräune seiner Kartoffelstäbchen. Familie und Freunde feuern ihn auf dem rappelvollen Platz im historischen Stadtkern von Arras an. Hunderte Kilometer haben sie zurückgelegt, um bei dem Wettbewerb dabei zu sein. Was macht gute Pommes aus? «Liebe ist die erste Zutat», lacht Pécourt - und natürlich Kartoffeln aus dem Norden Frankreichs.

Die richtigen Kartoffeln für die perfekten Pommes

Einer, der wirklich alles über Pommes weiß, ist Jean-Paul Dambrine (75), der in Nordfrankreich ein großes Netz mobiler Frittenbuden betreibt. Seit 55 Jahren brät er Pommes in der Region. Gute Kartoffeln aus Nordfrankreich seien das A und O, meint er. Danach müssten die Fritten in zwei Etappen gebraten werden. «Pommes sind ein universelles Produkt, man kann sie jederzeit mit allem essen», sagt er begeistert. Für den in der Region spielenden Film «Willkommen bei den Sch'tis» aus dem Jahr 2008 schuf er auf Bitten von Schauspieler Dany Boon die «Friterie Momo». Aus diesem Verkaufsstand winkt er nun in Arras den Menschen zu - jeder kennt ihn hier.
 

Wie es zu einem Gastronomie-Ereignis in Frankreich gehört, begutachtet eine hochkarätig besetzte Expertenjury die Pommes - darunter Fachjournalisten, Vertreter der Landwirtschaftskammer und Kartoffelbranche sowie Landwirte. Den Vorsitz der Jury hat jedoch der regionale Frittenkönig Dambrine. Der Norden, der früher zeitweise zu Flandern gehörte, ist in Frankreich die Pommes-Hochburg. Die Hälfte der landesweit rund 1400 Pommes-Buden, in Frankreich Friteries genannt, befindet sich in der Region Hauts-de-France. Daher wird auch zwischen Nordfrankreich und dem angrenzenden Belgien gewetteifert, wo es die besten Fritten gibt und wer sie eigentlich erfunden hat.

Belgische vs. französische Fritten

Den Unterschied der Fritten kann Sébastian Viloria erklären. Der gebürtige Brüsseler und sein Schulfreund Fabian Frances betreiben «Les Ptits Belges du Golf de Saint-Tropez» und begeistern mit ihrem Foodtruck im Süden Frankreichs die Kundschaft mit belgischen Pommes. «Im Norden Frankreichs sind die Pommes ähnlich wie in Belgien», meint Viloria. Während belgische Pommes einen Durchmesser von zwölf Millimeter hätten, seien Fritten im übrigen Frankreich aber nur sechs bis acht Millimeter dünn. Natürlich müssten gute Fritten aus echten Kartoffeln gemacht sein und in zwei Etappen frittiert werden - in Rinderfett, wie der Belgier betont.

Schon als Arras die Weltmeisterschaft ankündigte, hieß es in der nordfranzösischen Zeitung «La Voix du Nord»: «Unsere belgischen Freunde werden eifersüchtig sein!» Allerdings, das räumte die Zeitung ein, feiere Belgien ja bereits am 1. August den Tag der Fritte. «Gibt es ein französisch-belgisches Duell? Werden wir endlich wissen, ob die Fritten belgisch oder französisch sind?», schrieb unterdessen die belgische Zeitung «Le Soir». Auf jeden Fall übertrumpft Belgien das große Nachbarland nach Angaben der Zeitung bei der Zahl der Pommes-Buden: 5000 Friteries - oder je nach Landstrich auch Frituur oder Fri(e)tkot genannt - gibt es in Belgien.

Als dann am Abend die Gewinner feststehen ist klar, alle Preise gehen nach Frankreich. Der Sieger in der Kategorie Amateur-Fritten aber, Familie Philippe Frenoi aus Linselles, wohnt nur einen Steinwurf von der belgischen Grenze entfernt und die besten authentischen Fritten macht nach Jury-Entscheid Aurèle Mestré aus Lille, eine einst flämische Stadt. Die kreativsten Pommes kommen nicht aus dem Norden sondern von Clément Krupka aus dem Loiretal. Und wenn es um das Verfeinern der knusprigen Kartoffelstäbchen geht, müssen Belgier und Nordfranzosen sich nichts vormachen: Die Auszeichnung für die Soße des Jahres geht an Restaurantchef Allan Gillery Pavard nach Paris. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Der FCSI Deutschland-Österreich in drei Worten? Geht nicht, findet Präsident Frank Wagner und erklärt im Video, warum der Planer- und Beraterverband für die gesamte Hospitality mehr ist als nur schön klingende Begriffe, warum man unbedingt mitmachen sollte und was der FCSI und seine Mitglieder tatsächlich für die schönste Branche der Welt tun. Neugierig? Film ab! 

In den nächsten zehn Jahren wird McDonald's in Deutschland 500 Restaurants neu eröffnen und bis zu 1.000 bestehende Standorte umfassend modernisieren. Das neue Restaurantkonzept, das auf ein besseres Restauranterlebnis setzt, wurde jetzt in Berlin präsentiert.

Das Oktoberfest ist eines der bekanntesten Feste der Welt. Zwar hat es seinen Ursprung in München, doch das traditionelle bayerische Volksfest wird längst auch an den unterschiedlichsten Orten rund um den Globus zelebriert.

Von Anfang an war es dem Gastronomen Jonathan Kartenberg wichtig, mit dem Berliner Restaurant Irma la Douce Teil des Kiezes zu sein. Während der Michelin Stern abends Gourmets anlockt, möchte Kartenberg mittags vor allem die Nachbarschaft an den Tisch holen.

Was dreht sich da im Imbiss? Ein Döner darf nur so heißen, wenn er eine bestimmte Zusammensetzung hat. Das Verbraucherschutzministerium in NRW sammelt dazu jetzt Zahlen und Fakten.

Matthias Lasi, evangelischer Pfarrer in Baiersbronn, ist nicht nur für seine Gemeinde da. Er widmet sich auch den Anliegen und Sorgen der Gastronomen vor Ort - und stellt sich sogar ans Frühstücksbuffet und bereitet Rührei, Spiegelei und Speck zu.

Wer im Restaurant speist oder einen Döner oder eine Bratwurst am Stand kauft, möchte sicher sein, dass alles sauber ist und er auch bekommt, was auf der Karte steht. Das ist nicht immer der Fall.

Frisches Geld für frische Bowls und Salate: Green Club hat sich in einer Finanzierungsrunde von seinen Bestandsinvestoren mehr als zwei Millionen Euro an Kapital gesichert. Der Lieferdienst will so die weitere Expansion des Unternehmens vorantreiben.

Die wirtschaftliche Lage in der deutschen Gastronomiebranche bleibt weiterhin angespannt. Laut aktuellen Prognosen des Informationsdienstleisters CRIF werden 2024 voraussichtlich 1.190 Insolvenzen in der Gastronomie erwartet, was einem Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Hunderttausende Menschen besuchen den Blautopf jährlich. Das Areal um die leuchtende Quelle wird gerade für Jahre saniert. Für die Gastronomie in Blaubeuren entwickelt sich der Umbau zur Katastrophe.