Urlaub in Niedersachsen - Was ist erlaubt? 

| Tourismus Tourismus

Die Tourismusbranche ist erleichert. Nach dem Willen der Landesregierung sollen die wegen der Corona-Pandemie verhängten harten Einschränkungen für Hotels, Campingplätze, Ferienwohnungen und die Gastronomie gelockert werden. «Neuen Alltag» nennt die Landesregierung das Ziel. Die Branche sieht trotz der Erleichterung viele Herausforderungen.

Was ist erlaubt?

Nach dem Stufenplan der niedersächsischen Landesregierung können Menschen von diesem Donnerstag an wieder Urlaub in ihrer eigenen Ferienwohnung oder ihrem Ferienhaus machen. Auch Dauercamper dürfen wieder auf den Campingplatz. Vom kommenden Montag an sollen Übernachtungen in Ferienhäusern und -wohnungen wieder möglich sein. Auch Camping- und Wohnmobilstellplätze können unter Auflagen wieder öffnen, genauso wie Restaurants, Gaststätten, Cafés und Biergärten. Für die Zeit ab dem 25. Mai sind weitere Lockerungen für die Gastronomie geplant, zudem sollen dann auch Hotels, Pensionen und Jugendherbergen touristisch genutzt werden dürfen.

Welche Einschränkungen gibt es?

Die Zahl der Gäste soll grundsätzlich reduziert werden. Für Übernachtungsangebote gilt eine Wiederbelegungsfrist von mindestens sieben Tagen. Das bedeutet, dass eine Unterkunft frühestens nach sieben Tagen wieder neu vergeben werden darf. Bleibt ein Gast drei Tage, muss das Zimmer oder die Wohnung damit vier weitere Tage leer stehen. Bleibt er sieben Tage, kann direkt danach der nächste Gast kommen. «Das Ziel ist, die Gästezahl zu reduzieren», sagte ein Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums.

Hotels, Pensionen, Jugendherbergen sowie Campingplätze, Bootsliegeplätze und Wohnmobilstellplätze dürfen außerdem maximal zu 50 Prozent ausgelastet sein. Auch Restaurants können nur die Hälfte ihrer sonst üblichen Plätze vergeben, zudem gilt eine Reservierungspflicht, die Kontaktdaten der Kunden müssen erfasst werden. Für alle Betriebe gelten strengere Hygienevorgaben als bisher, Selbstbedienung am Buffet ist zum Beispiel verboten.

Wie reagiert die Tourismusbranche?

Der Tourismusverband Niedersachsen freut sich über dieses Signal, wie Verbandsvorstand Sven Ambrosy sagte. «Am Ende des Tages ist es auch gar nicht so entscheidend, ob etwas am 11. Mai, am 25. oder einem anderen Tag passiert - das Entscheidende ist, das spiegeln mir meine Unternehmer, eine Perspektive.» Denn dann könnten die Unternehmer zum Beispiel erneut Gespräche mit ihren Banken führen.

«Das war das, was uns gefehlt hat nach dem letzten Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten: Eine Auskunft fürs Gastgewerbe, erklärte der Präsident des niedersächsischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Detlef Schröder.

Die Campingbranche wartet ungeduldig auf die Öffnung, wie der Geschäftsführer des Informationsportals camping.info, Maximilian Möhrle, sagte. Ihm zufolge können die Vorkehrungen zur Minimierung der Ansteckungsgefahr gut eingehalten werden. «Campingplätze sind in der Regel in Parzellen aufgeteilt. Der Mindestabstand ist ohne große Anstrengung einzuhalten.» Zudem hätten die meisten Plätze Personal, die kontrollieren könnten, ob sich alle an die Regeln halten. «Die Camper stehen in den Startlöchern», sagte er.

Auch die Jugendherbergen freuen sich über die geplanten Lockerungen und rechnen mit vielen Buchungsanfragen. «Vor allem bei unseren Standorten in touristischen Top-Regionen wird es dazu kommen, dass wir nicht alle Gästeanfragen erfüllen können», sagte die Sprecherin für Jugendherbergen im Nordwesten, Gesa Hauschild.

Welche Probleme gibt es?

Trotz Freude über die geplante stufenweise Wiederbelebung der Branche warnt der Tourismusverband Niedersachsen vor den Risiken zu eiliger Schritte. «Wir müssen einen zweiten Shutdown für die Tourismuswirtschaft mit allen Mitteln verhindern, weil viele Unternehmen einen zweiten Shutdown nicht überleben würden», sagte Vorsitzender Ambrosy. Es herrsche Respekt vor dem Zeitplan und der Aufgabe: «Das ist eine hohe Verantwortung, die auf die Restaurant- und Hotelbetreiber zukommt, wirklich akkurat mit den Hygienevorschriften und den ganzen notwendigen Umsetzungen umzugehen.» Um die Ausbreitung des Coronavirus weiter einzudämmen, appellierte Ambrosy auch an alle Gäste, «sich wirklich an die Vorschriften zu halten.»

