Baden-Württemberg: Koalition will Sperrzeitenregelung überprüfen

| Politik Politik

Die Koalitionsregierung in Baden-Württemberg will noch in dieser Legislaturperiode überpüfen, ob die Regie über die Sperrzeiten für die Gastronomie den Kommunen überlassen werden kann. Das Fachreferat im Innenministerium erwäge derzeit Vor- und Nachteile einer Aufhebung der landesweiten Regelung, die gilt, wenn der Gemeinderat nichts anderes beschließt, sagte ein Sprecher von Ressortchef Thomas Strobl (CDU).

Damit wird auch ein Versprechen im Koalitionsvertrag eingelöst. Dort heißt es, grundsätzlich sei der kommunale Handlungsspielraum bei der Sperrzeitenregulierung ausreichend, um den speziellen Bedürfnissen vor Ort und dem sich verändernden Ausgehverhalten Rechnung zu tragen. Will ein Gemeinderat derzeit vom Standard abweichen, müssen dafür ein öffentliches Bedürfnis oder besondere örtliche Verhältnisse bestehen.

Laut der Gaststättenverordnung des Landes beginnen die Sperrzeiten für Schank- und Speisewirtschaften sowie für öffentliche Vergnügungsstätten um 3 Uhr. In der Nacht zum Samstag und zum Sonntag müssen Kneipen und Bars um 5 Uhr dicht machen. Die Schließzeiten enden um 6 Uhr. Neben Heidelberg hat auch Ravensburg eine abweichende Sperrzeit für Teile der Stadt. Dort beginnt sie immer um 3 Uhr und endet um 6 Uhr. In Thüringen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Brandenburg sind die Sperrzeiten schon aufgehoben.

Auch die Grünen sind für Entscheidungsprozesse über Sperrzeiten vor Ort. Deren kommunalpolitische Sprecherin im Landtag, Ute Leidig, sagte: «Wir wollen mit einem unbürokratischen Vorgehen Spielräume für die individuelle Ausgestaltung der Sperrzeiten schaffen, die vitale Städte und eine lebendige Gastronomieszene ermöglichen.» Die Grünen seien überzeugt, dass eine kommunale Entscheidung über Sperrzeiten Konflikte entschärfe. Der Wegfall des landesweiten Vergleichsrahmens mache Aushandlungsprozesse vor Ort einfacher.

Der Gemeindetag begrüßt die Pläne der Koalition. Gaststättenrechtliche Entscheidungen seien in den Städten und Gemeinden von großer kommunalpolitischer Bedeutung: Das Interesse an lebendigen Innenstädten kollidiere oft mit dem Ruhebedürfnis der Anwohner. Jeder Lösungsansatz sei willkommen, der es den Kommunen ermögliche, den speziellen Bedürfnissen an einem Ort durch eigene Entscheidungskompetenz Rechnung zu tragen. Der Verband gab aber auch zu bedenken, dass ein landesweiter Flickenteppich unterschiedlichster Sperrzeiten nicht optimal sei. Er sei bereit, Sachverstand sowie Erfahrungen aus der Praxis für eine Gesetzesnovelle einzubringen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Zur Europawahl hat die Branche ihre Positionen und Erwartungen für ein starkes Gastgewerbe in einer leistungsfähigen Europäischen Union an die Politik adressiert. Jetzt liegen die Antworten der Parteien auf den Fragenkatalog des DEHOGA und des Hotelverbandes vor.

Deutsche Bahn und S-Bahn München sprechen mit einer Recruiting-Kampagne gezielt Mitarbeiter aus der Gastronomie an. Das bringt den DEHOGA Bayern auf die Zinne. „Unverschämt“ und „hoch unanständig“ sei das, schimpft DEHOGA-Bayern-Chef Geppert und fordert Konsequenzen.

Kaum ein Thema treibt die gastgewerblichen Unternehmer so um wie die wachsende Bürokratie. In seiner neuen Broschüre „Rezepte für den Bürokratieabbau“ zeigt der DEHOGA Bundesverband die bürokratischen Pflichten für Gastronomie und Hotellerie im Detail auf und benennt seine Empfehlungen für den Bürokratieabbau.

„Die von der EU geplanten neuen Regelungen für die Pauschalreiserichtlinie kosten nicht nur Geld, sie verzerren auch den Wettbewerb weiter – zu Lasten der organisierten Reise“, kritisierte der DRV-Präsident bei einer Anhörung im Bundestag.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat den Vorstoß von Bundeskanzler Olaf Scholz für eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro zurückgewiesen. Auf Dauer würde es für Arbeitsplätze gefährlich, wenn sich die Politik hier einmische.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro ausgesprochen. Gleichzeitig übte er Kritik an der Mindestlohnkommission.

Der DEHOGA Bayern sowie die Gewerkschaft NGG konnten sich in München nicht auf einen neuen Entgelttarifvertrag für Bayerns Hotellerie und Gastronomie einigen. Die Gewerkschaft NGG brach die Gespräche am Montag ab. Nun plane man Aktionen bis hin zum Warnstreik. Die Arbeitgeber hatten die NGG-Forderungen als unrealistisch zurückgewiesen.

Die Europäische Kommission hat heute Booking Holdings, die Muttergesellschaft von Booking.com, als Gatekeeper-Plattform im Sinne des Digital Markets Act benannt. Booking.com hat nun sechs Monate Zeit, um alle Gebote und Verbote als Gatekeeper zu erfüllen.

Der DEHOGA Bundesverband macht noch einmal auf die Frist für die Schlussabrechnungen der Corona-Wirtschaftshilfen (Überbrückungs-, November- und Dezemberhilfen) aufmerksam: Diese können nach der letztmaligen Fristverlängerung vom März noch bis zum 30. September 2024 eingereicht werden.

Mit Blick auf die Europawahl am 9. Juni starten die in der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand zusammengeschlossenen Verbände einen gemeinsamen Wahlaufruf mit Reformvorschlägen.