Tageszimmer – Potenzial oder Sackgasse für Hoteliers?

| Hotellerie Hotellerie

Hotels können Zimmer nicht nur für Übernachtungen vermieten, sondern ihren Gästen auch stundenweise zur Verfügung stellen. Der Trend zum so genannten „Micro-Stay“ setzt sich auch in Deutschland zunehmend durch. Wie Hoteliers Ertragschancen, Imagerisiken und Umsetzung sehen, hat die IUBH Internationale Hochschule in Kooperation mit der Hospitality Sales & Marketing Association (HSMA) erstmals in einer Befragung von über 1.000 Hoteliers in Deutschland untersucht. Das Fazit der Studie: Die meisten Hoteliers schätzen den Nutzen einer stundenweisen Zimmervermietung höher ein als mögliche Kosten und Imageschäden.

Nachfrage nach Tageszimmern bislang eher gering
Der Trend der Micro-Stays hält in Deutschland Einzug. Neben Online-Portalen wie Dayuse, Byhours oder between9and5 bieten auch Hotels direkt die stundenweise Vermietung ihrer Hotelzimmer an. „Insgesamt bewerten die Manager und Hotelinhaber, die wir befragt haben, die Nachfrage nach Tageszimmern als eher gering“, so Michael Klein, der die Daten im Rahmen seiner Abschlussarbeit im Bereich Tourismuswirtschaft an der IUBH erhoben hat. Das gilt auch für die Standorte, in denen klassischerweise Kurzaufenthalte gebucht werden: An Flughafen-Standorten schätzen 62 Prozent der Hoteliers die Nachfrage als gering bis sehr gering ein, bei Hotels in
Bahnhofsnähe sind es 61 Prozent.

Das Hauptmotiv für die stundenweise Anmietung: „Private Dates“
Deutlich unterschiedlicher fallen die Einschätzungen bezüglich der Kunden-Motive für die Buchung von Tageszimmern aus: 77 Prozent der Befragten vermuten, dass private Dates der häufigste Anlass sind. Andere potentielle Gründe lauten: Überbrückung von Geschäftsterminen (64%), Verlängerung des Hotelaufenthaltes (50%) oder Abhalten von Business-Meetings (40%). Eine Rufschädigung durch das Angebot von Tageszimmern befürchten die Befragten hingegen nicht: Nur elf Prozent der Manager sorgen sich um den möglichen Ruf eines „Stundenhotels“. Bei Hotels der 5-Sterne-Kategorie sind es immerhin 21 Prozent, die auf die Motivation hinter der Buchung achten.

Ergebnissteigerung bei überschaubarem Aufwand möglich
Laut dem Buchungsportal Byhours verzeichnen Hotels, die Tageszimmer anbieten, durchschnittlich 20 bis 70 Buchungen pro Monat über das Portal. Auch wenn die Nachfrage überschaubar bleibt: „Die stundenweise Vermietung ist eine gute Möglichkeit, die Umsatzrentabilität eines Hotelzimmers zu steigern, da eigentlich keine Implementierungskosten anfallen“, resümiert Prof. Dr. Stephan Huxold, Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der IUBH und Betreuer der Studie. Auch 55 Prozent der Befragten erachten den Nutzen größer als die Kosten.

Das Fazit der Untersuchung: Die Vermarktung von Tageszimmern ist sicher nur eine Möglichkeit unter vielen, Umsatz und Ertrag im Hotel zu steigern. „Große Illusionen über das Potenzial sollte sich niemand machen“, so Huxold. „Aber weder Ruf noch Implementierungskosten stehen einem Versuch im Weg.“ Klar ist, dass die Anzahl an Hotels, die Tageszimmer in ihr Portfolio aufnehmen, kontinuierlich steigt. Von den befragten HSMA-Mitgliedern bietet allerdings keiner Tageszimmer in seinem Hotel an. Zumindest noch nicht.

Über die Studie
Michael Klein ist Absolvent der IUBH Duales Studium in Düsseldorf und hat die empirische Studie im Rahmen seiner Bachelor-Thesis vorgelegt. Dabei wurden von Februar bis März Mitglieder der Hospitality Sales and Marketing Association in einem Onlinefragebogen über ihre Einschätzung zur Nachfrageentwicklung, zur Zielgruppe, zum Buchungsanlass und zum wirtschaftlichen Ergebnis von Tageszimmern befragt. Prof. Dr. Stephan Huxold lehrt Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der IUBH und hat die Arbeit betreut
 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Touristische Betriebe in Nordrhein-Westfalen blicken mehrheitlich positiv auf das Jahr 2024. Laut einer Umfrage von Tourismus NRW und Dehoga NRW verzeichnete indes jeder dritte Betrieb (34 Prozent) einen Nachfragerückgang.

Viele Menschen zieht es zum Jahreswechsel wieder an die Küsten Schleswig-Holsteins. Die Auslastung der Orte sei erfreulich und bewege sich zumeist auf dem Niveau des Vorjahres, sagte eine Sprecherin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein.

Die Bad Salzufler Innenstadt erhält ein neues Hotel. Die prestigeträchtige Immobilie des einst herrschaftlichen „Fürstenhof“ ist an die Investoren der Eggersmann Gruppe verkauft werden. Die wollen jetzt ein Vier-Sterne-Superior-Hotel mit etwa 140 Doppelzimmern errichten.

David Fattal wurde in Paris mit dem Grand Prix Award als Hotelier des Jahres 2024 in Europa ausgezeichnet. Im Jahr 1998 gründete er die Fattal Hotel Group mit nur zwei Hotels in Israel. Heute umfasst das Portfolio fast 300 Hotels in mehr als 20 Ländern.

Die GCH Hotel Group wird volljährig. 2024 feiert das Unternehmen seinen 18. Geburtstag und will zu diesem Anlass ein Zeichen für Nachhaltigkeit und die zukünftige Generation setzen: Pro Hotelstandort sollen 18 Bäume gepflanzt werden.

Der Ausverkauf am Fichtelberg geht in die nächste Runde. Nun entscheidet der Kreistag über den Verkauf des überregional bekannten Hotels auf dem Gipfel. Der Käufer ist bestens bekannt.

ipartment aus Köln hat einen langjährigen Mietvertrag für 207 Serviced-Apartments in München-Obersendling, im neu entstehenden „Sugar Valley“, unterschrieben. Die neue Quartiersentwicklung hat zum Ziel, ein Vorzeigeprojekt und eines der nachhaltigsten Quartiere Deutschlands zu werden.

Mit der Eröffnung des Radisson Collection Hotel, Waterfront Cape Town mit 175 Zimmern und Suiten feiert die Sammlung besonderer Hotels der Radisson Hotel Group ihr Debüt in Südafrika. 

Die Lindner Hotels AG​​​​​​​ ist insolvent. Trotz erfolgreicher konzeptioneller Arbeit habe das Unternehmen nicht die Erträge erwirtschaftet, um nachlaufende Verpflichtungen in Folge der Pandemie und des Ukraine-Krieges dauerhaft bewältigen zu können.

Die Tourismusbranche im Thüringer Wald hofft an den bevorstehenden Feiertagen auf gut gebuchte Hotels und Ferienwohnungen. Den Jahreswechselurlaub machen viele davon abhängig, ob Schnee liegt.