Tagestouristen dürfen rund um Himmelfahrt und am Pfingstwochenende nicht auf Schleswig-Holsteins Nordseeinseln und die meisten Halligen. Auch für die Tourismus-Hochburgen St. Peter-Ording und Büsum gilt an beiden Wochenenden ein Betretungsverbot. Wegen voller Auslastung der Hotels und Ferienwohnungen an Nord- und Ostsee haben sich die Landesregierung, die Landräte von Nordfriesland und Ostholstein sowie die Bürgermeister der Urlauber-Hochburgen auf Einschränkungen verständigt - trotz Neustarts des Tourismus.
Hintergrund ist die Angst vor einem Massenandrang von Tagesbesuchern. «Schleswig-Holstein bietet Platz für alle, aber nicht für alle gleichzeitig in bestimmten Top-Destinationen wie Sylt oder Timmendorfer Strand», sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Etwaige Beschränkungen des Tagestourismus seien auch über Pfingsten hinaus möglich. Auch der Kreis Dithmarschen kündigte am Montagnachmittag an, für das Himmelfahrts-Wochenende und Pfingsten ein Betretungsverbot für Tagestouristen für Büsum zu erlassen.
Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen (CDU) hat für Inseln, Halligen und St. Peter-Ording Betretungsverbote in der Zeit vom 21. Mai (6 Uhr) bis 24. Mai (20 Uhr) und vom 30. Mai (6 Uhr) bis 1. Juni (20 Uhr) erlassen. Ausgenommen sind Nordstrand, Südfall und die Hamburger Hallig.
St. Peter-Ording habe 4000 Einwohner und 5000 Zweitwohnungen, sagte Lorenzen. Hinzu kämen 13 000 Buchungen für diese Wochenenden. Das seien fünf bis sechs Prozent mehr als in den vergangenen Jahren. Hinzu kämen ohne Verbot 40 000 Tagestouristen. «Allein auf Sylt rechnen wir am Himmelfahrtstag und zu Pfingsten mit bis zu 12 000 zusätzlichen Gästen.» Im Falle von Ansteckungen sei es nahezu unmöglich nachzuverfolgen, wer wann wo gewesen sei. «Auch deshalb müssen wir diese Nadelöhre entschärfen.» Besuche von Verwandten oder Freunden seien aber möglich. Alle Einwohner Nordfrieslands seien von dem Betretungsverbot ausgenommen.
Für die Hochseeinsel Helgoland hat der Kreis Pinneberg ein seit Montag und bis 24. Mai geltendes Betretungsverbot erlassen. Darüber hinaus sind die Gemeindehäfen für Gästeboote gesperrt. Auch das Campen ist untersagt.
Für die Badeorte an der Ostsee wie Scharbeutz gelten die generellen Einschränkungen nicht. Damit ist an beiden Wochenenden auch ein Besuch der Ostseeinsel Fehmarn möglich. Ostholsteins Landrat Reinhard Sager (CDU) sagte, «der Tagestourismus muss jetzt hinter diesen ersten Lockerungen zurückstehen». Lübeck und der Kreis Ostholstein kämen aber ohne Betretungsverbote aus. Stattdessen orientiere sich ein Stufenplan an der Zahl der Neuinfektionen. So gibt es in Timmendorfer Strand ab 21. Mai etwa Parkraumbeschränkungen. Am Ende könne auch ein Betretungsverbot stehen.
Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) betonte mit Blick auf die Restriktionen für den Tagestourismus: «Es geht nicht um die Hamburger.» Zur Kontrolle der Regeln sollen im Norden mehr Polizisten Streife laufen. «Es ist aber nach wie vor so, dass die Polizei auf Dialog setzt.» Wer die Anweisungen vor oder hinter dem Bollerwagen an Himmelfahrt aber nicht befolgen wolle oder könne, gegen den gingen die Beamten konsequent vor.
Der Tourismusverband unterstützte die Einschränkungen für die Tagesausflüge. Die SPD-Tourismuspolitikerin Regina Poersch betonte, «Außengastronomie ist besser als Innengastronomie». Sie wünsche sich die «Durchsetzungskraft des Kollegen Buchholz für seine Interessensgruppen» auch für Garg und Bildungsministerin Karin Prien (CDU), wenn es um Kitas und Schulen gehe.
Das nördlichste Bundesland hat den Tourismus am Montag neu gestartet. Hotels, Ferienwohnungen und Restaurants dürfen öffnen. Touristen dürfen wieder ins Land kommen und auch auf die Inseln reisen. Es gelten aber überall strenge Hygiene- und Abstandsregelungen. Wer nach Erreichen des Urlaubsortes glaube, «man könne das alles vergessen, weil jetzt Urlaub ist», würde dazu beitragen, dass diese Fröhlichkeit rasch wieder ende, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP).
Bereits am frühen Montagmorgen waren viele Autos mit auswärtigen Kennzeichen beispielsweise aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hamburg unterwegs. Und auch am Fähranleger Richtung Föhr und Amrum sowie an der Autoverladestation nach Sylt in Niebüll selbst herrschte reger Betrieb. Sie seien glücklich, dass es jetzt losgeht, sagte Christina Seifert aus Hamburg. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern und Mann Martin wollte sie die Fähre um 8.25 Uhr nach Föhr nehmen.
Um wieder auf die Inseln zu kommen, sind einige Urlauber früh am Morgen oder gar am Vorabend losgefahren. Er sei gegen 4.00 Uhr losgefahren, sagte ein Mann aus Hannover. Auch an der Autoverladestation nach Sylt in Niebüll war viel los. Die Wartezeit betrug rund zwei Stunden, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn, die den Sylt Shuttle betreibt, sagte. Bereits am frühen Morgen seien außergewöhnlich viele Menschen auf dem Weg nach Sylt gewesen. Die Zahl der Züge sei auf 18 erhöht worden. Im Schnitt könnten etwa 150 Autos mitgenommen werden.
Die Züge des Blauen Autozugs waren ebenfalls «gut gefüllt», wie eine Sprecherin des Betreibers RDC Autozug Sylt sagte. Sie empfahl Reisenden wenn möglich, auf Dienstag auszuweichen. Am Montagabend sollte ein Zusatzzug eingesetzt werden. Der Fahrplan des Blauen Autozugs wurde nun ebenso wie der des Sylt Shuttles auf Sommerfahrplan umgestellt.
«Wir freuen uns auf unsere Gäste», sagte eine Sprecherin von Sylt Marketing. Diese müssten sich allerdings darauf einstellen, dass ein Inselurlaub anders sei als in den vergangenen Jahren. So gebe es in der Gastronomie beispielsweise wesentlich weniger Kapazitäten. Die Zahl der erwarteten Gäste entspreche allerdings der in der Hochsaison. Da brauche man vielleicht mehr Geduld und Gelassenheit, bis man einen Tisch bekomme, sagte die Sprecherin.