Endet die Ära der Weinköniginnen? In Rheinhessen wurde neulich erstmals ein Mann in einem der 13 deutschen Weinbaugebiete zum Weinkönig gekürt. Nun könnte das zweitgrößte Weingebiet Deutschlands, die Pfalz, nachziehen. Dort bewerben sich zwei Frauen und zum ersten Mal ein Mann an diesem Freitag um den Titel der Pfälzischen Weinkönigin - oder der Weinhoheit, falls Manuel Reuther gewinnt. Gegen ihn treten Lara Karr und Denise Stripf an. Es geht um die Krone - und um eine goldene Anstecknadel.
«Die Siegerin würde den Titel Weinkönigin und parallel Weinhoheit tragen», teilte der Veranstalter Pfalzwein mit. «Der Mann ist eine Weinhoheit.» Manuel Reuther würde statt einer Krone eine goldene - oder, falls er nicht gewinnt, eine silberne - Anstecknadel erhalten. «Auch die Damen bekommen Anstecknadeln, die sie bei Fachterminen tragen sollen. Bei öffentlichen Terminen tragen sie die Krone - das ist zumindest die geplante Richtung.»
«Längst fällige Erneuerung»
Die mit Spannung erwartete Wahl in Neustadt/Weinstraße findet inmitten einer Diskussion um den mit 93 Jahren ältesten Titel einer Weinmonarchin in Deutschland statt. Im Juli hatte Pfalzwein bekanntgegeben, dass das Amt künftig «lPfalzWeinBotschafterin» oder «lPfalzWeinBotschafter» heißen soll - auch, um das Amt geschlechtsneutral zu gestalten. Für diese «längst fällige Erneuerung» erhalte man viel Zuspruch aus der Branche und anderen Weinbaugebieten, hieß es.
Kritiker wie Marc Weigel widersprechen. Der Oberbürgermeister von Neustadt/Weinstraße, auch die traditionelle Krönungsstätte der Deutschen Weinkönigin, hält die Entscheidung für falsch. «Diese Reform führt zu einer Entwertung der Marke», sagte der Politiker der Freien Wähler im Sommer.
«Ich bin kein Anhänger der Monarchie, aber das Glamouröse und Märchenhafte gehört zur Figur. Das lässt sich nicht so einfach auf einen Mann übertragen, nur weil man sagt, wir leben in einer gleichberechtigten Gesellschaft und alles muss allen Geschlechtern offenstehen.» Dass das Thema die jetzige Abstimmung überschatten könnte, denkt Weigel aber nicht. «Die Kandidatinnen und der Kandidat können nichts für die Diskussion.»