Steffen Christmann weiterhin Präsident der Prädikatsweingüter

| Industrie Industrie

Einmal jährlich kommen die Mitglieder des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter e.V. (VDP) zur Mitgliederversammlung zusammen. Was auf den ersten Blick nach einer Verpflichtung klingt wie in jedem anderen Verein, ist in Wahrheit eine eher familiäre Zusammenkunft von Winzerinnen und Winzern, die sich mit ihren Entscheidungen gemeinschaftlich Jahr für Jahr weiter für die Zukunft aufstellen. Am 28. Juni 2022 trafen sich die Mitglieder des VDP in Münster-Sarmsheim an der Nahe um einmal mehr weittragende Beschlüsse zu fassen und zukunftsgerichtete Wahlen zu treffen.

Die zwei Straßen der Nachhaltigkeit im VDP

Bereits im vergangenen Jahr haben sich die VDP-Mitglieder auf der Mitgliederversammlung in Würzburg mit überwältigender Einigkeit dazu entschlossen, dass alle 200 Betriebe sich bis ins Jahr 2025 einer nachhaltigen Zertifizierung unterziehen. Damit wurde der Grundstein der “Agenda 2025” gelegt, die in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht eine nachhaltige Zukunft aller VDP-Mitglieder sicherstellt. 

Für eine Vielzahl von Betrieben trifft dies schon zu, so wird bereits ein Fünftel der deutschen Öko-Weinbaufläche von einem Viertel der Mitglieder des VDP bewirtschaftet, einige davon arbeiten gar nach biodynamischen Richtlinien, 30 % der Rebfläche ist schon jetzt nachhaltig zertifiziert. Doch erfordert die entsprechende Umstellung eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik, ein stetiges Lernen und Hinterfragen des eigenen Handelns. “Vollumfängliche Nachhaltigkeit lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen, vielmehr ist es ein Prozess. Umso wichtiger ist es uns als Verband kontinuierlich und rechtzeitig an den möglichen Stellschrauben zu drehen.” bringen es Franz Wehrheim und Johannes Hasselbach auf den Punkt, beide führen den Arbeitskreis Nachhaltigkeit des VDP. Auch aus diesem Grund hat man im VDP mit Fabian Kerbeck (M.A. Sustainable Change) Kompetenz an Bord geholt, der die Mitglieder auf ihrem Weg beraten und begleiten wird.

Während einerseits alle VDP-Mitglieder bis 2025 auf dasselbe Nachhaltigkeit-Level der Zertifizierung gebracht werden, nimmt sich der VDP andererseits jährlich einen Meilenstein vor, der den Gesamtverband einen bedeutenden Schritt voranbringt. 

Im ersten Jahr soll dies die Einführung einer leichten Glasflasche für den Einstiegsbereich, die VDP.GUTSWEINE, sein. Diese machen bereits einen Anteil von 60% der Produktion im VDP aus und können damit eine bemerkenswerte Senkung des CO2-Ausstoßes bewirken, wenn man die Produktion sowie den Transport betrachtet. Darüber hinaus kann die Flasche in weiteren Klassifikationsstufen eingesetzt werden. Gleichzeitig arbeitet man auch an einer leichteren Version der VDP.GROSSES GEWÄCHS® Flasche, um auch bei den Top-Weinen CO2 zu sparen  und Verantwortung zu zeigen.

So kann man den Weg des VDP mit zwei Straßen der Nachhaltigkeit beschreiben. Der eine führt zur bedingungslosen, einheitlichen Zertifizierung der Betriebe. Der andere sorgt für eine stetige Optimierung in nachhaltigen Entscheidungen des Gesamtverbandes. 

Steffen Christmann holt junge Winzerinnen und Winzer in seinen Präsidiums-Beirat

Gerade für solche Entscheidungen und deren Umsetzung braucht es ein zuverlässiges Trieb- und Leitwerk. Mit überwältigender Mehrheit wurde Steffen Christmann in seinem Amt als VDP-Präsident für weitere drei Jahre bestätigt. Der Winzer aus Gimmeldingen startet somit für weitere drei Jahre in seine fünfte Amtszeit.

