Passion versus Pay: Im Beruf auf Geld oder Leidenschaft setzen?

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Schon lange wabert er durch Kopf und Herz: Der große Traum vom eigenen Restaurant, dem Schafehüten in freier Natur oder der Karriere als Social-Media-Influencerin. Doch Leidenschaft hin oder her, wenn der Traumjob kaum zum Leben reicht, steht man vor der Frage: Geld oder Leidenschaft - wofür sollte ich mich entscheiden?

Um eines vorwegzunehmen: Die eine Antwort gibt es nicht. So unterschiedlich wie die Menschen und ihre Bedürfnisse sind, so unterschiedlich sollte auch ihr Umgang mit beruflichen Zielen und Wünschen sein.

Individuelle Spielräume ausloten

Cornelia Zeidler vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung sagt: «Man muss die Gesamtsituation der Person betrachten». Es sei schließlich ein großer Unterschied, ob jemand etwa alleinerziehend für die Kosten von Kita und Co. aufkommen müsse oder als Berufsanfänger noch bei den Eltern wohne. «Man muss sich fragen, was es für Möglichkeiten und Spielräume gibt, sowohl finanzieller als auch zeitlicher Art», so Zeidler. «Und wie nachhaltig ist der Wunsch, sich zu verändern?»

Dass Erfolg nicht gleich Erfüllung ist, weiß auch Prof. Judith Mangelsdorf, Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie. Sie sagt: «Wir sind gesellschaftlich darauf geprägt, beruflich primär nach Erfolg zu streben. Das wird häufig gleichgesetzt mit einem höheren Einkommen und einer einflussreicheren Position.»

Dieses Streben könne dazu führen, dass man am Ende ein oberflächliches Leben führe, das zwar von Wohlstand, aber auch einem Gefühl der Leere geprägt sei, so die Psychologin. Erfüllung sei hingegen das Erleben, etwas wirklich Sinnvolles zu tun.

Wer vor der Entscheidung steht, dem Geld oder der Leidenschaft zu folgen, dem rät Prof. Mangelsdorf, «sich zu fragen, was für Sie wertvoller ist: Ein höheres Einkommen und das, was es Ihnen ermöglicht, oder ein wirklich beflügelnder Job».

Sich von Erwartungen anderer lösen

Dabei kann es hilfreich sein, zu hinterfragen, warum man diese oder jene Tätigkeit eigentlich ausüben will. Kommt die Begeisterung für den Job aus einem selbst, kann es sinnvoll sein, daran festzuhalten. Lösen sollte man sich hingegen von den Erwartungen anderer.

«Es gibt einen echten Hype darüber, dass jeder seine Berufung finden müsse und einen Traumjob brauche. Das baut einen unheimlichen Druck auf die Menschen auf», sagt Cornelia Zeidler. Während der Beruf früher nicht mehr als dem Verdienst diente, gehe es heute oft darum, auch im Job Erfüllung zu finden. «Davon muss man sich gegebenenfalls ein Stück verabschieden. Es ist völlig okay, wenn man einen Job hat, der einfach dem Broterwerb dient», so die Berufsberaterin.

Hat man dann noch ein vernünftiges Umfeld, nette Kollegen und eine wertschätzende Führungskraft, ist der Inhalt des Jobs vielleicht gar nicht so entscheidend. Und «man kann mehr Energien für das einbringen, was einem wirklich am Herzen liegt - ehrenamtlich oder in der Freizeit», so Zeidler.

Ziele außerhalb des Jobs verfolgen

Auch Prof. Judith Mangelsdorf sagt: Nicht jeder muss in seinem Traumberuf Fuß fassen, um glücklich zu sein. «Viele Menschen ziehen Erfüllung aus ganz anderen Lebensbereichen wie Partnerschaft, Familie, Ehrenamt oder Hobbys.»

Und so könne es der Psychologin zufolge hilfreich sein, die Bedeutung der Arbeit niedriger aufzuhängen «und sich stattdessen die Frage zu stellen: Wo finde ich als Mensch Erfüllung?»

