Wie gehen die verschiedenen Generationen mit Übertourismus um?

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Vielerorts, wie etwa auf den Kanarischen Inseln, wehrt sich die lokale Bevölkerung aktiv gegen die negativen Auswirkungen des Massentourismus. Deutlich wird: Übertourismus stellt eine ernste Herausforderung für viele beliebte Reiseziele weltweit dar. Aber wissen die deutschen Reisenden überhaupt, worum es sich bei diesem Phänomen dreht und wie schätzen sie die eigene dabei Rolle ein? Eine gemeinsame Umfrage der Reiseplattform Evaneos und des Meinungsforschungsinstitut YouGov unter 1.023 Befragten zeichnet ein Bild mit teils deutlichen Unterschieden in den Ansichten und Reaktionen der verschiedenen Altersgruppen.

Unwissenheit über Übertourismus
Eine beträchtliche Anzahl der Befragten ist mit dem Begriff "Übertourismus" entweder nicht vertraut (37 Prozent) oder kennt dessen Bedeutung nicht (14 Prozent). Auffallend sind die deutlichen Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Während bei den 45-54-Jährigen und den über 55-Jährigen 40 bzw. 41 Prozent keine Kenntnis vom Übertourismus haben, beträgt dieser Anteil bei den 18-24-Jährigen, 25-34-Jährigen, sowie 35-44-Jährigen nur 32 bzw. 33 Prozent.

,,Die Tatsache, dass die Hälfte der Reisenden nicht weiß, was sich hinter dem Begriff ‘Übertourismus’ verbirgt, verdeutlicht die dringende Notwendigkeit von Aufklärung in diesem Bereich. Nur wenn wir ein allgemeines Bewusstsein – über alle Generationen hinweg – für dieses weit verbreitete Problem schaffen, können wir gemeinsam verantwortungsvollere Reisegewohnheiten fördern und die negativen Folgen des Übertourismus mindern", ordnet Letsy Vattanirappel, Evaneos Country Managerin DACH, die Ergebnisse ein.

Das haben deutsche Reisende bereits erlebt
Die verschiedenen Generationen haben bislang sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Übertourismus gemacht, wie die Umfrage eindeutig zeigt. Betrachtet man die gesamte Bevölkerung, so hat knapp über ein Viertel (26 Prozent) mindestens einmal mit Übertourismus zu tun gehabt. Deutlich wird der Unterschied jedoch bei den Altersgruppen: 42 Prozent der jüngsten Altersgruppe (18- bis 24-Jährige) waren bereits mindestens einmal davon betroffen, während es bei den über 55-Jährigen nur 15 Prozent sind.

Wie sehr tragen die Reisenden zum Übertourismus bei?
Eher unkritisch betrachten die deutschen Reisenden ihr eigenes Verhalten: So haben 71 Prozent der Befragten das Gefühl, eher nicht zum Übertourismus beizutragen. Interessanterweise nehmen die jüngeren Altersgruppen sich ein wenig mehr in die Verantwortung: Während bei den 25-34-Jährigen 30 Prozent und bei den 18-24-Jährigen ein Viertel (24 Prozent) eingesteht, den Übertourismus zu fördern, sind es bei den über 55-Jährigen gerade einmal 9 Prozent. Ein Grund hierfür könnte sein, dass 73 Prozent der über 55-Jährigen von vornherein nach Urlaubszielen suchen, die nicht überlaufen sind und dadurch seltener in sehr beliebte, von Übertourismus betroffene Destinationen reisen.

Bereitschaft zur Veränderung ist vorhanden
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Ein Großteil der Befragten ist bereit, selbst etwas zur Eindämmung von Übertourismus beizutragen. Die folgenden Maßnahmen haben deutsche Reisende bereits vorgenommen oder könnten es sich zukünftig vorstellen:

  • Außerhalb der Hochsaison reisen: 79 Prozent 

  • Weniger stark frequentierte Reiseziele vorziehen: 78 Prozent 

  • Reiseziele bevorzugen, die in den sozialen Medien weniger präsent sind: 68 Prozent

Die Anzahl der Reisen zu reduzieren, trifft hingegen auf geringere Akzeptanz: Nur 18 Prozent haben dies bereits umgesetzt und 14 Prozent könnten sich auf jeden Fall vorstellen, Abstriche zu machen. Dabei sind Ältere weniger gewillt als Jüngere: Für 17 Prozent der über 55-Jährigen kommt weniger Reisen nicht in Frage; bei den 18-24-Jährigen sind es hingegen nur 6 Prozent. Fast die Hälfte der Befragten ist zudem preissensibel: 48 Prozent würden nicht mehr bezahlen, um dafür ein weniger überlaufenes, dafür aber teureres Reiseziel anzusteuern. ,,Die Umfrage zeigt deutlich, dass viele Reisende bereit sind, Maßnahmen zur Reduktion von Übertourismus zu ergreifen. Es ist ermutigend zu sehen, wie ein Großteil bereits das Reisen außerhalb der Hochsaison oder die Wahl weniger frequentierter Reiseziele in Betracht zieht. Dennoch gibt es nach wie vor einige Wissenslücken, die gefüllt werden müssen. Wir als Reiseplattform sowie alle Akteure der Tourismusindustrie stehen in der Verantwortung, unseren Teil zur Bekämpfung der Ursachen von Übertourismus beizutragen”, so Letsy Vattanirappel.


 

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