Hotelimmobilien verlieren an Attraktivität

| Hotellerie Hotellerie

Der Corona-Shutdown hat der Hospitality-Branche schwer zugesetzt. Nach Schätzungen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes gingen der Branche bis Ende Mai rund 18 Milliarden Euro Umsatz verloren. Eigentümer von Hotelimmobilien kämpfen mit Mietverlusten und Ausfällen. Es droht eine folgenschwere Herabstufung der Asset-Klasse Hotel. Investoren, Eigentümer und Betreiber wollen mehr Digitalisierung und Nachhaltigkeit entgegensetzen und sich stärker auf die Kernmärkte fokussieren, so die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Drees & Sommer-Umfrage. Teilgenommen haben 34 Investoren, Eigentümer, Pächter und Entwickler.

Jahrelang standen Hotels auf der Einkaufsliste vieler Investoren ganz oben. Noch im ersten Quartal 2020 stieg das Hotelinvestmentvolumen auf 925 Millionen Euro, so eine Analyse des globalen Immobiliendienstleisters CBRE. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht dies einem Anstieg von 31 Prozent. Corona hat dieser Marktentwicklung nun vorübergehend ein Ende bereitet.
 
Hotelimmobilien verlieren an Attraktivität

Laut Drees & Sommer-Branchenumfrage geht mit knapp 90 Prozent die große Mehrheit der Teilnehmer davon aus, dass die Asset-Klasse Hotel an Attraktivität verliert und die Bewertung von Hotelimmobilien herabgestuft wird. „Durch die globalen Reiserestriktionen und Kontaktbeschränkungen haben viele Hotels vorübergehend geschlossen. Die Umsätze gingen wochenlang Richtung null, doch die Kosten liefen in hohem Maße weiter,“ so Gesa Rohwedder, Head of Hospitality Europe bei Drees & Sommer.

Da auch in der bevorstehenden Sommerurlaubszeit noch mit starken Reiseeinschränkungen zu rechnen ist, droht vielen Betrieben aufgrund ausbleibender Umsätze das Aus. Derzeit sind Eigentümer und Betreiber gemeinsam gefragt, neue und kooperative Wege des Zusammenarbeitens zu entwickeln. Abhilfe können hybride Pachtmodelle schaffen, auf die rund 40 Prozent aller Umfrageteilnehmer setzen. „Einen Königsweg gibt es nicht. Im Moment sind flexible Pachtmodelle wichtig, die den Betreibern ebenso wie den Eigentümern von Hotelimmobilien noch Luft zum Atmen lassen.“, so Rohwedder weiter.

Nachhaltiger Treibstoff für den Wirtschaftsmotor

In den letzten Jahren blieben Nachhaltigkeitsaspekte bei der Entwicklung und dem Betreiben von Hotels oft unberücksichtigt. Die Gründe dafür sind vielfältig. So erzielten nachhaltig entwickelte und zertifizierte Hotels zumindest bislang keine höheren Renditen. Auch sind Hotelgäste noch nicht bereit, ggf. einen höheren Preis für nachhaltige Hotels in Kauf zu nehmen. Eine Trendwende ist hier in Sicht: Jeder Dritte Befragte hält Nachhaltigkeit künftig für besonders relevant. Weitere 41 Prozent sehen in der Digitalisierung das große Zukunftsthema.

„Gerade jetzt, wo sämtliche Betriebe jeden Euro zwei Mal umdrehen, müssen kluge Zukunftsentscheidungen getroffen werden. Richtig kombiniert, können digitale und nachhaltige Lösungen zu einer Triebfeder für wirtschaftlichen Erfolg werden. Das gilt sowohl für Betreiber als auch für Eigentümer von Hotelimmobilien“, erklärt Rohwedder. Investoren, Eigentümer oder Betreiber könnten von einer signifikanten Effizienzsteigerung profitieren. Bei geringer Belegung oder Nutzung gewisser Gästebereiche kann eine intelligente Steuerung die jeweiligen Bereiche automatisch „out of service“ nehmen und entsprechend regulieren.

Die haustechnischen Anlagen werden entsprechend der Nutzung angepasst – ohne dass ein Mitarbeiter manuell eingreifen muss. Für eine perspektivische Wertsteigerung lohnt sich daher die Kombination aus digitalen Technologien und Nachhaltigkeit. „Nachhaltig entwickelte Hotelimmobilien sind energieeffizienter, kostengünstiger im Betrieb sowie bei der immobilienwirtschaftlichen Wertschöpfung. Damit Baustoffe auch nach dem Abriss wiederverwendet werden können, sollte der Fokus noch stärker auf der Kreislauffähigkeit von Materialien beim Bauen und Betreiben gelegt werden“, fasst Rohwedder zusammen.

