Mitarbeiterbindung - Wie Unternehmen die besten Talente halten können

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Weder Geld noch Status entscheiden darüber, ob ein Mitarbeiter mit seinem Job zufrieden ist. Seine Aufgabe muss ihm Spaß machen, seinen wirklichen Interessen entsprechen und – die Führungskultur muss stimmen. In Zeiten knapper Human Ressourcen ist die Mitarbeiterbindung die Herausforderung für das Management.

Hoch qualifizierte Talente zu gewinnen ist schon schwierig genug. Aber noch schwieriger ist es, sie zu halten. Fast jeder Top Manager weiß eine Geschichte zu erzählen, wo erstklassige Mitarbeiter mit hohen Erwartungen ins Unternehmen eintraten, einige Zeit erfolgreich und motiviert arbeiteten, aber dann völlig unerwartet dem Betrieb wieder den Rücken kehrten. Nur allzu oft werden solche Abgänge mit fadenscheinigen Erklärungen abgetan: „Er bekam ein Angebot, das er einfach nicht abschlagen konnte“, oder „Tja, heutzutage bleiben die Leute eben nicht mehr allzu lange bei ihrem Arbeitgeber“. Doch nach meiner Beobachtung liegt diesen Abwanderungen eine ganz andere Dynamik zugrunde.

Führungsversagen verhindert Mitarbeiterbindung

Die meisten Mitarbeiter verlassen ihr Unternehmen, weil sich Führungskräfte und HR-Verantwortliche nicht die Mühe machen, die psychologischen Gründe für die Arbeitsunzufriedenheit zu verstehen. Sie glauben, dass Menschen, die einen hervorragenden Job leisten, automatisch auch zufrieden sein müssten. Tatsächlich aber garantieren überdurchschnittliche Fähigkeiten und Leistungen noch lange keine hohe Job Zufriedenheit. Besonders Nachwuchsführungskräfte sind oft so gut ausgebildet und leistungsorientiert, dass sie fast jeden Job erfolgreich leisten könnten. Aber werden sie auch bleiben? Wohl nur, wenn die jeweilige Aufgabe den tief verankerten Interessen der High Performer entspricht. Und das gilt es bereits im Vorfeld einer Stellenbesetzung herauszufinden.


Über den Autor Albrecht von Bonin

Albrecht von Bonin ist einer der profiliertesten Personalberater in der Hospitality Industry. Die Suche und Auswahl von Spitzenkräften, der Einsatz von Interim Managern sowie Management Coaching für Führungskräfte und Unternehmer – das sind die Kernkompetenzen, mit denen VON BONIN und die avb Management Consulting echte Mehrwerte bietet.

Mit seinem Fachbeiträgen bei Linkedin, die auf der Erfahrung von 40 Jahren Beratungspraxis fußen, erreicht von Bonin seit Jahren viele tausend Leser. Jetzt gibt es seine Beiträge auch bei Tageskarte.


Wohl gemerkt – mit Interessen sind hier keine Hobbys wie Skifahren, Schwärmereien für die Oper oder Gartenarbeit gemeint. Sondern die vitalen Interessen des Menschen, die lange Zeit vom Gefühl gesteuerten Neigungen und Leidenschaften. Sie sind vom Menschen nicht zu trennen und gehen oft von einer unbestimmten Mischung aus Veranlagung und Erziehung hervor. Sie bestimmen nicht, was Mitarbeiter am besten können, sondern sie definiert die Art der Tätigkeit, für die sie wirklich brennen. Denn erst das schafft echte Zufriedenheit mit der Arbeit, fördert das Engagement und hält von voreiligen Kündigungen ab.

Mit Job Sculpting zum Perfect Fit

Zugegeben – es ist eine Kunst, für Menschen genau die Tätigkeiten zu finden, die ihren innersten Interessen entsprechen. Fachleute nennen das Job Sculpting. Es ist das aufrichtige Bestreben der Personalentscheider, individuelle Karrierepfade für Top Talente zu entwickeln, die diesen inneren Interessen optimal entsprechen. Wenn das gelingt, steigen die Chancen, talentierte Leute zum Brennen zu bringen und lange im Unternehmen zu halten.

Je mehr Unternehmen durch den Personalmangel unter Druck geraten, mutiert Job Sculpting zu einer herausfordernden Aufgabe des Managements. Es verlangt Führungskräften detektivischen psychologischen Spürsinn ab, die Bereitschaft zum genauen Beobachten, Hinhören und sorgfältigen Abgleichen mit den Anforderungen des vakanten Jobs. Nur wer bereit ist, sich dieser Mühe in der Auswahl geeigneter Mitarbeiter für Placements zu unterziehen, wird die nachhaltige Bindung von Talenten ans Unternehmen erhöhen können.

