Fünf Thesen über die Entwicklung der Preisgestaltung in der Hotellerie

| Hotellerie Hotellerie

Das Pricing in der Hotellerie ist aktuell stark im Wandel. Eine Vielzahl an neuen Systemen und Tools steigen in den Markt ein. Für die Hotellerie wird es immer schwieriger, die richtigen Entscheidungen in der Preisgestaltung zu treffen. Stefan Brida, Bereichsleiter im Bereich Controlling & Revenue Management bei Kohl > Partner, hat fünf Thesen für die zukünftige Entwicklung der Preisgestaltung in der Hotellerie aufgestellt.

1. Attribute Based Pricing als Zukunft im Budget Segment

Beim Attribute Based Pricing wird ein Basis-Zimmerpreis definiert, alle zusätzlichen Attribute werden mit einem Aufschlag verrechnet. Attribute können sein: Zimmergröße, Lage des Zimmers, Aussicht, freistehende Badewanne, Frühstück, Nachmittagsjause, Balkon, Obstkorb im Zimmer, Wellness inklusive, Uhrzeit des Late Check Outs usw.

Der Gast zahlt also nur das, was er wirklich haben möchte. Dies könnte die Zukunft des Revenue Management sein, vor allem im Budget- und Niedrigpreissegment. Mehrere Studien belegen, dass dadurch vor allem der TRevPAR deutlich gesteigert werden kann und es auch positive Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit hat. Wie so oft scheitert es häufig (noch) an den Systemen. Erste Anbieter widmen sich diesem Thema bereits. Auch Expedia bietet seit neuestem einen attributbasierten Buchungsprozess an.

2. „Personalized Pricing“? Drei Argumente sprechen dagegen

Das Personalized Pricing ist eine Form der Preisdifferenzierung, bei welcher identische Produkte zur gleichen Zeit aufgrund von Kundendaten zu unterschiedlichen Preisen angeboten werden. Dabei kann sich der Preis aufgrund des Wohnorts, Kaufverhaltens, Alters, Art des Endgeräts oder ähnlichem unterscheiden.

Der große Unterschied zum Dynamic Pricing besteht darin, dass nicht jeder Kunde die Chance auf denselben besten Preis hat. Eine Studie von Kohl > Partner hat ergeben, dass die Akzeptanz einer personalisierten Preisstrategie bei den Gästen in der Hotellerie aktuell noch sehr gering ist. Wohingegen eine klassische dynamische Preisstrategie - bei richtiger Kommunikation und Anwendung - beim Großteil der Gäste als fair wahrgenommen wird (s. Artikel). 2019 wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für personalisierte Preise von der Europäischen Union deutlich verschärft, wodurch vor allem die Anforderungen an die Transparenz für Unternehmen deutlich anspruchsvoller geworden sind. Außerdem scheitert es, wie so oft, auch beim Personalized Pricing an einer Software sowie den funktionierenden Schnittstellen.

3. Nachhaltigkeit gewinnt im Pricing weiter an Bedeutung

Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren als wichtigster gesellschaftlicher Trend entwickelt. Laut einer Studie der ÖHV achten etwa 50 Prozent der Gäste bei der Hotelwahl auf das Thema Nachhaltigkeit. Trotzdem ist in der Branche ein sogenannter „Attitude Behaviour Gap“ spürbar, wonach die Gäste zwar nachhaltiger Urlaub machen wollen, jedoch häufig nicht bereit sind, mehr dafür zu zahlen.

Freiwillige Emissionsausgleiche oder Go Green Raten, wie man sie von den Airlines kennt, sind in der Ferienhotellerie aktuell noch kaum von Bedeutung. Ziel muss es daher sein, die Gäste beim Thema Nachhaltigkeit zu belohnen. Betriebe wie beispielsweise das Mari Pop Hotel im Zillertal, geben zehn Prozent Rabatt auf den Zimmerpreis, wenn die Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

4. Die pauschale Preissteigerung von X Prozent über alle Saisonzeiten ist vorbei

Das Nachfrageverhalten in den letzten drei Jahren ist extrem volatil geworden. Die Erkenntnisse aus der abgeschlossenen Wintersaison 2022/23 zeigen, dass die Zeiten mit hohen Übernachfragen wie beispielsweise im Februar 2023 immer intensiver, aber auch immer weniger werden. Zeiten mit einer eher schwächeren Grundauslastung nehmen hingegen zu.

Dadurch ist auch eine pauschale Preissteigerung von X Prozent über alle Saisonzeiten und Zimmerkategorien aktuell vorbei. Die Praxis zeigt, dass ein viel differenzierterer Blick in puncto Optimierung der Zimmerkategorien, Saisonzeiten, Wochentage, Aufenthaltsdauer, Buchungsforecast und Nachfragespitzen notwendig ist, um die Preispotenziale in Zukunft richtig abzuschöpfen. Auch die klassische gedruckte Preisliste gehört der Vergangenheit an. Das Buchungsverhalten der Gäste wird immer schwerer planbar, dadurch ist eine gewisse Flexibilität beim Pricing extrem wichtig, um auch die Preise kurzfristig noch nachschärfen zu können.

