Faktencheck: Mythen um den Kaffee auf dem Prüfstand

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Von wegen Land der Biertrinker. Kaffee ist der Deutschen liebstes Getränk - der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2020 bei durchschnittlich 168 Liter, meldet der Kaffeeverband. Zeit für einen kleinen Faktencheck.

Behauptung: Die Deutschen gehören zu den führenden Kaffeekonsumenten.

Bewertung: Zweifelhaft.

Fakten: International wird der Kaffeekonsum im Verbrauch von Kaffeebohnen gemessen - mal als Rohkaffee, mal als Röstkaffee. In Deutschland wiederum rechnet der Kaffeeverband in getrunkenen Litern pro Person und Jahr. Ein genauer Vergleich ist damit fast unmöglich.

Als Weltmeister unter den Kaffeetrinkern rühmen sich die Finnen - ihr Kaffeeverband meldet für das Jahr 2018 einen Konsum von etwa 10 Kilo gerösteten Kaffees pro Person - da sind Kinder mit eingerechnet. Auch nach den Recherchen des Portals «Worldatlas» liegt Finnland deutlich an der Spitze, gefolgt von skandinavischen Ländern wie Norwegen, Island und Dänemark. Deutschland: eher Mittelfeld.

Holger Preibisch, Chef des Deutschen Kaffeeverbands, meint dennoch: «Deutschland ist eine Kaffeenation!» Auch im Handel mit den Bohnen sei die Bundesrepublik «als weltweit zweitgrößter Importeur von Rohkaffee und größter Kaffeeexporteur führend».

Behauptung: Kaffeesatz ist der beste Gartendünger.

Bewertung: Stimmt nur bedingt.

Fakten: Was nach dem Aufbrühen im Filter oder der Kaffeekanne übrig bleibt, ist kein nutzloser Müll. Der Kaffeesatz enthält Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium sowie nützliche Antioxidantien. Das haben Forscher nachgewiesen. Gartenexperten empfehlen deshalb oft, das ausgelaugte Pulver als Pflanzennahrung zu nutzen.

Wichtig dabei: Es sollte getrocknet werden, damit sich keine Schimmelsporen bilden. Frühlingsblüher wie Krokusse, Narzissen oder Tulpen bevorzugen zudem einen kalkhaltigen Boden - da droht beim Einsatz von zu viel Kaffeesatz eine Übersäuerung des Bodens. Auch viele Gemüsesorten, etwa Kohl oder Zwiebeln, reagieren empfindlich.

Behauptung: Bambusbecher machen Coffee-to-go umweltfreundlich.

Bewertung: Stimmt nicht.

Fakten: Der Kaffee zum Mitnehmen («to go») ist allgegenwärtig - die gebrauchten Pappbecher samt Plastik-Deckeln auch. Als Alternative werden wiederverwendbare Becher mit Bambusfasern angepriesen. Sie bestehen in der Regel aus einem Verbund mit Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH). Deshalb ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Vorsicht geboten: Bei höheren Temperaturen können gesundheitlich bedenkliche Mengen an Melamin und Formaldehyd vom Geschirr in die Lebensmittel übergehen.

Für kalte oder lauwarme Speisen und Getränke sei das MFH-Geschirr also gut geeignet - für heißen Kaffee aber eben nicht. Zudem sei MFH ein Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar sei - «auch dann nicht, wenn ihm natürliche Füllstoffe zugesetzt sind», so das BfR.

Behauptung: Kaffee-Kapseln sind eine Umweltsünde.

Bewertung: Richtig.

Fakten: Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe kommen auf jede Kaffeekapsel zur Zubereitung einer einzelnen Tasse durchschnittlich circa 2,5 Gramm Aluminium oder Kunststoff und noch mal 1,5 Gramm Papier für die Umverpackung. Ein Recycling der Kapseln ist nach Aussage der Umweltschützer kaum möglich, weil Müllanlagen die wertvollen Rohstoffe nicht vom Kaffeesatz trennen können.

