Christoph Unckell führt das Hotel Rebstock in Würzburg seit mehr als 25 Jahren. Dabei entwickelt er das Haus, das seit Generationen im Familienbesitz ist, kontinuierlich weiter, zuletzt wurde 2019 nach zahlreichen Renovierungsarbeiten der Neubau Hof Engelgarten fertiggestellt. Im Interview spricht der Hotelier über sein Familienunternehmen, Herausforderungen und Perspektiven.
Wie war es, das Hotel von Ihren Eltern zu übernehmen? Was haben Sie umgekrempelt und was beibehalten?
Obwohl ich mehr als zehn Jahre Erfahrung in der nationalen und internationalen Hotellerie hatte, hatte ich einen riesigen Respekt vor der Aufgabe. Auf einmal allein verantwortlich zu sein für ein Hotel mit all seinen Mitarbeitern, fühlte sich schon anders an. Ich habe mir zunächst alles angesehen und dann nach und nach kleinere und größere Änderungen vorgenommen. Die Einführung der Hotelsoftware „Fidelio“ war der erste größere Punkt. Zunehmend habe ich dann auch in den Rebstock investiert. Aus der fränkischen Weinstube wurde ein zusätzlicher Tagungsraum, unsere Bibliothek. Kleinere Einzelzimmer haben wir zu komfortablen Doppelzimmern zusammengelegt. Was am Jahresende als Gewinn übrigblieb, wurde direkt wieder investiert, und heute ist das Hotel nicht mehr mit dem zu vergleichen, was ich 1994 übernommen habe.
Sie sind mit dem Hotel aufgewachsen. Was waren früher Ihre Lieblingsorte im Hotel und welche sind es heute?
Damals gab es im Keller des Hotels noch die „Bierkutsche“, ein rustikales Kellerlokal. Da habe ich oft ausgeholfen und vor allem das Bierzapfen gelernt. Auch meine ersten eigenen Parties durfte ich hier feiern. Später haben meine Eltern das Lokal dann geschlossen, das fand ich damals sehr schade. Rückblickend kann ich die Entscheidung aber gut verstehen und hätte selbst sicher nicht anders gehandelt. Heute sind meine Lieblingsorte immer die Plätze, die neu sind, denn in den Wandel stecke ich besonders viel Energie und Passion. Momentan würde ich also sagen, ist mein liebster Platz unser Hof Engelgarten.
Auch Ihr Sohn ist mit dem Hotel groß geworden. Wie ist es, dem eigenen Sohn alles von klein auf beizubringen?
Als Familie haben wir die ersten Jahre im Hotel gewohnt. Dort wurde Julius, mein Ältester, auch geboren. Drei Jahre später kam seiner Schwester Carolina dazu, da haben wir schon in unserer jetzigen Wohnung in der Nähe gewohnt. Natürlich waren beide oft im Hotel, allerdings war es uns wichtig, unseren Kindern ein möglichst „normales“ Zuhause zu bieten. Trotzdem hat sich Julius nach dem Abitur für die Hotellerie entschieden, was mich natürlich sehr freut. Ich hätte aber auch jede andere Entscheidung mitgetragen. Gerade in unserem Beruf finde ich es wichtig, dass so eine Entscheidung aus freien Stücken getroffen wird, denn in der Hotellerie und Gastronomie kann man nur mit Herzblut und Leidenschaft erfolgreich sein. So haben es meine Eltern schon bei mir gehalten.