Streit um touristische Angebote in Mecklenburg-Vorpommern

| Tourismus Tourismus

Die touristischen Angebote in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Ansicht des Landestourismusbeauftragten in die Jahre gekommen. Zudem fehle es an qualitativen Verbesserungen. «Wir sind eher in einer Situation des Verwaltens früherer Erfolge. Irgendwann kommt der Punkt, wo es zu spät ist, um vor einem großen Knall oder einem wirklichen Abschwung noch gegenzusteuern», sagte Tobias Woitendorf, der auch Chef des Tourismusverbandes MV ist, der Deutschen Presse-Agentur.

Nach dem Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes erreichte Mecklenburg-Vorpommern 2023 zwar mit 32,2 Millionen Übernachtungen seine Zahlen aus dem Vorjahr. Gemessen am Zuwachs von 1,2 Prozent sei das Bundesland aber deutsches Schlusslicht auf hohem Niveau. Auch Sicht Woitendorfs wäre ein geringes Wachstum in Ordnung, wenn es mit einem qualitativen Anstieg einhergehe. Das sei in MV insgesamt nicht der Fall. «Da würden wir uns in die Tasche lügen.»

Es gebe seit Jahren Signale, dass in der Branche im Nordosten etwas ins Wanken gerate und die Dynamik bei den Investitionen, beim Produkt und der Attraktivität leide. Mitbewerber Schleswig-Holstein entwickle sich quantitativ und qualitativ ganz anders. MV verliere im Wettbewerb an Boden. «Dabei haben wir Potenzial. Wir müssen es nur nutzen.»

Es sei dringend notwendig, die neuen Bedürfnisse jüngerer Generationen in die Angebote aufzunehmen. Auch müsse der internationale Tourismus gestärkt werden. «Wir haben es in 35 Jahren nicht geschafft, diesen Tourismus wirklich international aufzustellen. Das muss die Zielstellung sein für die kommenden Jahre. Wir verharren zu viel», betonte Woitendorf.

«Schlechtreden ist nicht die Aufgabe eines Tourismusbeauftragten», kritisierte hingegen der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Mecklenburg-Vorpommern, Lars Schwarz. Woitendorf erwecke mit seinen Aussagen den Eindruck, als wenn sich die Betriebe seit Jahren auf den ehemaligen Investitionen ausruhten und von der Substanz lebten. «Und das ist überhaupt gar nicht so.»

So habe allein der Dehoga in Mecklenburg-Vorpommern über 100 Unternehmen bei der Umsetzung von Investitionen in qualitätssteigernde Maßnahmen begleitet. «Das ist die größte Qualitätssteigerungsinitiative in Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren gewesen», erklärte Schwarz. Genaue Zahlen zu Investitionen liegen dem Verbandspräsidenten nicht vor.

Der Tourismusbeauftragte sollte sich zunächst bei der Branche oder dem Wirtschaftsministerium informieren, bevor er aus Nichtwissenheit die Branche schlechtrede, kritisierte Schwarz. Stattdessen sollte seine Aufgabe aus Sicht des Dehoga sein, ein positives Image für das Land zu schaffen und Werbung für internationale Gäste zu machen. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Kurabgabe ist eine typisch deutsche Einrichtung. Aber nach Auffassung der Kommunen ist sie notwendig, um die gewohnte touristische Infrastruktur bieten zu können.

Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern machen beim Tourismus gemeinsame Sache. Michael Kretschmer und Manuela Schwesig unterschrieben jetzt eine Tourismuskooperation. Dadurch soll der Austausch bei den Themen Fach- und Arbeitskräftegewinnung, Tourismusakzeptanz und internationaler Tourismus verstärkt werden.

Die jahrelangen Restaurierungsarbeiten im weltbekannten Schloss Neuschwanstein sind auf der Zielgeraden. Vieles erstrahlt in neuem Glanz. Dafür hat der Freistaat tief in die Tasche gegriffen.

Mecklenburg-Vorpommern freut sich auf die Eröffnung eines imposanten Bauwerks auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst: Die nagelneue Seebrücke in Prerow – mit 720 Metern die längste der Ostsee – steht kurz vor der Fertigstellung.

Venedig will hart gegen die Auswirkungen des Massentourismus durchgreifen. Nach der Einführung eines Eintrittgeldes werden in der Lagunenstadt nun auch Reisegruppen auf maximal 25 Personen begrenzt.

Mit der „Grundlagenuntersuchung Fahrradtourismus in Deutschland“ ist zum 1. Juli 2024 ist ein neues Projekt gestartet, mit dem der DTV grundlegende Daten zu Reiseverhalten und Zielgruppen erfasst und analysiert.

Das Auto bleibt ungeachtet aller Klimadiskussionen laut einer neuen Umfrage für eine Mehrheit der Urlauber beliebtestes Verkehrsmittel auf der Fahrt in die Sommerferien. Demnach wollen in diesem Sommer 52 Prozent der 5.000 Befragten verreisen, und von diesen wiederum 55 Prozent mit einem Verbrenner-Pkw. Lediglich 8 Prozent wollen die Bahn nehmen.

Mit dem Wachstum des globalen Tourismus stehen viele europäische Städte vor der Herausforderung, den Ansturm von Touristen zu bewältigen. Beliebte Destinationen wie Dubrovnik, Venedig oder Florenz ziehen jährlich Millionen von Besuchern an.

Ob vom Wandern in den Bergen, vom Liegestuhl am Pool oder vom Café aus dem Museum – für die allermeisten gehören Grüße aus dem Urlaub fest zur Sommerzeit dazu. Und das am liebsten per Telefon oder Messenger. Aber auch die Postkarte ist noch nicht Geschichte.

Mitten in der Hochphase der Hauptreisezeit legt der Deutsche Reiseverband (DRV) seine aktuelle Prognose für das gesamte Reisejahr 2024 vor: Der erwartete neue Spitzenwert entspricht einem Umsatzwachstum von sechs Prozent.