Das Bayrische Haus in Potsdam verabschiedet am 29. August seine letzten Gäste. Der Unternehmer Karl Dürbeck hatte die Immobilie im Jahr 1999 erworben und 2001 als Hotel wiedereröffnet. Nach seinem Tod ging der Besitz an die Erbengemeinschaft der Familie über, die das Bayrische Haus nun an eine Klinikgruppe verkauft hat. Deutschlandweit hat sich das Hotel auch mit seiner mehrfach ausgezeichneten Gastronomie einen Namen gemacht.
Die Potsdamer Neuesten Nachrichten hatten vor einigen Wochen berichtet, dass die Oberberg Klinikgruppe in dem Hotel eine private Fachklinik für Psychiatrie und Psychosomatik einrichten wolle. Demnach soll das gesamte Areal umgestaltet werden. Dabei soll, laut Plan, ein Haus durch einen Neubau mit Patientenzimmern ersetzt und die übrigen drei Häuser renoviert werden. Der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan, über den die Potsdamer Stadtverordneten Anfang Dezember zu entscheiden haben, läuft auf eine Klinik mit bis zu 70 vollstationäre Betten und bis zu 20 Plätze in einer Tagesklinik hinaus.
Das Vier-Sterne-Superior-Hotel befindet sich inmitten des Potsdamer Wildparks und nur 10 Minuten vom Park von Sanssouci entfernt. Erbaut wurde das historische Gebäude, um das sich der Hotelkomplex gruppiert, 1847 von König Friedrich Wilhelm IV. Er schenkte es seiner Frau Elisabeth von Bayern, um deren Heimweh zu lindern. Nach dem Tod des Königspaares geriet das Bayrische Haus ein wenig in Vergessenheit. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde es als Ausflugsgaststätte genutzt und später zum »Forstarbeiterheim« umfunktioniert. Nach der Wende 1990 wurde es zum Hotel umgebaut, bereits 10 Jahre später nochmals aufwändig saniert und im Juli 2001 als elegantes Fünf-Sterne-Hotel neu eröffnet. Nach jahrelanger Zugehörigkeit zu Relais & Chateaux (2003 – 2018), war das Hotel seit Juli 2018 Mitglied von Romantik Hotels & Restaurants.
Mit der Wiedereröffnung als Hotel im Jahr 2001 wurde mit dem Bayrischen Haus ein Aushängeschild der Brandenburger Hotellerie und Gastronomie geschaffen. Das Hotel empfing in den zwei Jahrzehnten seines Bestehens nicht nur Besucher aus aller Welt, sondern war auch Schauplatz internationaler Veranstaltungen mit Politikern und prominenten Persönlichkeiten. Vor Kurzem noch hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dort die deutschsprachigen Staatsoberhäupter von Belgien, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und der Schweiz begrüßt. Umso schwerer ist der Familie die Entscheidung zum Verkauf gefallen. Thomas Dürbeck: „Der Wildpark und das Bayrische Haus waren der Lieblingsort unseres Vaters. Wir haben uns nur schweren Herzens von diesem Besitz trennen können. Unser Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in den letzten Jahren aus diesem Hotel ein Kleinod der deutschen Gastronomie gemacht haben.“
Der Direktor des Hauses Alexander Dressel kam 2003 als Küchenchef in den Betrieb. Bereits 2004 erhielt er für das Gourmetrestaurant einen Michelin Stern, den er bis jetzt immer verteidigen konnte. Der ehemalige Präsident der Jeunes Restaurateurs übernahm 2007 in Personalunion auch die Gesamtleitung des Hauses. Mit Wehmut nimmt Dressel nun Abschied: „Das Bayrische Haus war für mich immer ein ganz besonderer Ort. Das Hotel mit der einzigartigen Lage im Herzen der Natur wurde für mich schnell zur Herzensangelegenheit. Für die Beweggründe der Eigentümerfamilie habe ich durchaus Verständnis. Ich bedanke mich bei Gertrud Schmack und Karl Dürbeck, sowie bei der gesamten Familie für das entgegengebrachte Vertrauen in den vergangenen 18 Jahren.“
Alexander Dressel nimmt sich zunächst eine kurze Auszeit. Danach wird er sich entscheiden, wie es weitergeht. Das Schicksal des Hotels ist bereits entschieden. Nach dem Ende des Hotelbetriebs wird der Komplex von einer Klinikgruppe übernommen.