Weininstitut erwartet nach Spätfrost keinen großen Preissprung

| Industrie Industrie

Die Frostschäden in deutschen Weinbauregionen könnten eine ganze Reihe von Winzern in Schwierigkeiten bringen. Dass Verbraucher deshalb am Weinregal tiefer in die Tasche greifen müssen, ist aber bislang nicht ausgemacht: «Die Gesetze auf dem freien Markt sprechen dafür, dass die Preise steigen. Aber wir sind keine Insel: Der Preisdruck in der Branche ist heftig», sagte Frank Schulz vom Deutschen Weininstitut (DWI). Im Handel konkurrierten die deutschen Winzer mit Weinbauern aus der ganzen Welt. Daher sei es für die betroffene Betriebe schwierig, die höheren Preise, die sie theoretisch verlangen müssten, auch wirklich zu erlösen. 

Die Nachtfröste waren Ende April aufgetreten. Zuvor hatten relativ milde Temperaturen dafür gesorgt, dass die Reben in vielen Regionen bereits ausgetrieben hatten. In dieser Phase sind die Blüten aber empfindlich gegenüber Frost. Besonders war demnach, dass der Frost nicht nur am Boden auftrat, sondern auch in Luftschichten in Pflanzenhöhe, die üblicherweise weniger betroffen sind. Der Deutsche Weinbauverband, aber auch viele regionale Winzer-Vertretungen hatten in den folgenden Tagen von Schäden und befürchteten Ertragsausfällen berichtet. 

Allianz-Experte: Hunderte Betriebe werden nicht überleben

Manche Winzer sieht der Schadenleiter der Allianz-Agrar-Pflanzenversicherung, Martin Heiß, durch den Frost vor großen Schwierigkeiten: «Gerade die nicht versicherten Betriebe - oft die, die ihren Wein an Genossenschaften verkaufen - haben ein Problem. Da wird es einen erheblichen Strukturbruch geben», sagte er. «Hunderte Betriebe werden nicht überleben.» 

In Deutschland gab es dem Statistischen Bundesamt zufolge vergangenes Jahr rund 16 400 Weinbaubetriebe. Bundesweit sieht das Schadensbild nach Angaben der Allianz sehr unterschiedlich aus: «Wir gehen davon aus, dass etwa in den Weinbaugebieten in Ostdeutschland 90 bis 100 Prozent der Rebfläche deutlich geschädigt ist», sagte Heiß. Diese Anbaugebiete seien zwar kleiner, ähnlich sehe es aber auch in Franken und an der Mosel aus. «Die Schäden dort sind sehr, sehr heftig. Wir sprechen verbreitet von mehr als 50 Prozent Ertragsverlust».

In den größten deutschen Weinanbaugebieten Rheinhessen und Pfalz sehe es nicht ganz so schlecht aus. Glimpflich davongekommen seien etwa Südbaden und die Bodensee-Region, berichtete Heiß. Schulz vom DWI bestätigte, manche Regionen und Betriebe seien zwar vom Frost stark gebeutelt, die größten Anbaugebiete jedoch weitgehend verschont geblieben. Extreme Auswirkungen beim Preis erwartet er durch die Schäden daher nicht. Zahlreiche Winzer würden sich zudem andere Absatzquellen erschließen - zum Beispiel über mehr Tourismus. 

Die Versicherung Vereinigte Hagel schätzte den deutschlandweiten Schaden an Reben und Obst durch Frost und Hagel zuletzt auf mehr als 500 Millionen Euro. Laut Allianz-Agrar-Chef Alexander Lührig lässt sich die Höhe des entstandenen Schadens erst kurz vor der Weinlese zuverlässig beziffern. Etwas mehr als die Hälfte der bei der Allianz versicherten Winzer habe bereits einen Schaden gemeldet. «Die Schadenssumme wird im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen. Alles andere würde mich wundern.»