Sowohl innen- als auch außenpolitisch können sich die Mitglieder des Verbandes damit auch in den kommenden drei Jahren auf ein intensives Engagement, einen professionellen Rat sowie die diplomatische Stärke ihres Präsidenten verlassen, der stets das Wohl des Verbandes und dessen Mitglieder, aber auch die Entwicklung des deutschen Weinbaus im Gesamten im Blick hat und mit Offenheit und Weitblick agiert. "Als achter Präsident in 110 Jahren freue ich mich auf die vor mir liegende Periode, die die Weichen für die Zukunft stellen wird. Ich habe mich sehr über die Bereitschaft der nächsten Generation deutscher Spitzenwinzerinnen – und Winzern gefreut, im Führungsgremium mitzuwirken. Deren Einbeziehung hilft uns, die richtigen Antworten zu geben und ist ein Zeichen für die wichtige Rolle des VDP in der Zukunft.”

Christmann wird hierbei durch das Präsidium unterstützt, das einerseits von sechs auf vier Personen verkleinert, im selben Zuge jedoch durch um eine Riege aus der nächsten Generation erweitert wird.

Grund dieser Veränderung ist auch der Wunsch der langjährigen Vize-Präsidenten Joachim Heger (Weingut Dr. Heger, Ihringen, Baden) und Reinhard Löwenstein (Weingut Heymann-Löwenstein, Winningen, Mosel-Saar-Ruwer) einen Schritt in den Hintergrund zu treten, nicht mehr zur Wiederwahl zu stehen und gleichzeitig Platz für den Nachwuchs zu schaffen. Beide haben in den letzten Jahren Außerordentliches geleistet und waren wichtige Motoren für die Fortentwicklung des Verbandes. Auf der Mitgliederversammlung in Münster-Sarmsheim wurde den beiden scheidenden Vize-Präsidenten von Herzen gedankt.

18 Jahre lang war Reinhard Löwenstein fester Bestandteil des VDP-Präsidiums. Es waren die über seine Heimat hinaus bekannten Charaktereigenschaften des Terrassenmosel-Winzers, die gleichermaßen seine Arbeit im Vorstand auszeichneten: eine weltkulturelle und kunstaffine Ader, der Blick für die Nachhaltigkeit sowie die penible, haargenaue Kartographie von Lagen, die stets konstruktive Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Klassifikation und dem Terroir-Gedanken sowie der gewahrte Blick von außen auf den Verband. Besonders im Wissen, dass ein so langjähriges ehrenamtliches Engagement nicht selbstverständlich ist, bleibt der VDP ihm in Dankbarkeit verbunden.

Ein ebenfalls großes Engagement brachte Joachim Heger dem VDP-Präsidium über 16 Jahre hinweg entgegen. Es sind seine badische Sympathie und seine Passion für den Wein, die im Vorstand fehlen werden und so manche Sitzung konstruktiv, wie auch besonders humorvoll begleiteten. Die wichtige Umsetzung der Themen wie die Stärkung der Burgundersorten und die Neuaufstellung des badischen VDP fallen in die ehrenamtliche Schaffenszeit des Winzers vom Kaiserstuhl. Seit 2009 führte Joachim Heger sein Amt in einer Doppelrolle als Vize-Präsident sowie Regionalvorsitzender des VDP-Baden, worüber er dem Vorstand weiterhin  erhalten bleibt. 

Ihre im Präsidium verbleibenden Kolleginnen und Kollegen Wilhelm Weil, Philipp Wittmann, Meike Näkel und Moritz Haidle wurden (einstimmig) als Vizepräsidentin und Vizepräsidenten von der Mitgliederversammlung wiedergewählt. Gleichzeitig wurde der Kreis des Präsidiums über die Kooptierung von Winzerinnen und Winzern der nächsten Generation in einem ersten Schritt erweitertet. Ziel dieser Maßnahme ist die Beteiligung der nächsten Generation am Verbands-Diskurs sowie eine Verbreiterung der potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolger der VDP-Führung auch in personeller Hinsicht. 