Werden die eigenen beruflichen Träume nicht erreicht, kann das aber auch schmerzhaft sein. Prof. Mangelsdorf rät dann, sich zu fragen: «Worum geht es hier eigentlich?» Oft könne das, «was tiefer liegt», nämlich auch auf andere Art und Weise verfolgt und mitunter sogar erreicht werden. «So ist ein geplatzter Traum nicht mehr das Ende der Welt, sondern nur ein weiteres Hindernis, mit dem es einen Umgang braucht.»

Nicht immer macht Geld glücklich

Bleibt die Frage der Fragen: Was macht denn nun wirklich glücklicher - Geld oder Leidenschaft?

Kommt darauf an. Geld mache glücklich, sagt Prof. Mangelsdorf, «aber nur bis zu einem bestimmten Punkt». Für Geringverdiener, die regelmäßig darum bangen müssen ihre Rechnungen bezahlen zu können, könne ein höheres Gehalt durchaus ein glücklicheres und sorgenfreies Leben bringen.

«Der Zusammenhang zwischen finanziellen Mitteln und Glück löst sich aber fast auf, wenn genügend Mittel zur Verfügung stehen, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken», sagt Prof. Mangelsdorf. Am Ende mache ein Job mit mehr Geld also nur dann auch glücklicher, wenn man ein sehr geringes Einkommen habe. «Jenseits dessen ist der Weg zu mehr Glück nicht mit Geld, sondern mit Leidenschaft und Sinn gepflastert.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Pizza und Pasta sind nicht nur in Italien in aller Munde: Auch in sechs anderen europäischen Ländern liegt die italienische Küche weit vorn. Am schlechtesten bewerten viele das Essen von der Insel. Das sehen auch die Briten so.

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Ent­spannung nach dem Urlaub hält bei vielen Beschäftigten nicht lange an. Jeder dritte Befragte ist bereits in der ersten Arbeitswoche nach dem Urlaub wieder urlaubsreif.

Frauen waren stets unzufriedener mit dem eigenen Einkommen als Männer. Diese Lücke ist einer Studie zufolge zuletzt zumindest kleiner geworden. Abgefragt wurde auch die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit.

Tatsächlich selbstständig oder doch abhängig beschäftigt? Eine Frage, vor der viele Freiberuflerinnen und Freiberufler stehen. Aber was ist eigentlich das Problem?

Wenn Mitarbeiter oder Führungskräfte in der Öffentlichkeit über ihren Arbeitgeber lästern oder gar Geheimnisse ausplaudern, kann sie das ihren Job kosten. Denn Verschwiegenheit ist nicht nur eine Stilfrage, sondern auch ein rechtlicher Anspruch. Ein Gastbeitrag von Albrecht von Bonin.

Taylor Swift hat ihre Fans in Deutschland begeistert. Frohlocken konnten aber auch die Gastgeber an den Auftrittsorten. Eine Mastercard-Auswertungen verdeutlicht den „Swift-Effekt”.

Eine Studie zeigt: Die Vorschläge der KI-Chatbots ChatGPT und Gemin sind meist gesünder als das, was Menschen im Durchschnitt täglich zu sich nehmen. Eine professionelle Ernährungsberatung können die KI-Chatbots jedoch nicht ersetzen.

Kinder und Jugendliche nehmen trotz eines Rückgangs ihres Zuckerkonsums im Vergleich zu früher immer noch zu viel Zucker zu sich. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bonn, die die Aufnahme von freiem Zucker im Alter von 3 bis 18 Jahren ausgewertet hat.

Das Smartphone nicht sofort griffbereit zu haben - für die meisten von uns fast unvorstellbar. Manche Arbeitgeber aber verbieten die private Handynutzung am Arbeitsplatz. Ist das erlaubt?

Ferienwohnungen bieten einigen Komfort. Doch wenn etwas zu Bruch geht, kann das die Freude schnell trüben. Welche Versicherungen wichtig sind – und worauf Urlauber besonders achten sollten.