5. Die Bedeutung der Preiskalkulation und Preisuntergrenzen wird weiterhin steigen

Aufgrund der aktuellen Kostenexplosion wird die Bedeutung der Preiskalkulation neben der Analyse der Mitbewerber und des Nachfrageverhaltens immer wichtiger. Der Großteil der Volkswirte geht davon aus, dass die Inflation die nächsten Jahre hoch bleiben wird. Daher ist eine Preiskalkulation nach Bauchgefühl zum Scheitern verurteilt. Nur wer seine kurz- und langfristige Preisuntergrenze für die Zukunft kennt und seine Zahlen sauber im Griff hat, weiß, welche Preise mindestens verlangt werden müssen, um zumindest die Fixkosten pro Offenhaltetag sowie die variablen Kosten pro Nächtigung decken zu können. Das wird zukünftig die Grundlage für jede erfolgreiche Preisstrategie sein.

Fazit:

Das Thema Pricing wird in Zukunft noch komplexer werden. Wir gehen davon aus, dass die Themen maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz zukünftig das Pricing revolutionieren werden. Umso wichtiger wird es aber, die Vorteile von Mensch und Maschine zu verknüpfen. Die richtige Preisstrategie für einen Betrieb hängt von einer Vielzahl an Parametern ab und wird in Zukunft mehr denn je die Basis für einen erfolgreichen Hotelbetrieb sein. Für interessierte Betriebe bietet Kohl > Partner am 11. Mai 2023 ab 08:30 Uhr ein halbtägiges Online Seminar zum Thema „Wie kalkuliere ich meine aktuellen Preissteigerungen“ an.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine von der Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel beauftragte Untersuchung negativer Kundenbewertungen zu den im Frankfurter Bahnhofsviertel ansässigen Hotels macht die großen nachteiligen Auswirkungen von Kriminalität, Drogenhandel und Drogenkonsum deutlich.

Die Marke Beech Resorts ist auf Wachstumskurs: Nachdem im Jahr 2020 das Resort Fleesensee seine Pforten für Gäste öffnete, folgten in diesem Jahr die beiden Häuser in Boltenhagen und am Plauer See.

Das von Wyndham Hotels & Resorts angekündigte Luxushotel Dolce by Wyndham Versailles – Domaine du Montcel nahe Paris ist offiziell eröffnet. Eingebettet in einen Landschaftspark und wenige Minuten vom berühmten Schloss Versailles entfernt, bietet das Anwesen 178 Zimmer. 

Der Erzgebirgskreis will das Fichtelberghaus verkaufen. Jahrelang hatte er es nur verpachtet. Jetzt sucht der Landkreis nach Kaufinteressenten. Hotel und Restaurant sind stark renovierungsbedürftig.

Die Tante Alma Hangout GmbH aus Frankfurt am Main, Teil der Münchner Solutions Holding von Stephan Gerhard, hat zum 1. Juli das bisherige Hotel Zumnorde am Anger in Erfurt übernommen und wird das Haus künftig als klassisches Vollhotel unter dem Namen Hotel Alma am Anger betreiben.

Das Mercure Lübeck City Center ist umfassend renoviert worden. Neben den öffentlichen Bereichen wurden 50 Prozent der Hotelzimmer neu gestaltet. Das Haus an zentraler Lage in der Lübecker Innenstadt verfügt über 83 Hotelzimmer und gehört zum Portfolio der LFPI Hospitality Group.

Mit rund 400 geladenen Gästen ist die Eröffnung des umgestalteten einstigen Weltkriegsbunkers am Heiligengeistfeld gefeiert worden - bis zur Öffnung für alle dauert es aber noch bis Freitag. Bei dem sogenannten Pre-Opening am Mittwochabend konnten die Gäste neu geschaffene Attraktionen wie das Hotel, den Dachgarten und die Gastronomie erkunden.

In einer Höhe von mindestens 80 Metern blicken die Gäste durch bodentiefe Fenster auf die Skyline von „Mainhattan“. Jetzt wurden sämtliche Zimmer mit einem Fokus auf Wohlbefinden und das Markenprofil von JW Marriott umgestaltet

Die SV Group gibt für Ende 2025 die Eröffnung des ersten Moxy Hotels in Zürich bekannt. Das Haus wird nach einer umfassenden Modernisierung im Design der Marke mit 162 Zimmern wieder eröffnet.

Die Achat Hotels mit Sitz in Mannheim erweitern ihr Team im Bereich Meetings, Incentives, Konferenzen und Events um drei neue Mitarbeiter und schaffen eine eigene MICE-Abteilung. Diese soll dazu dienen, die Hotels zu unterstützen, und größtenteils virtuell zusammenarbeiten.