Steigende Weinpreise

Die Lage auf dem deutschen Weinmarkt ist DWI-Angaben zufolge ohnehin angespannt. Auch wegen der inflationsbedingten Kaufkraftverluste griffen Verbraucherinnen und Verbraucher 2023 demnach häufiger zu preiswerterem Wein aus dem Ausland. Der Preis für heimische Weine im Lebensmitteleinzelhandel stieg um durchschnittlich 31 Cent auf 4,51 Euro je Liter - und damit stärker als der ihrer internationalen Pendants. Als Grund für die Erhöhungen 2023 nannte das Weininstitut vor allem höhere Betriebskosten. Daher seien wohl auch in diesem Jahr gewisse Preissteigerungen nicht zu vermeiden, sagte Schulz. 

size=0 width="100%" align=center>

Notizblock

 

Redaktionelle Hinweise

 

  • Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa Bildangebot:
  • Wein bei Aldi Süd
  • Winzer befürchten Ernteausfälle durch Frost

Internet

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Anbau der neuen robusten Rebsorten schreitet hierzulande weiter voran. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt, haben sie im vergangenen Jahr um gut 300 Hektar zugelegt. Der Riesling stand im vergangenen Jahr unangefochten an der Spitze der Rebsortenstatistik.

Mit dem Johannistag am 24. Juni geht die Spargelernte traditionell zu Ende. Für Sachsens Spargelbauern lief die Saison gut - trotz zwischenzeitigem Frost - und dem zu Jahresbeginn angehobenen Mindestlohn.

Anzeige

Als weltweit führende Mayonnaise-Marke hat Hellmann’s eindrucksvoll bewiesen, dass man die Bedürfnisse der Gastronomie genau kennt. Jetzt erweitert Unilever Food Solutions & Langnese das Sortiment um die Hellmann’s Salatmayo, die den klassischen Geschmack mit maximaler Stabilität in allen Anwendungen verbindet.

Pressemitteilung

Im neuen „IHA Hotelmarkt Deutschland 2024“ werden Beispiele aus der Praxis aufgezeigt, wie die Branche mit leicht umsetzbaren Massnahmen deutlich nachhaltiger zu gestalten ist. Die Hotellerie kann jährlich Millionen Tonnen CO2 vermeiden und gleichzeitig Kosten senken.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf den Weltmärkten und gestörter Lieferketten hat die Oetker-Gruppe ihren Umsatz im vergangenen Jahr gesteigert. Kostentreiber waren erneut höhere Preise beim Einkauf.

In Amerika wird sehr viel weniger Hopfen gepflanzt, das ermöglicht Deutschland die Rückkehr auf den ersten Platz der Anbauer. Der Hintergrund ist für die Hopfenpflanzer eigentlich schlecht.

Pressemitteilung

Zum vierten Mal prämierten der Nachrichtensender ntv, DUP UNTERNEHMER und das Deutsche Institut für Service-Qualität Projekte aus allen Wirtschaftsbereichen, die Nachhaltigkeit vorbildhaft umsetzen. Zu den diesjährigen Preisträgern zählt der Spültechnikhersteller Winterhalter Gastronom GmbH. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen in der Kategorie „Projekt – Energie“ für die Überdachung eines Firmenparkplatzes mit einer Photovoltaik-Anlage.

Die Spargelsaison ist auf der Zielgeraden, offizielles Ende ist der 24. Juni. Vor allem Frost und Regen haben die Ernte geprägt. Das hat auch Einfluss auf die Preise.

Fußball schauen und Bier trinken gehört für viele Fans zusammen. Entsprechend versprechen sich Brauereien mehr Absatz durch die EM. Doch es spielen auch unwägbare Faktoren mit hinein.

 

Pressemitteilung

Das Hotel in Baden-Württemberg setzt auf nachhaltige Produkte „Made in Switzerland“. Pünktlich zur Fussball-Europameisterschaft stattet das mehrfach ausgezeichnete Luxushotel seine Betten neu aus.