So folgen zunächst Julian Huber und Friedrich Keller aus Baden, Sebastian Fürst aus Franken, Caroline Diel und Cornelius Dönnhoff von der Nahe sowie Peter-Bernhard Kühn aus dem Rheingau dem Ruf von Steffen Christmann in den kooptierten Beirat des Präsidiums, weitere Berufungen folgen. Auf diese Weise führt der VDP den Gedanken des Generationswechsels auch in der Besetzung des Ehrenamts fort und geht nach der Übergabe der Geschäftsführung von Hilke Nagel an Theresa Olkus einen weiteren, ersten Schritt im Aufbau des Nachwuchses, der langfristig gemeinsam mit dem bestehenden Vorstand Verantwortung im Verband übernimmt.

Titelbild Präsidium mit kooptiertem Nachwuchs:

v.l.n.r. Caroline Diel, Wilhelm Weil, Steffen Christmann, Philipp Wittmann, Moritz Haidle, Friedrich Keller, Meike Näkel, Julian Huber. Es fehlen: Sebastian Fürst, Cornelius Dönnhoff und Peter Bernhard Kühn

Bild unten: v.l.n.r. Joachim Heger, Steffen Christmann und Reinhard Löwenstein

Zurück

Vielleicht auch interessant

Fußball und Bier - das gehört für viele Fans einfach zusammen. Daher dürften sich auch die Brauereien im Südwesten auf die Europameisterschaft freuen. Doch nicht nur das deutsche Team muss mitspielen.

Eigentlich gilt Bayern als Geburtsstätte des Weißbiers, doch eine bekannte Weißbiersorte stammt aus einer kleinen Brauerei aus Baden-Württemberg: Farny aus Kißlegg im Allgäu gilt als Urheberin des Kristallweizens. In diesem Sommer feiert die Sorte ihren 100. Geburtstag.

Für alle, die auf Alkohol verzichten wollen, hat die Stiftung Warentest pünktlich zur Fußball-EM alkoholfreies Bier getestet. Das Niveau ist hoch: Von den 20 untersuchten Bieren schnitten 12 insgesamt gut ab, wobei einige auch muffig oder leicht käsig schmecken.

«Juni trocken mehr als nass, füllt mit gutem Wein das Fass» lautet eine Bauernregel. Bis dahin sind noch ein paar Tage - und die Branche hofft auf geeignetes Wetter.

Schaumwein wird in Frankreich beliebter. Statt zu einem Champagner greifen die Menschen verstärkt zu einem Crémant. Zu dessen Höhenflug hat auch ein Trendgetränk aus Italien beigetragen.

Die Fruchtsaft-Industrie kämpft mit schlechten Ernten. Der beliebte Saft könnte deshalb künftig noch teurer werden. Bereits in den vergangenen Jahren waren die Erträge und die weltweiten Lagerbestände an Saftkonzentrat immer weiter zurückgegangen. 

Trockene und Rosé-Weine aus Deutschland sind zunehmend gefragt. Das ergab die Qualitätsweinprüfung, wie das Deutsche Weininstitut (DWI) im rheinhessischen Bodenheim am Freitag mitteilte. Sie zeigt auch, welcher Wein unterdessen Marktanteile verliert.

Die Frostschäden in deutschen Weinbauregionen könnten eine ganze Reihe von Winzern in Schwierigkeiten bringen. Dass Kunden deshalb am Weinregal tiefer in die Tasche greifen müssen, ist aber bislang nicht ausgemacht. Hunderte Weinbaubetriebe werden nicht überleben.

Die Frostschäden in südwestlichen Weinbauregionen könnten eine ganze Reihe an Winzern in Schwierigkeiten bringen. Viele Betriebe verfügen allerdings über Ertragsversicherungen, die einen wesentlichen Teil der Schäden abdecken könnten.

Die Metro AG verschlankt ihren Vorstand. Gleichzeitig ziehen zwei neue Mitglieder in das Führungsgremium ein. Der Schritt soll den Fokus weiter auf die Stärkung des operativen Großhandels richten und kann als Bestätigung der Strategie von CEO Greubel interpretiert werden, die auch die konsequente Ausrichtung der Metro auf die Gastronomie vorsieht.