Rotkäppchen-Mumm mit gutem Ergebnis

| Industrie Industrie

Kleiner, feiner und zu Hause: In der Corona-Pandemie haben sich auch die Sekt-Gewohnheiten in Deutschland geändert. Stadtfeste, Restaurantbesuche und viele Anlässe zum gemeinsamen Anstoßen sind weggefallen. Stattdessen sind besondere Erlebnisse daheim angesagt. Dabei wird inzwischen mehr auf Qualität als auf den Preis geachtet - schließlich sparen viele Verbraucher gleichzeitig die Ausgaben für die Urlaubsreise ein.

«Der Markt hat sich enorm verändert», sagte Christof Queisser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien am Dienstag auf der ersten digitalen Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Freyburg (Burgenlandkreis). Davon profitiert haben laut Branchenkennern vor allem der Lebensmitteleinzelhandel und Online-Anbieter.

Schätzungsweise 40 bis 50 Millionen Euro Umsatz habe das Unternehmen durch die Schließung der Gastronomie 2020 eingebüßt, sagte Queisser. Dies sei aber durch den vermehrten Verkauf über den Lebensmitteleinzelhandel und den Online-Handel in der Summe aufgefangen worden. Auch 2020 habe das Familienunternehmen, das sechs Standorte in Deutschland und jeweils einen in Italien und Österreich hat, «ein solides wirtschaftliches Ergebnis erwirtschaftet».

Rotkäppchen-Mumm sei «unangefochten die Nummer Eins im Sektmarkt» in Deutschland. Jede zweite Flasche Sekt, die bundesweit getrunken werde, stamme aus dem Familienunternehmen mit 190-jähriger Geschichte. Das Unternehmen habe seine Position als Marktführer in Deutschland gehalten, zugelegt habe der Weinabsatz. Insgesamt rund 330 Millionen Flaschen Sekt, Wein und Spirituosen wurden 2020 von Rotkäppchen-Mumm verkauft, wie das Unternehmen mitteilte. Das waren 20 Millionen Flaschen mehr als 2019 mit 310 Millionen Flaschen.

«Trotz aller widriger Umstände war es ein gutes Jahr», sagte Queisser. «Die Menschen haben im letzten Jahr mehr Zeit in der heimischen Küche verbracht.» Das werde auch künftig Bestand haben. Für 2021 erwartet das Unternehmen ein «ausgeglichenes Sektgeschäft». Und: «Wir fest überzeugt davon sind, dass Leute nach Corona wieder das Ritual des gemeinsamen Anstoßens haben wollen.»

2020 habe das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 1,2 Milliarden Euro erzielt nach 1,1 Milliarden Euro 2019. Angaben zum Gewinn machen die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien traditionell nicht. Der Marktanteil des Unternehmens im deutschen Sektmarkt lag 2020 nach eigenen Angaben bei 50 Prozent (2019: 51,6 Prozent).

«Sekt ist von den Auswirkungen der Pandemie stärker betroffen als Wein», sagte am Dienstag der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Sektkellereien, Alexander Tacer. Während Wein eher einen Platz im Alltag habe, sei der Sekt das Getränk für die besonderen Anlässe. Und diese sind eben in der Corona-Situation meist nicht mehr möglich. Der Verband schätzt, dass der Schaumweinabsatz im Corona-Jahr 2020 um 1,3 Prozent zurückgegangen ist.

«Es hätte noch deutlich schlimmer kommen können», sagt der Verbandsgeschäftsführer. Innerhalb der Branche gehe es Herstellern mit einer starken überregionalen Präsenz im Lebensmitteleinzelhandel besser als etwa einer kleinen, feinen Sektkellerei im Rheingau, die bisher vor allem auf regionale Feste und Bestellungen für große Hochzeiten gebaut habe.

Mit einem Umsatzplus von rund 10 Prozent ist auch Sektmacher Volker Raumland in Flörsheim-Dalsheim (Kreis Alzey-Worms) gut durch 2020 gekommen. «Wir haben letztes Jahr das beste Jahr gehabt seit langem», sagt Raumland, der das Champagner-Verfahren der Flaschengärung mit eigenen Ideen ergänzt. So hat er etwa eine Waschanlage für die Trauben entwickelt, um Insekten auszusortieren, die den klaren Sekt-Geschmack verfälschen könnten. Im direkten Geschäft mit den Kunden wie im Online-Handel profitiere sein Betrieb vom Trend zu regionalen Erzeugnissen. «Und immer mehr Menschen wollen keinen anonym hergestellten Sekt, sondern die besondere Geschichte hinter dem Produkt erfahren.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Fußball und Bier - das gehört für viele Fans einfach zusammen. Daher dürften sich auch die Brauereien im Südwesten auf die Europameisterschaft freuen. Doch nicht nur das deutsche Team muss mitspielen.

Eigentlich gilt Bayern als Geburtsstätte des Weißbiers, doch eine bekannte Weißbiersorte stammt aus einer kleinen Brauerei aus Baden-Württemberg: Farny aus Kißlegg im Allgäu gilt als Urheberin des Kristallweizens. In diesem Sommer feiert die Sorte ihren 100. Geburtstag.

Für alle, die auf Alkohol verzichten wollen, hat die Stiftung Warentest pünktlich zur Fußball-EM alkoholfreies Bier getestet. Das Niveau ist hoch: Von den 20 untersuchten Bieren schnitten 12 insgesamt gut ab, wobei einige auch muffig oder leicht käsig schmecken.

«Juni trocken mehr als nass, füllt mit gutem Wein das Fass» lautet eine Bauernregel. Bis dahin sind noch ein paar Tage - und die Branche hofft auf geeignetes Wetter.

Schaumwein wird in Frankreich beliebter. Statt zu einem Champagner greifen die Menschen verstärkt zu einem Crémant. Zu dessen Höhenflug hat auch ein Trendgetränk aus Italien beigetragen.

Die Fruchtsaft-Industrie kämpft mit schlechten Ernten. Der beliebte Saft könnte deshalb künftig noch teurer werden. Bereits in den vergangenen Jahren waren die Erträge und die weltweiten Lagerbestände an Saftkonzentrat immer weiter zurückgegangen. 

Trockene und Rosé-Weine aus Deutschland sind zunehmend gefragt. Das ergab die Qualitätsweinprüfung, wie das Deutsche Weininstitut (DWI) im rheinhessischen Bodenheim am Freitag mitteilte. Sie zeigt auch, welcher Wein unterdessen Marktanteile verliert.

Die Frostschäden in deutschen Weinbauregionen könnten eine ganze Reihe von Winzern in Schwierigkeiten bringen. Dass Kunden deshalb am Weinregal tiefer in die Tasche greifen müssen, ist aber bislang nicht ausgemacht. Hunderte Weinbaubetriebe werden nicht überleben.

Die Frostschäden in südwestlichen Weinbauregionen könnten eine ganze Reihe an Winzern in Schwierigkeiten bringen. Viele Betriebe verfügen allerdings über Ertragsversicherungen, die einen wesentlichen Teil der Schäden abdecken könnten.

Die Metro AG verschlankt ihren Vorstand. Gleichzeitig ziehen zwei neue Mitglieder in das Führungsgremium ein. Der Schritt soll den Fokus weiter auf die Stärkung des operativen Großhandels richten und kann als Bestätigung der Strategie von CEO Greubel interpretiert werden, die auch die konsequente Ausrichtung der Metro auf die Gastronomie vorsieht.