Der Hotelier Rocco Forte hat dem Handelsblatt ein Interview gegeben. Darin offenbart der Unternehmer seine Sympathie für den Brexit, für Boris Johnson als britischen Premier und seine Abneigung gegenüber Sterne-Restaurants.
Aus Sicht Großbritanniens sei der Brexit das Richtige. Das Königreich hätte eine angelsächsische Mentalität, die sich völlig von der kontinentaleuropäischen unterscheide. Und weiter führt Rocco Forte aus: „Ich glaube, dass das Konzept der Europäischen Union in gewissem Maße veraltet ist. Es war eine Reaktion auf zwei zerstörerische Weltkriege, die Welt hat sich von hier aus weiterentwickelt. Der Euro wurde nicht als wirtschaftliches Unternehmen geschaffen, sondern war der Versuch, eine politische Union zu erzwingen. Das war nicht erfolgreich.“
Auf der anderen Seite hält Rocco Forte den britischen Ex-Außenminister Boris Johnson für den Besten Kandidaten im Rennen um die Nachfolge von Theresa May. „Bei all seinen Eigenarten ist er der einzige Politiker in Großbritannien mit einer starken Persönlichkeit, großem Charisma und einer starken Sichtbarkeit. Außerdem ist er ein großartiger Kommunikator und sein Einfluss geht weit über die Grenzen der konservativen Partei hinaus. Großbritannien war bisher in den Händen von Manager-Typen ohne Vision oder echte Ambitionen für das Land. Boris hat eine Vision und schafft es, dass die Menschen sich gut fühlen. Genau das ist es, was Großbritannien braucht“, sagt Rocco Forte gegenüber dem Handelsblatt.
In dem Interview, in denen der Hotelier seinen eigenen Hotels und deren Service natürlich lobt, teilt der Unternehmer aber auch ordentlich aus. Obwohl Rocco Forte die Marke Four Seasons als einen seinen größten Konkurrenten sieht, hält er inzwischen nur noch wenig von dem Unternehmen. Unter den derzeitigen Besitzern habe die Marke ihre Seele verloren. Heute scheine es nur noch darum zu gehen, wie viel Geld man mit den Hotels machen könne. Four Seasons biete noch immer erstklassigen Service. Aber es sei nicht mehr die Hotelgruppe, die sie einmal war.
Auch aus seiner Abneigung gegen Sterne-Restaurants macht Rocco Forte in dem Interview keinen Hehl. „Ich hasse Restaurants mit Michelin-Sternen“, sagt Rocco Forte. Diese seien hauptsächlich Angeberei der Küchenchefs. Forte nennte das „Essen dekorieren“. Es gehe oft nur darum, irgendetwas Neues zu erfinden. Stattdessen sollte das Essen aus Produkten von hoher Qualität bestehen, es sollte gut gekocht und schön präsentiert werden, so der Hotelier.
Rocco Forte Hotels wurde 1996 von Sir Rocco Forte und seiner Schwester Olga Polizzi gegründet. Das Unternehmen betreibt elf individuelle Fünf-Sterne-Hotels und Resorts.