650.000 Betriebe melden Kurzarbeit an

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Zahl der Betriebe, die in der Corona-Krise Kurzarbeit angemeldet haben, ist auf 650.000 gestiegen. Das gab die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg bekannt. Dies bedeute eine Steigerung um rund 40 Prozent gegenüber dem jüngsten Vergleichswert. Zum 27. März war die Zahl von 470.000 Betrieben ermittelt worden (Tageskarte berichtete).

Die Sondererhebung der Bundesagentur gibt keine Auskunft darüber, für wie viele Personen Kurzarbeit angemeldet wurde. Dies ist erst im Nachgang möglich, weil einige Betriebe Kurzarbeit zwar anmelden, diese dann aber nicht realisieren. Außerdem variiert die Zahl der Beschäftigten pro Betrieb stark. Die Bundesagentur geht jedoch davon aus, dass der bisherige Rekord von mehr als 1,4 Millionen Kurzarbeitern aus dem Mai 2009 deutlich überschritten wird.

Die Anzeigen für Kurzarbeit kämen aus allen Branchen, schwerpunktmäßig aus dem Gastgewerbe und dem Einzelhandel.

Wenn Unternehmen in Schwierigkeiten geraten und die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter reduzieren, springt die BA ein und ersetzt einen Teil des weggefallenen Nettoeinkommens: Bei kinderlosen Beschäftigten 60 und bei Beschäftigten mit Kindern 67 Prozent. Hunderttausende Betriebe haben in der Corona-Krise bereits Kurzarbeit angemeldet. Einige Unternehmen und Branchen stocken das Kurzarbeitergeld mit eigenen Beträgen auf, so dass der Einkommensverlust für die Beschäftigten gering bleibt.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte am Donnerstag in einer Mitteilung, dass Kurzarbeitergeld Millionen von Arbeitsplätzen sichere. «Es hilft, Brücken über die Krise zu bauen.» Heil hatte vor Kurzem eine allgemeine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes ins Spiel gebracht und angekündigt, mit Arbeitgebern und Gewerkschaften darüber zu reden.

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele, warnte davor, das Verfahren zur Beantragung von Kurzarbeit komplizierter zu machen. Derzeit seien alleine 8000 Mitarbeiter bei den Arbeitsagenturen damit betraut, die Anzeigen zu bearbeiten.

«Es gibt in der Politik eine Diskussion, das Kurzarbeitergeld zu erhöhen oder auszuweiten. Für uns als Verwaltung ist entscheidend, dass wir den Anstieg der Anzeigen nur bewältigen können, wenn das Verfahren weiter so unbürokratisch bleibt, wie es jetzt ist», sagte Scheele. «Es darf nicht komplizierter werden.»

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert eine deutliche Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergeldes. Die bisher geltenden Sätze sollten befristet für drei Monate auf 80 und 87 Prozent angehoben werden, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur. Die befristete Anhebung solle für die Monate Mai, Juni und Juli gelten.

Die Vorsitzenden von IG Metall und des Naturschutzverbands BUND, Jörg Hofmann und Olaf Bandt, riefen zudem die Politik dazu auf, eine «soziale Schieflage» beim Kurzarbeitergeld zu beseitigen. «In Fällen von Kurzarbeit werden den Arbeitgebern die Beiträge zur Sozialversicherung zurückerstattet - nicht nur die Arbeitgeberanteile, sondern auch der Anteil der Beschäftigten», teilten sie in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Bundesregierung solle deshalb ihr Maßnahmenpaket so nachbessern, dass der Arbeitnehmeranteil an die Beschäftigten weitergeleitet wird. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ausbildungsplatz sucht Azubi - so kann man die Lage vieler Betriebe inzwischen beschreiben. Die Industrie- und Handelskammer schlägt Alarm - und die Firmen müssen kreativ werden.

Von Zuhause aus zu arbeiten, hat viele Vorteile: Man spart sich den Weg ins Büro und kann am Schreibtisch ungehemmt snacken. Damit das Homeoffice wirklich gut klappt, ist noch etwas wichtig: Lüften.

Laptop einstecken und heimlich im Urlaub arbeiten? Eine Befragung zeigt: für ein Drittel der Beschäftigten ein No-Go. Ist arbeiten aus dem Ausland überhaupt erlaubt und welche Konsequenzen drohen?

Bei einer Kündigung stellt sich auch immer die Frage: Was passiert jetzt eigentlich mit dem Resturlaub? Stehen dem Gekündigten die Urlaubstage noch zu? Muss der Arbeitgeber sie ausbezahlen? Und was, wenn der Arbeitgeber den Resturlaub verweigert?

Für Fraport gibt es im zweiten Quartal ein Plus bei Umsatz und Gewinn. Die Probleme von Boeing wirken sich allerdings auch auf den Flughafenbetreiber aus. Und auch bei Airbus läuft es nicht ganz rund.

Mehr als 1,3 Millionen der 18,6 Millionen Altersrentnerinnen und -rentner in Deutschland arbeiten zusätzlich. Wichtige Beweggründe für das Arbeiten im Alter sind Spaß an der Arbeit, Sinnstiftung und Kontakt zu anderen Menschen.

Den Metalllöffel aus Versehen mit in die Mikrowelle gestellt? Dann fliegen gleich die Funken. Oder vielleicht auch nicht? Ein Experte erklärt, was in die Mikrowelle darf und was besser draußen bleibt.

Unpassendes Schuhwerk, falsche Hosenfarbe oder zu lange Fingernägel: Nicht immer passt Arbeitgebern das Erscheinungsbild von Beschäftigten in den Kram. Aber welche Vorgaben dürfen sie machen?

Wegen Streik oder Unwetter am Urlaubsort gestrandet? Zusätzliche Urlaubstage klingen verlockend, aber nicht, wenn man eigentlich längst wieder arbeiten sollte. Diese Konsequenzen drohen Arbeitnehmern.

Ein deutsches Sprichwort lautet: „Nur Bares ist Wahres“. Mit der Realität beim Bezahlen in Deutschland hat dieser Spruch aber immer weniger gemein. Die Liebe zum Bargeld bröckelt.