Dass Campingplätze zunächst nur zu 50 Prozent ausgelastet sein dürfen, sieht der Geschäftsführer von camping.info kritisch. «Es macht in einem Restaurant Sinn, jeden zweiten Platz frei zu lassen, auf einem Campingplatz aber nicht. Da haben sie den Abstand immer.» Für die Betreiber sei eine 50-prozentige Öffnung nicht wirtschaftlich. «Aber es ist ein Hoffnungsschimmer.»

Die Hotels haben mit Blick auf die Auflagen offene Fragen. Wie etwa soll eine Auslastung von maximal 50 Prozent eingehalten werden, wenn schon mehr Gäste gebucht haben - losen? Entscheidung nach Buchungsdatum? Auf Borkum sagt der zweite Vorsitzende des Dehoga-Inselverbands, Ralph Hofmann: «Denkbar wäre auch, nach Wirtschaftlichkeit zu gehen.» Demnach würden Buchungen von Gästen storniert, die kürzer kommen wollen.

Laut niedersächsischem Dehoga-Präsidenten Schröder wird momentan noch an Konzepten gearbeitet. «Das Problem wird bei aller Freude sein, wie wir das umsetzen können. Uns fehlt momentan das Fleisch am Knochen.» Der Borkumer Hotelbetreiber Hofmann kann den Anrufern, die sich seit Bekanntwerden der Lockerungen bei ihm melden, gerade nur eines mit Gewissheit sagen: Bis zum 24. Mai werden alle Buchungen storniert.

Bei den Jugendherbergen stehen vor allem die Häuser vor großen Herausforderungen, die durch die 50-Prozent-Regelung nur sehr wenige Gäste hätten. Sprecherin Hauschild sagte, manche Einrichtungen würden aus wirtschaftlichen Gründen weiter geschlossen bleiben. «Der Betrieb dieser eher kleineren Häuser würde die ohnehin dramatische wirtschaftliche Situation dieser Standorte noch weiter verschlechtern», sagte sie. «Die Anzahl der möglichen Übernachtungen in diesen Häusern ist einfach zu gering, im Verhältnis zu den entstehenden Kosten.»

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Ausgaben für Geschäftsreisen in Europa werden im Jahr 2024 voraussichtlich 360,4 Milliarden Euro erreichen, was einem Anstieg von 10,4 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Damit liegen die Ausgaben immer noch unter Vor-Corona-Niveau. Die größte Kategorie bei den Ausgaben für Geschäftsreisen bleiben Übernachtungen.

Kreative Konzepte und innovative Ideen: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH zeichnet drei Unternehmen mit dem Tourismuspreis Rheinland-Pfalz 2024 aus. Als Innovation des Jahres wird das Jugendstilhotel Trifels mit seinen Baumwipfelhäusern und Bergchalets auf Stelzen ausgezeichnet.

Die Jury hat die Qual der Wahl: Aus 56 Vorschlägen muss sie die Preisträger auswählen. Dazu gehören das Weimar-Haus genauso wie die Thüringer Wald Service GmbH und die Ferienhaussiedlung Hainichhöfe.

Die niederländische Stadt Den Haag hat sogenannte fossile Reklame im öffentlichen Raum verboten. Ab 1. Januar ist Werbung an Bushaltestellen oder Bahnhöfen für Flugreisen, Kreuzfahrten, fossile Energie oder Autos mit Verbrennungsmotor untersagt. Gegen das Reklameverbot klagt nun die Reisebranche.

Reisen im eigenen Land ist für die Deutschen weiterhin eine beliebte Art des Reisens. Neue Recherchen des Ferienhaus-Portals Holidu stellen die fünf besten Roadtrips in Deutschland und den umliegenden Regionen vor.

Berlin soll nach den Plänen des Senats künftig noch mehr vom Wassertourismus profitieren. Schiffstouren auf der Spree oder Segeln auf dem Müggelsee - die Stadt bietet schon jetzt einige Möglichkeiten. Der Senat sieht dennoch Chancen für die Zukunft.

Omio hat den Jahresbericht “NowNext” veröffentlicht, der die Trends enthüllt, die das Reisen im Jahr 2024 und darüber hinaus bestimmen. Unter anderem zeigt sich ein Anstieg im Bereich Städtereisen, Alleinreisen und in der Nutzungsbereitschaft von Künstlicher Intelligenz.

Barry Diller, der Vorsitzende des Verwaltungsrats von Expedia, hat Spekulationen über eine mögliche Übernahme des Reisekonzerns durch den Fahrdienstvermittler Uber eine deutliche Absage erteilt.

Geschäftsreisen fördern Ökonomie und Innovationskraft in Deutschland und bleiben unerlässlich für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen, ist der Verband Deutsches Reisemanagement überzeugt. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr prognostiziert trotzdem rückläufige Zahlen.

Wer in Rom ist, kommt an einem Besuch am Trevi-Brunnen nicht vorbei. Der Münzwurf ins Wasser ist eine Tradition. Überraschung für Touristen: Der Brunnen liegt trocken - wohin also mit den Geldstücken?