Kaum Vertrauen in anonyme Bewertungen

| Hotellerie Hotellerie

Wenige Produkte sind so emotional wie Urlaub, kaum etwas ist den Menschen so wichtig wie die „schönste Zeit des Jahres“. Deshalb funktionieren Hotelbewertungsplattformen gut. „Besser gesagt, sie ‚funktionierten‘ gut. Das ist wohl Geschichte“, betont Dr. Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung. Denn jetzt ziehe das Fehlverhalten von Hotel-Bewertern den Plattformen den Boden unter den Füßen weg.

Fake-Bewertungen und der Einfluss auf die Rankings

Die Meinungsforscher von Mindtake haben für die ÖHV 1.045 Österreicher:innen befragt, ob sie schon Fake-Bewertungen auf Plattformen gesehen haben. 2/3 bejahen das. Fast 30 Prozent haben keine Fake-Bewertungen gesehen bzw. als solche erkannt: „Man muss Fake-Bewertungen ja gar nicht selbst lesen, um darauf reinzufallen. Auch wer die dadurch verfälschte Gesamtbewertung eines Hotels sieht und deshalb lieber weiterscrollt oder den Eintrag gar nicht sieht, weil dieser weiter nach hinten rutscht, wird genauso zum Opfer von Fake-Bewertungen wie das Hotel.“
 

Nur jeder fünfte traut anonymen Bewertungen

Weiter hat die ÖHV gefragt, ob die Österreicher:innen anonymen Bewertungen trauen. Ein gutes Drittel hat wenig oder gar kein Vertrauen, fast jeder Zweite vergibt eine unentschlossene 3 nach dem Schulnotensystem: „So viel Unentschlossenheit! Klar, wenn man nicht weiß, wie viele Bewertungen echt sind und wie viele gefälscht“, so Gratzer. Gerade einmal 4,4 Prozent haben hohes Vertrauen, 15,9 Prozent geben den Plattformen eine 2 im Pflichtfach Vertrauen. „Diese Werte werden den Plattformen natürlich zu denken geben. Auch weil sie angesichts zunehmender Fake-Bewertungen und erst recht durch KI-Bots nicht besser werden“, so Gratzer: „Probleme verschwinden nicht, wenn man wegsieht. Im Gegenteil, sie nehmen zu.“

Identifikation von Usern würde Vertrauen erhöhen

Doch es gibt eine Lösung, so Gratzer: Die ÖHV hat auch gefragt, wie sehr das Vertrauen in die Bewertungen steigen würde, wenn sich User identifizieren lassen müssten, um eine Bewertung abzugeben. Und siehe da, 60% geben an, dass die Plattformen mit diesem einfachen Schritt das Vertrauen der User zurückgewinnen würden. „Ein Unternehmen soll nur bewerten, wer seine Dienste in Anspruch genommen hat, wer identifiziert werden kann und über die Plattform gebucht oder eine Rechnung hochgeladen hat. Das würde Bots und Fake-Bewertungen den Boden unter den Füßen wegziehen“, ist Gratzer überzeugt. Authentizität und Vertrauen sind das höchste Gut für Reiseentscheidungen, diese müssen wieder gestärkt werden.

Geschäftsschädigendes Verhalten hat mit Datenschutz nichts zu tun

Den Plattformen ist die Problematik bekannt, doch Verbesserungen lassen auf sich warten: „Ihnen sind 1.000 Bewertungen, die besser nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden, lieber als 100 ehrliche! Auf die Dauer funktioniert das aber nicht! Die Verbreitung von Fake-Bewertungen hinter Pseudonymen darf nicht unter Datenschutz stehen“, wischt Gratzer oft gehörte falsche Einwände weg: „Geschäftsschädigung im großen Stil gehört bestraft!“

ÖHV ruft Politik auf den Plan

Im Gegenteil braucht es gesetzliche Regeln, die greifen, ruft Gratzer die Politik auf den Plan: „Wir haben bei den Parlamentsparteien nachgefragt und alle wollen anonymen Fake-Bewertungen ein Ende bereiten.“ Es sei höchste Zeit: „Worauf warten? Jeder Tag, an dem Trolle neue Fake-Bewertungen posten, ist einer zu viel. Bereiten Sie diesen Untaten ein Ende“, so Gratzers Appell an Parlament und Regierung. Die ÖHV wird der Politik – so wie beim Verbot der Ratenparität, als sich die ÖHV als Interessenvertretung der mittelständischen österreichischen Hotellerie gegen die Interessen der multinationalen Milliardenkonzerne durchgesetzt hat – mit Rat und Tat zur Seite stehen: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass unsere Hotels und ihre Gäste bald nicht mehr den Bots und Trollen und deren Fake-Bewertungen ausgeliefert sind!“



 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ein Sensationsfund sorgt für Aufregung auf der Baustelle von Karls Erlebnisdorf in Sachsen. Archäologen haben eine riesige Siedlung aus der Stein- und Bronzezeit entdeckt. Genau hier soll jedoch in wenigen Monaten ein neues Hotel entstehen.

Im Rahmen des Verkaufs von Unternehmensbeteiligungen des insolventen Reiseveranstalters FTI gibt es weitere Fortschritte: Die Insolvenzverwalter haben das Vier-Sterne-Hotel Labranda Marine Aquapark auf der griechischen Insel Kos an White Olive Hotels verkauft.

Mit dem Premier Inn Köln City Centre eröffnet das Hospitality-Unternehmen sein drittes Hotel in der Domstadt. Damit betreibt die rasant wachsende Hotelkette, Tochter des britischen Traditionskonzerns Whitbread PLC, inzwischen bundesweit 58 Häuser unter dem lila Logo.

Mehr als 160 Romantik-Gastgeber aus elf Ländern Europas kamen ab dem 17. November 2024 in Salzburg zum Jahreskongress 2024 der Hotelkooperation zusammen. Thematisch standen die Themen Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit, Marken- und Arbeitgeberattraktivität im Fokus.

Allein zu reisen erfreut sich unter deutschen Urlaubern immer größerer Beliebtheit. Vielen geht es dabei um Unabhängigkeit, freie Urlaubsgestaltung und Selbstfindung – aber nicht nur. Manche Solo-Reisende scheinen insgeheim auf das Urlaubsglück in trauter Zweisamkeit zu hoffen.

Um Belastungen entgegenzuwirken und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern, führt die Hotel Investments AG in Zusammenarbeit mit ihrem Partner, der Reba Immobilien AG, den sogenannten „Null-Bock-Tag“ ein. 

Das Hotel Scheidberg in Wallerfangen steht vor einem grundlegenden Wandel: Es soll in ein modernes Wellnesshotel mit umfangreichen Spa-Angeboten umgebaut werden. Erste Arbeiten sind bereits im Gange.  

Pullman Hotels & Resorts zeigt mit seinem Raumkonzept „Transforming Room“, wohin die Zukunft der Hotellerie geht. Die Maximierung des Raumnutzens steht im Vordergrund, sowohl was Platz, Technik und die Anpassung an die Bedürfnisse der verschiedenen Gästegruppen betrifft.

Marriott International hat in der mitgeteilt, dass im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung hunderte Arbeitsplätze abgebaut werden. Insgesamt sollen, laut einer offiziellen Mitteilung, 833 Stellen gestrichen werden. Die Einschnitte betreffen vor allem Mitarbeiter auf Unternehmensebene und nicht direkt in den Hotels.

Hannovers Hotellerie schneidet bei der Zimmerauslastung schlecht ab. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband in der Region Hannover fordert stärkeres Engagement der Tourismusförderung.