Heftige Diskussion um Mieten und Pachten in der Hotellerie

| Hotellerie Hotellerie

Justizministerin Christine Lambrecht will durch eine Änderung des Mietrechts Gewerbetreibende, wie Hoteliers und Gastronomen, in der Corona-Krise unterstützen. Die Einschränkung der Nutzung von angemieteten Flächen durch staatliche Beschränkungen bedeute regelmäßig die Störung der Geschäftsgrundlage für ein Mietverhältnis, so die Politikerin (Tageskarte berichtete). 

Das würde nicht automatisch einen Anspruch auf Mietminderung bedeuten: «Natürlich müssen immer der Einzelfall und die konkreten vertraglichen Vereinbarungen geprüft werden», stellte Lambrecht klar. «Notfalls muss gerichtlich festgestellt werden, ob eine Anpassung des Vertrags verlangt werden kann. Damit schnell Rechtssicherheit erzielt wird, möchte ich ebenfalls festschreiben, dass diese Verfahren von den Gerichten beschleunigt behandelt werden.»

ZIA gegen rechtliche Anordnung

Der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA ist von diesen Vorschlägen wenig begeistert: Wie ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner kommentierte, sei der geplante Eingriff in die Systematik von Vertragsverhältnissen nicht nachvollziehbar. "Die pauschale Anwendbarkeit des Wegfalls der Geschäftsgrundlage auf Mietverträge lehnen wir daher entschieden ab. Bilaterale und passgenaue Vertragsanpassungen können die Vertragsparteien besser selbst als durch rechtliche Anordnung aushandeln. Das haben die Beteiligten in den letzten Monaten bereits bewiesen", so Mattner. 

„Bei alledem ist zumindest zweifelhaft, ob beispielsweise der besonders in Not geratene Einzelhandel durch die gesetzgeberische Klarstellung überhaupt einen Anspruch geltend machen kann, da die angemieteten Räume uneingeschränkt nutzbar sind. Gleiches gilt für die von der Schließung betroffene Gastronomie, der umfangreiche staatliche Ausgleichszahlungen gewährt werden.“

Dorint-Chef Iserlohe schießt gegen ZIA

Dirk Iserlohe, Aufsichtsratsvorsitzender der Dorint Hotelgruppe, kritisiert in einem offenen Brief an den ZIA-Präsidenten Mattner die "kurzsichtige und darwinistische Einstellung" der Immobilien-Lobbyisten. Er wirft dem Verband vor, sich einem Interessensausgleich zwischen Vermietern und Verpächtern und den durch die Corona-Krise schwerwiegend belasteten Mietern und Pächtern zu verweigern. „Es ist doch verantwortungslos, sich gegen einen fairen Interessensausgleich auszusprechen und damit beizutragen, vermeintlich das Vermögen der Verpächter zu erhalten“, schreibt Iserlohe. 

Iserlohe erhebt klare Vorwürfe gegen den ZIA:  Vor allem, dass der Verband bereits im Juni den Versuch, einen Verhaltenskodex für Immobilieneigentümer im Umgang mit Pacht- und Mietverzichten für die Hotellerie und Gastronomie einzuführen, habe scheitern lassen. Dieser sah vor, dass man sich den pandemiebedingten Schaden im Zweifel teilt. „Viele Verpächter erheben in dieser Situation sogar noch neun Prozent Zinsen über Basiszins und schämen sich nicht einmal“, empört sich Dirk Iserlohe.

Er fragt den ZIA Präsidenten ganz offen: „Es kann doch nicht ihren Vorstellungen von Gerechtigkeit entsprechen, dass die zu erwartende Novemberhilfe vollständig an die Verpächter und Vermieter auf Kosten der Gesellschaft bzw. des Staates weitergeleitet werden. Einer gewinnt auf Kosten aller anderen?“ Dirk Iserlohe resümiert: „In einer Zeit in der ein Wirtschaftspartner zu Sonderopfern gezwungen wird, gehöre es sich, dass sich der Andere einem fairen Ausgleich nicht verschließt“.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Der niederländische Hotelbetreiber Black Label Hospitality (BLH) hat zum 1. August 2024 das Crowne Plaza Düsseldorf-Neuss übernommen. Es handelt sich um die erste große Auslandsinvestition von BLH in Zusammenarbeit mit der Brabanter Investmentgesellschaft Somerset Capital Partners.

IHG gibt eine neue mehrjährige Partnerschaft mit der globalen NGO Aktion gegen den Hunger bekannt. Diese Partnerschaft unterstützt die Arbeit der Organisation im Kampf gegen Ernährungsunsicherheit und Hunger für Millionen von Menschen weltweit.

Four Seasons erweitert das eigene Portfolio mit einem neuen Haus im Herzen einer der dynamischsten Städte der Welt: Das neue Four Seasons Hotel Osaka hat ab sofort geöffnet.

Das 25hours Hotel Paper Island in Kopenhagen ist fertiggestellt und in den Bestand von Union Investment übergegangen. Das Hotel liegt direkt am Wasser im Stadtzentrum auf der Insel Christiansholm.

In den Niederlanden betreiben die Fletcher-Hotels 110 Herbergen. Jetzt kommt die Gruppe auch nach Deutschland. Die Fletcher Hotels übernehmen das Waldhotel Heiligenhaus im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen. Hotelinhaber Frank Wegener zieht sich zurück in die zweite Reihe.

Die Tierrechtsorganisation PETA hat ein Ranking über die vegan-freundliche Hotels in Deutschland erstellt. 19 Hotels wurden nach Kriterien bewertet.

Die Hotelkette erzielte im Geschäftsjahr 2024 Zuwächse bei Umsatz, Zimmerauslastung und Mitarbeiterzahlen. Zusätzlich wurden neue Hotels eröffnet, die das Portfolio der Kette weiter ausbauen.

Hoteliersfamilie Schlachter-Ebert verkündet Umbauarbeiten in der Schlossanger Alp: Ab Mitte September schließen die Gastgeber ihr Berghotel, um die Außenfassade sowie zwölf Zimmer und Suiten zu renovieren und bis Mitte November 2024 fertigzustellen.

Das deutschlandweit erste Silo-Hotel hat in Bremen eröffnet. 117 Hotelzimmer sind in 13 Silo-Röhren der ehemaligen Kellogg`s-Fabrik untergebracht. Da wo früher Reis und Mais für die berühmten Frühstücksflocken lagerten, können Gäste nun übernachten

Bereits zum zweiten Mal vergeben der Hotelverband Deutschland und kununu, gemeinsam mit der Deutschen Hotelakademi,e einen Publikumsaward. Die Auszeichnung wird im Rahmen des digitalen Hospitality HR Summit der Deutschen Hotelakademie am 4. November 2024 verliehen.