Vinum Weinguide Deutschland 2021: Sophie und Steffen Christmann sind Winzer des Jahres

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Mehr als 10.700 verkostete und bewertete Weine, über 1.000 Weingüter in Einzelporträts, Informationen zu den 13 Anbaugebieten sowie Trends und Entwicklungen der deutschen Weinszene: Die neue Ausgabe des Vinum-Weinguide Deutschland ist erschienen. 

Winzer des Jahres 2021

Das Team des Weinguides hat über Monate hinweg in zahlreichen Einzel- und Vergleichsproben Weine aus allen deutschen Anbaugebieten verkostet. Die Chefredaktion mit Joel B. Payne, Matthias F. Mangold und Harald Scholl ist sich einig: Der Jahrgang 2019 ist mit seinen Weißweinen einer der besten des Jahrzehnts.

Als Winzer des Jahres wurde dabei diesmal ein Tochter-Vater-Gespann ausgezeichnet: Sophie und Steffen Christmann erhalten den Titel, weil sich neben dem Riesling nun auch der Spätburgunder in bundesweit vorderer Front etablieren konnte und 2020 zudem noch ein Sektprojekt angestoßen wurde. Das zeugt von unternehmerischer Vision und handwerklichem Können.

Aufsteiger des Jahres 2021

In kürzester Zeit hat sich Daniel Fries als eine neue Größe an der Terrassenmosel etabliert. Er steht dabei stellvertretend für die vielen jungen Winzerinnen und Winzer, die nach einer fundierten Ausbildung den elterlichen Betrieb binnen weniger Jahre auf völlig neue Füße stellen konnten. So geschehen hier in Winningen (Mosel). „Seine Rieslinge sind jetzt schon sehr dicht, salzig und mit genau dem mineralischen Kick versehen, der für das Gebiet so typisch ist“, sagt Matthias F. Mangold  über den Preisträger.

Entdeckung des Jahres 2021

Es fällt immer schwer, aus der großen Zahl neuer Namen und Gesichter im Wineguide die eine Entdeckung herauszufiltern, die es nach ganz oben aufs Treppchen schafft. In diesem Jahr ist es der jungen Carolin Weiler aus Lorch (Rheingau) gelungen, die Redaktion für sich zu begeistern. Die gelernte Erzieherin studiert Weinbau und Önologie, wurde für den Kinofilm „Weinweiblich“ zwei Jahre mit der Kamera begleitet und überführt aktuell den elterlichen Betrieb in eine neue Zukunft nach ihren Vorstellungen. 

Weinkarte des Jahres 2021

Für das zweite Mal würdigt Vinum auch die Weinkarte des Jahres. Die diesjährige Auszeichnung geht an die Wein.Kultur.Bar in Dresden und an deren Macher Silvio Nietzsche. «Mit dem Wort ‹Legende› sollte man vorsichtig sein», so Carsten Henn, der Chefredakteur der Zeitschrift VINUM, in seiner Laudatio, «doch auf diese Karte trifft es zu.» Mit rund 2.900 Positionen, davon stolze 50 Weine im offenen Ausschank, ist die Liste eher ein Buch zum Stöbern. Die günstigste Flasche kostet gerade einmal zwölf Euro – dafür bekommt man in anderen Häusern kaum ein Glas Wein.

Siegerweine des Jahres

In jedem Jahr kommt das Verkostungsteam nach den ausgiebigen regionalen Proben nochmals mehrere Tage zusammen, um aus den regional am höchsten bewerteten Weinen die bundesweiten Sieger zu ermitteln. Großmeister der Sekte bleibt dabei Volker Raumland aus Flörsheim-Dalsheim (Rheinhessen). Mit dem 2008er Blanc de Blanc Extra Brut beweist er einmal mehr seine außergewöhnliche Klasse. „Noble Brioche, Anflug von Aprikose, cremige Textur, tiefgründiger Saft, seidiges Säurespiel,
geschliffener, anhaltender Nachhall“, lautet die Verkostungsnotiz.

Beim Spätburgunder waren Sebastian und Paul Fürst aus Bürgstadt (Franken) eine Nasenlänge vorne. Die Finesse des 2018er Schlossberg Großes Gewächs zeigte sich schon beim ersten Schnuppern. „Der Wein ist eine perfekte Balance von roter Frucht und Holz in völliger Harmonie. Wunderbar ausgeglichen und ewig lang reicht er sogar dem Centgrafenbzrg aus dem gleichen Keller das Wasser“, schwärmt Harald Scholl.

