Hannover verteidigt Übernachtungs-Limit im fensterlosen Boxhotel

| Hotellerie Hotellerie

In einem Hotel ohne Fenster in Hannover dürfen die Gäste, nach Anordnung der Stadt, nur maximal drei Nächte hintereinander übernachten. Der Betreiber des  BoxHotel will sich dagegen wehren. Die Stadt verteidigt das Limit.

Wie eine Behördensprecherin betonte, setzt die Stadt mit der Auflage lediglich ein Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover um. (Tageskarte berichtete) Der Hotelbetreiber habe in seiner Betriebsbeschreibung selbst von «wenigen Tagen» gesprochen, dies sei konkretisiert worden. Zunächst hatte die Stadt das fensterlose Hotel gar nicht zulassen wollen, dagegen wehrte sich Blume erfolgreich vor Gericht.

In Göttingen eröffnete bereits im Mai 2017 das erste Boxhotel des 54-Jährigen. Auflagen von der Stadt gab es nicht. Allerdings hatte Blume selbst in seinem Bauantrag drei Nächte als maximale Übernachtungszahl angegeben. Weitere derartige Hotels gibt es dem Erfinder zufolge in Hamburg, Leipzig und Bielefeld.

Die Mini-Zimmer im Boxhotel erinnern an ein Schlafwagenabteil im Zug - allerdings fehlen die Fenster: Links ein schmales Bett mit einer Treppe zum zweiten Bett auf der oberen Ebene. Dort befindet sich sogar eine gläserne Duschkabine. Oliver Blume hat sein erstes derartiges Hotel 2017 in Göttingen eröffnet, im November folgte das zweite in Hannover. Doch hier kämpft der 54-Jährige seit nunmehr zweieinhalb Jahren gegen die Behörden, die die fensterlosen Boxen erst ganz verbieten wollten. Nachdem er die Baugenehmigung vor dem Verwaltungsgericht durchgekämpft hatte, schob die Stadt die Auflage hinterher, dass die Hotelgäste nur maximal drei Nächte hintereinander übernachten dürfen - aus gesundheitlichen Gründen.

«Wir pumpen bis zu 1,4 Millionen Liter Frischluft jeden Tag rein und haben die besten Matratzen», empört sich der Unternehmer. «Wieso darf man dann in einem Hotel mit schlechten Matratzen länger als drei Nächte bleiben?» Die Auflage sei absurd. In Göttingen war das Hotel ohne Probleme genehmigt worden, allerdings enthielt der Bauantrag dort drei Nächte als maximale Übernachtungszahl. In der Messestadt Hannover möchte Blume längere Aufenthalte ermöglichen. In Leipzig, Hamburg und Bielefeld seien ebenfalls Boxhotels geplant - der Erfinder hat ein Patent auf die Bauweise mit USB-Platten angemeldet. Er sieht die Boxhotels als «smarte Alternative» zu Hostels mit Mehrbettzimmern. Die Preise beginnen bei rund 25 Euro pro Nacht.

Wohnen und Schlafen im Miniaturformat liegen im Trend. Vor allem in Ferienregionen entstehen Tiny-House-Siedlungen mit winzigen Holzhäusern. Die Schlafkapsel Sleeperoo ist eine Art Erlebnisbett, die inzwischen an mehr als 50 Orten in Deutschland drinnen oder draußen gebucht werden kann - darunter im Weltkulturerbe Fagus-Werk in Alfeld, in der Lüneburger Heide oder an der Ruine Krukenburg in Nordhessen. Die Kunststoffkapseln mit Panoramafenstern sind laut einer Sprecherin der Firma mit Sitz in Hamburg für eine Erlebnisnacht konzipiert.

Die ersten Hotels mit Schlafkapseln eröffneten Ende der 1970er Jahre in Japan in der Nähe von Bars und Bahnhöfen. Die etwa 1,20 Meter hohen Kabinen wurden oft von Angestellten oder Geschäftsleuten genutzt, die den letzten Zug nach Hause verpasst hatten. Inzwischen gibt es sogar Luxuskapseln für Touristen. In Europa hat sich diese Idee noch nicht durchgesetzt. Einzelne Kapselhotels gibt es aber zum Beispiel im schweizerischen Luzern sowie in Karlsruhe (Baden-Württemberg). Stundenweise buchbare Schlafkabinen sieht man zunehmend an Flughäfen.