Auch Kapseln aus biologisch abbaubarem Kunststoff böten keinen Vorteil: In den Kompostierungsanlagen könnten diese nicht wie Biomüll abgebaut werden, sie würden deshalb als «Störstoffe» aussortiert - und landen wieder beim Restmüll. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) bestätigt zwar die mögliche Wiederverwendung der Kapsel-Rohstoffe, weist zugleich aber auf den dem enormen Aufwand beim Recycling hin.

Behauptung: Kalter Kaffee macht schön.

Bewertung: Nicht nachzuweisen.

Fakten: Es ist kaum noch zu belegen, woher diese Weisheit kommt, die schon unsere Groß- und Urgroßmütter kannten. Eine Version besagt, dass es zu Zeiten des Barocks üblich war, den Kaffee abgekühlt zu schlürfen. In vornehmen Kreisen war es im 17. und 18. Jahrhundert üblich, dicke Schminke zu tragen - die wäre durch heiße Dämpfe aus der Mokka-Tasse ins Laufen geraten. Insofern ist der Schönheitstipp wohl vor allem «kalter Kaffee» - also abgestanden und kaum genießbar. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

538 Euro - mehr dürfen Minijobberinnen und Minijobber im Monat nicht verdienen, sonst werden Sozialabgaben fällig. Es gibt aber Zahlungen, die für diese Verdienstgrenze unerheblich sind.

Im vergangenen Jahr 2023 mussten die Arbeitgeber 76,7 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung ihrer erkrankten Beschäftigten aufbringen. Damit haben sich die Kosten binnen 14 Jahren verdoppelt. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet.

Der DEHOGA hatte in der Vergangenheit wiederholt über unwirksame Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigungen von „Pseudo-Ärzten“ berichtet. Dank der Hinweise von Arbeitgebern aller Branchen sind mittlerweile weitere mutmaßliche Ärzte namentlich bekannt, die Bescheinigungen ausstellen sollen.

In Deutschland sind die Chancen für ausländische Arbeitnehmer gestiegen, dass ihre beruflichen Abschlüsse anerkannt werden. Gut zwei von drei positiv entschiedenen Anerkennungsverfahren drehen sich um medizinische Berufe.

Wer Fotos oder Videos im Internet veröffentlicht, auf denen im Hintergrund eine Fototapete zu sehen ist, verletzt damit gemeinhin keine Urheberrechte. In einem der vorliegenden Fälle wurde eine solche Tapete in einem Hotelzimmer verwendet.

In Deutschland waren 25- bis 64-Jährige mit mittlerem Bildungsabschluss im Jahr 2023 deutlich häufiger erwerbstätig als im OECD-Durchschnitt. Die höchsten Quoten für Personen mit mittlerem Bildungsstand wiesen Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen auf.

In Zeiten von mobilem Arbeiten, Telearbeit und Heimarbeitsplätzen kann die ausreichende Zahl an Ersthelfern im Betrieb zur organisatorischen Herausforderung werden. Wie Erste Hilfe, Alarmierung und Rettungskette trotzdem funktionieren, verrät die BGN.

Heftige Erkältung oder Magen-Darm-Infekt - wer zu krank ist, um zu arbeiten, kann sich krankschreiben lassen. Dafür muss man sich nicht unbedingt ins Wartezimmer seines Arztes schleppen.

Ob beim Start in einen neuen Job oder während einer laufenden Anstellung – es kommt vor, dass der Arbeitgeber ein polizeiliches Führungszeugnis anfordert. Aber sind Arbeitnehmer tatsächlich verpflichtet, dem nachzukommen?

Eine neue Studie von Hilton zeigt, dass die Deutschen fleißiger Treuepunkte sammeln als je zuvor. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen haben zwei oder mehr Kundenkarten. Millennials sind die fleißigsten Sparer. Lockende Gratisangebote sind die treibende Kraft.