„Andere“ Rotweine, die also nicht aus Spätburgundertrauben stammen, werden in Deutschland zunehmend bedeutsamer – und besser. Das bewies die entsprechende Verkostung internationaler Rebsorten und Cuvées, aus denen der 2017er Syrah Réserve von Knipser (Laumersheim/Pfalz) als Sieger hervorging. „Aus dem Glas schwappt einem förmlich die nördliche Rhône entgegen, gerade das nötige Quäntchen schwarzer Pfeffer macht den Reiz dieses vielschichtigen und extrem langen Weins am Gaumen aus“, urteilt Joel B. Payne.

Wenn es um Silvaner geht, stehen natürlich die Franken voll im Scheinwerferlicht. Mit Recht, wie in diesem Jahr der 2019er Rödelseer Hoheleite Großes Gewächs von Paul Weltner (Rödelsee/Franken) unterstreicht. Franken-Experte Scholl meint: „Typische Keuperwürze in der Nase, gepaart mit Blüten, brillante Klarheit, saftige Dichte, dabei leicht und verspielt, ganz langer Abgang. Obwohl jetzt schon ein Genuss, zeigt die Erfahrung, dass dieser große Silvaner in fünf Jahren noch
besser schmecken wird. Hut ab!“

Deutschland ist, rechnet man alle Unterarten zusammen, inzwischen zu einem Burgunderland geworden, trotz aller Führungskraft des Rieslings. Sind es üblicherweise Chardonnay und Weißburgunder, die das Rennen bei den weißen Sorten unter sich ausmachen, so überraschte heuer der 2019er Burkheimer Feuerberg Grauburgunder Gewächs Haslen von Bercher (Burkheim/Baden). Kraftvoll und tief, dabei elegant und leichtfüßig und mit außergewöhnlicher Würze, durfte er sich hier die Krone schnappen.

Riesling trocken ist die unangefochtene Königsdisziplin in Deutschland. Niemand beherrscht das besser als deutsche Winzer – und diesmal ist es unser Winzer des Jahres, Steffen Christmann, der mit dem 2019er Königsbacher Idig Großes Gewächs den Sieg nach Hause trägt. Dieser Wein gehört seit langem zu den Favoriten in der Pfalz, doch so gut, so nobel und erhaben schon im Duft, so subtil gelassen im Mund bei gleichzeitigem Zug und einer überraschenden Salzigkeit war er noch nie. Eine Kiste davon gehört in jeden gepflegten Weinkeller.

Feinherbe Rieslinge hängen für manche zwischen den Stühlen, doch einer überwiegenden Mehrheit von Weinfreunden gefällt dieses Spiel von Säure mit etwas mehr Restzucker. Das Vinum-Team war vom 2019er Thörnicher Ritsch Kabinett Gackes Oben von Ludes (Mosel) ganz besonders angetan. Hier kommt zur rauchigen Schieferwürze eine Spur grüner Kräuter mit Limette. Ein Wein mit Eleganz und Balance.

Es ist eine große deutsche Tradition, Riesling als Kabinett mit natürlicher Restsüße auszubauen. Nirgends versteht man sich darauf besser als an der Mosel und ihren Nebenflüssen. Einmal mehr konnte sich dabei Familie Weber vom Falkensteiner Hof (Saar) durchsetzen. Ihr 2019er Krettnacher Euchariusberg Alte Reben – 8 – ist wild, fordernd, kühl und feinwürzig, pendelt zwischen Salz und Pfefferaromen und peilt ein großes Reifepotenzial an. Nahtlos schließt sich an diese Handwerkskunst die Riesling-Spätlese an, auch hier setzen sich meist die Könner von der Mosel durch. In diesem Fall begeisterte der Graacher Domprobst – 13 – von Willi Schaefer (Mosel) am beeindruckendsten. Ein atemberaubender Wein, präzise geschnitten und mit fordernder Säure, ist dieser Wein der Inbegriff der Mosel-Spätlese, nobel und demütig zugleich.

Edelsüße Weine sind auf dem deutschen Markt nicht mehr von der Bedeutung, die ihnen eigentlich zustehen sollte. International freilich werden sie weiterhin überaus geschätzt. Warum das so ist, zeigt das absolute Juwel der diesjährigen Verkostung, die 2019er Uhlen Laubach Riesling Trockenbeerenauslese von Heymann-Löwenstein. Man konnte nicht einen Deut weniger zücken als 100 Punkte. Ein grandioses Meisterwerk. Großartige Exotik mit einem Touch Maracuja, mineralische Cremigkeit, elegant und opulent zugleich, größte Präzision und Fülle. 


 

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