Erholung in Sicht

Was die Marktentwicklung angeht, rechnen innerhalb der nächsten drei Jahre über 70 Prozent der Befragten mit einer Stabilisierung ihres Geschäftsmodells auf dem Niveau von 2019. Diese Erwartung steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem globalen Reiseverhalten: „Die unterschiedlichen Einreise-, Quarantäne- sowie Hygienebestimmungen pro Land machen derzeit Urlaubsorte attraktiv, die mit dem Auto gut erreichbar sind. Das gilt zumindest für die nächsten ein bis zwei Jahre. Internationales Reisen und gar Fernreisen werden gegenüber dem Binnentourismus an Attraktivität verlieren. Darauf stellen sich auch die Hotels ein“, erklärt Rohwedder.

So gab die Hälfte der Befragten an, eine Konsolidierung der Expansionsstrategie pro Kontinent zu erwarten. Jeder Fünfte geht sogar davon aus, dass sich Hotelbetreiber zunächst primär auf Kernmärkte fokussieren. „Wenn die aktuelle Schockstarre vorbei ist, wird das Reisen – und damit auch der Hotelmarkt in der Mehrzahl der Destinationen – perspektivisch eine Renaissance erleben. Bis dahin gilt es, die Hotelprodukte zu schärfen, optimiert zu führen und zukunftsweisend auf die veränderten Bedürfnisse anzupassen. Wer kann, investiert außerdem in nachhaltige und digitale Lösungen, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Effizienz auch für die Zukunft sicherzustellen“, so die Empfehlung von Gesa Rohwedder.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Nach 25 Jahren Erfolgsgeschichte wechselt das Erlebnis- und Wellnessbad Therme Erding, die größte Therme der Welt, den Besitzer. Die international agierende Therme Group übernimmt das Wellness-Resort vor den Toren Münchens. Eine Zeitung berichtet, dass der Kaufpreis bei mehr als 320 Millionen Euro gelegen haben soll.

Innside by Meliá setzt die Expansion in neue Märkte in Lateinamerika fort: Die jüngste Ankündigung von zwei Projekten in der Dominikanischen Republik wird nun durch ein weiteres Hotel in Costa del Este in Argentinien ergänzt.

Als Teil der Accor-Gruppe feiert die junge Designmarke mit australischen Wurzeln nun einen bedeutenden Meilenstein: Denn mit den jüngsten Hoteleröffnungen in Düsseldorf, Paris Clichy und Manchester zählt Tribe nun 20 Hotels weltweit.

Nach einer aktuellen Entscheidung des Bundesfinanzhofs zählen Beherbergungsbetriebe zum Verwaltungsvermögen, das bei der Erbschaftssteuer nicht begünstigt wird. Der DEHOGA lief dagegen bundesweit Sturm, forderte gesetzliche Klarstellung und kann jetzt einen ersten großen Erfolg vermelden. Ein Nichtanwendungserlass stellt sicher, dass Hotels doch begünstigt bleiben.

Auf dem Laufband trainieren oder in der Sauna schwitzen und dabei auf die Stadt Chemnitz und das Erzgebirge blicken: Das Residenz Hotel Chemnitz hat dafür im 15. Stock eine neue Sauna und ein kleines Fitnessstudio geschaffen.

Die Mandarin Oriental Hotelgruppe gibt bekannt, dass sie ab Anfang 2025 die Option hat, gleich zwei bekannte Luxushotels in Europa in ihr Portfolio aufzunehmen: das Hôtel Lutetia in Paris und das Conservatorium Hotel in Amsterdam.

Die Bilder des geplatzten Riesenaquariums in Berlin gingen um die Welt. Danach herrschte monatelang Baustelle. Wie sieht es zwei Jahre nach dem Unglück aus? Bald soll das Hotel wiedereröffnen.

Novum Hospitality expandiert weiter und plant die Eröffnung eines Candlewood Suites Hotels im Bezirk Hamburg-Nord. Das Haus soll ab 2027 Gäste empfangen. Das Hotel mit 175 Apartments entsteht in unmittelbarer Nähe zum ebenfalls geplanten Holiday Inn – the niu Clink, das im Juni dieses Jahres angekündigt wurde.

Im Oktober 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 45,5 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 2,5 Prozent mehr als im Oktober 2023.

Casa Cook gibt die baldige Eröffnung seines ersten alpinen Resorts bekannt: Das Casa Cook Madonna. Dieses Adults-only-Hotel ist das erste Haus der Marke in Italien und wird im Juni 2025 in Madonna di Campiglio in Südtirol seine Türen öffnen.