Etwa 30 000 Gäste zählt das Boxhotel in Göttingen im Jahr - laut Blume sind darunter Studenten auf Wohnungssuche genauso wie Professoren oder Geschäftsleute. Auch Frauen auf der Flucht vor gewalttätigen Partnern, die nicht ins Frauenhaus wollten, könnten Unterschlupf finden, meint der Betreiber. In Hannover seien viele Arbeiter auf Montage unter den Gästen. Hier ist die Lobby links mit Graffiti und rechts mit dem Bild eines gediegenen lodernen Kamins gestaltet.

Auf dem Buchungsportal «booking.com» gehen die Bewertungen der Boxhotels weit auseinander. Gelobt werden der Gratis-Kaffee und das nette, junge Personal, Kritik gibt es an klappernden Türen. Die Fensterlosigkeit der 4,20 Meter hohen Boxen mit 4,2 bis 5,4 Quadratmetern Grundfläche wird höchst unterschiedlich empfunden. «Die kleinen Boxen sind gemütlich, wirken fast wie eine Koje auf dem Schiff», schreibt zum Beispiel Alexander. Dagegen findet Hartmut: «Kein Frühstück, kein Fenster. Gefängnis ist dagegen Luxus.»

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Four Seasons Resort Mallorca in Formentor öffnet nach einer Restaurierung und Modernisierung seine Tore. Auf einem weitläufigen Privatgrundstück gelegen, hat sich das Resort seinen Charme bewahrt und sich gleichzeitig zu einem nachhaltigen Urlaubsziel entwickelt.

Die Dormero-Gruppe wird zum Jahreswechsel das Soibelmanns Hotel in Weimar übernehmen. Das Hotel mit seinen 90 Zimmern wird dann für sechs Monate geschlossen und komplett kernsaniert. Eigentümer und Investor ist erneut die Dahlheim-Gruppe.

Die Serviced-Apartment-Branche in Deutschland hat ihre Grundlagenüber­sicht aktualisiert und ihre „Charta des Temporären Wohnens“ in „Charta der Apartmentkonzepte“ umbenannt, um sich von der „Schublade Wohnen“ klar zu distanzieren.

Das City Hotel East in Lichtenberg soll künftig als Unterkunft für rund 1.200 geflüchtete Menschen genutzt werden. Das Haus, das derzeit von der GCH geleitet wird, soll  Ende September schließen und für rund 140 Millionen umgebaut werden. Jetzt kommt Kritik an dem Vorhaben auf.

In diesem Jahr feiert das Schlosshotel Kronberg seinen 70. Geburtstag. Ursprünglich für Victoria Kaiserin Friedrich erbaut, blickt das Fünf-Sterne-Haus auf eine bewegte Historie zurück. Zum feierlichen Jubiläum sind zahlreiche kleinere Aktionen geplant.

Das Grand Elysée Hamburg präsentiert vier neue Suiten in einer Gründerzeitvilla aus dem 19. Jahrhundert direkt am Hotel, die den Charme vergangener Epochen mit modernem Design verbinden.

Das neue B&B Hotel in Hagen ist eröffnet. Das Haus umfasst auf fünf Etagen insgesamt 85 schallisolierte Zimmer, darunter Familienzimmer und barrierefreie Räume.

Erfurts Krämerbrücke und Weimars Klassik haben im ersten Halbjahr für mehr Touristen in Thüringen gesorgt. Der Thüringer Wald schwächelte etwas. Noch ist das Niveau vor der Corona-Zeit nicht erreicht.

Die vielen ausländischen Fans während der Fußball-Europameisterschaft haben dem Tourismus in Nordrhein-Westfalen im ersten Halbjahr einen großen Zuwachs und Rekordwerte beschert. Die Zahl der Übernachtungen war die höchste jemals gemessene.

Das Hotel c/o56 Chemnitz​​​​​​​ bietet mit dem „Rooftop Gym“ einen neuen, sportlichen Höhepunkt – und das im wahrsten Sinne. Der verspiegelte Fitnessbereich ist 24 Stunden lang an sieben Tagen in der Woche geöffnet.