Doch Vorsicht! Oft ist es den meisten Menschen kaum bewusst, was ihr inneres Interesse wirklich ist. Vielleicht waren sie immer bemüht, den Erwartungen anderer (Eltern, Freunde etc.) zu genügen oder sie sind einfach dem üblichen Ratschlag gefolgt „Mach einfach das, was Du am besten kannst“. Manche Menschen erkennen ihre eigenen tieferen Interessen nicht, weil sie den Weg des geringsten Widerstands gehen. Das kann aber schon nach kurzer Zeit zu einer Unzufriedenheit führen und die Ursache dafür, den gewählten Job und das Unternehmen bereits nach kurzer Zeit wieder zu verlassen. Und alle wundern sich.

Job Sculpting – eine dauerhafte Führungsaufgabe

Daher sollten Führungskräfte das Gestalten der individuell zugeschnittenen Aufgabe nicht allein der Personalabteilung oder Personalentwicklung überlassen. Aufrichtiges Interesse an den eigenen Mitarbeitern wird hier zum Signal moderner Führung. Da sich die Menschen im Laufe ihrer Arbeit verändern, wachsen, andere Interessen in sich entdecken, empfiehlt es sich, Job Sculpting zum festen Bestandteil regelmäßiger Entwicklungsgespräche zu machen. Wie haben sich Interessen verändert? Wie steht es um die Jobzufriedenheit? Welche Pläne für die Zukunft sind entstanden? Hier gilt: Nicht, ob der Mitarbeiter seinen Job gut macht, ist entscheidend. Sondern ob er ihn gern macht.

Fazit: Topkräfte zu verlieren ist für Unternehmen unerfreulich und teuer. Wer seine Mitarbeiter an den Betrieb binden will, muss sich mit ihren Interessen, Fähigkeiten und Neigungen auseinandersetzen. Das ist harte Arbeit – Führungsarbeit. Denn wie zufrieden High Performer bei ihrem Arbeitgeber sind, hängt davon ab, ob ihre Aufgabe wirklich ihren Neigungen entspricht und ihnen Spaß macht.


Autor

Albrecht von Bonin
avb Management Consulting
www.avb-consulting.de
VON BONIN + PARTNER Personalberatung
www.von-bonin.de


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Taylor Swift hat ihre Fans in Deutschland begeistert. Frohlocken konnten aber auch die Gastgeber an den Auftrittsorten. Eine Mastercard-Auswertungen verdeutlicht den „Swift-Effekt”.

Eine Studie zeigt: Die Vorschläge der KI-Chatbots ChatGPT und Gemin sind meist gesünder als das, was Menschen im Durchschnitt täglich zu sich nehmen. Eine professionelle Ernährungsberatung können die KI-Chatbots jedoch nicht ersetzen.

Kinder und Jugendliche nehmen trotz eines Rückgangs ihres Zuckerkonsums im Vergleich zu früher immer noch zu viel Zucker zu sich. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bonn, die die Aufnahme von freiem Zucker im Alter von 3 bis 18 Jahren ausgewertet hat.

Das Smartphone nicht sofort griffbereit zu haben - für die meisten von uns fast unvorstellbar. Manche Arbeitgeber aber verbieten die private Handynutzung am Arbeitsplatz. Ist das erlaubt?

Ferienwohnungen bieten einigen Komfort. Doch wenn etwas zu Bruch geht, kann das die Freude schnell trüben. Welche Versicherungen wichtig sind – und worauf Urlauber besonders achten sollten.

Auch im Frühjahr ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland weiter gestiegen. Im zweiten Quartal dieses Jahres gingen 46,1 Millionen Menschen einem Job nach oder waren selbstständig. Neue Jobs entstanden allerdings fast ausschließlich in einem Bereich.

Bei vielen galt Alkohol in Maßen lange als gesundheitsfördernd. Doch das stimmt wohl nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre Position dazu jetzt verändert.

Was weiß der Arbeitgeber schon über den Bewerber, bevor er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Eine Suchmaschinenabfrage kann vieles preisgeben. Aber ist das auch erlaubt?

Die Distributionsstrategie eines Unternehmens bildet einen essenziellen Bestandteil seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität. In einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaftsumgebung ist die strategische Planung und Implementierung von Distributionskanälen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Ein Gastbeitrag der HSMA.

Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft, Arbeit auf Abruf: Alles das Gleiche? Nein, denn das eine gilt als Arbeitszeit und das andere nicht. Wann wird es bezahlt - und wann nicht?