Spahn rät von Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern ab

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Wegen der schnellen Ausbreitung des neuen Coronavirus Sars-CoV-2 in Deutschland, empfiehlt Gesundheitsminister Jens Spahn, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen. Zurzeit geschehe dies aus seiner Sicht noch zu zaghaft, sagte der CDU-Politiker am Sonntag. «Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden.» Von solchen Absagen betroffen sein könnten unter anderem Sportveranstaltungen, Messen und Konzerte. Oberstes Ziel sei es, die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen. «Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen.»

Der Weltärztebund begrüßte die Empfehlung als «völlig richtig». «Man kann nicht Fußballspiele mit 35.000 Besuchern stattfinden lassen, als wäre nichts geschehen», sagte Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Wenn man wirklich daran interessiert sei, den Erreger einzudämmen, müsse man dazu raten, solche Veranstaltungen abzusagen und sie nicht zu besuchen, so Montgomery weiter.

Die Entscheidung über Absagen obliegt weiter den regionalen Behörden. «Solange uns die Behörden nicht vorschreiben, die Shows abzusagen, werden wir daran festhalten», sagte ein Sprecher des Konzertveranstalters Hannover Concerts. Die Fußball-Bundesliga will ihre Saison trotz möglicher Geisterspiele wie geplant bis Mitte Mai zu Ende bringen. Die Clubs würden sich mit den zuständigen Behörden an den jeweiligen Standorten wie bisher eng hinsichtlich des Ablaufs weiterer Spieltage abstimmen, erklärte Geschäftsführer Christian Seifert in einer Mitteilung der Deutschen Fußball Liga vom Sonntag. Vom Gesundheitsministerium in Bayern hieß es, man unterstütze die Empfehlung Spahns. Den Veranstaltern und zuständigen lokalen Behörden werde zu solchen Absagen geraten, so Ministerin Melanie Huml (CSU).

Zuvor hatte Spahn bereits von Reisen nach NRW abgeraten. (Tageskarte berichtete

Noch härter als bisher schon greift die Regierung in Italien im Kampf gegen die rasant fortschreitende Covid-19-Epidemie im Land durch. Ein großer Teil des Nordens wurde zur Sperrzone erklärt - Chaos war die Folge. 16 Millionen Menschen in der Region Lombardei mit der Metropole Mailand und in Städten wie Venedig oder Parma dürfen nur noch bei triftigen Gründen aus der Gegend hinaus oder in sie hinein, wie Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte. «Wir stehen vor einer nationalen Notlage.» Die Regierung erklärte, Touristen in der Sperrzone könnten ausreisen und sollten das direkt tun.

Conte bestätigte auch weitreichende Verbote für das ganze Land. Alle Kinos, Theater, Museen, Sportclubs, Demonstrationen und viele andere Veranstaltungen müssen schließen oder fallen aus. Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum und die Vatikanischen Museen sind bis auf Weiteres geschlossen. Das traditionelle Angelusgebet von Papst Franziskus gibt es nur noch als Videoübertragung. «Wir haben zwei Ziele: Die Ausweitung der Ansteckung einzudämmen und eine Überlastung der Krankenhauseinrichtungen zu vermeiden», so Conte.

Italien ist der Staat in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen. Bis Samstag zählten die Behörden 5883 Menschen mit einer nachgewiesenen Infektion. Mehr als 230 von ihnen sind gestorben. Die neuen Ankündigungen der Regierung dürften den Alltag der insgesamt rund 60 Millionen Bürger weiter verändern, nachdem die bisherigen Maßnahmen wie landesweite Schulschließungen bereits viele tagtäglich treffen.

Spahn sagte am Sonntag zum Thema Großveranstaltungen: «Nach zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen ermuntere ich ausdrücklich, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf weiteres abzusagen.» Er sei sich bewusst, welche Folgen das für Bürgerinnen und Bürger oder Veranstalter habe. Klar sei aber, dass die Gesundheit vorgehe. «Ich ermuntere auch jeden Einzelnen: Wägen Sie ab, was Ihnen im eigenen Alltag so wichtig ist, dass Sie darauf in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht verzichten wollen - sei es der Clubbesuch, die Geburtstagsfeier im familiären Kreis oder die Vereinssitzung.»

Wie in anderen Ländern Europas und weltweit breitet sich Sars-CoV-2 auch in Deutschland rasch aus. Beim Robert Koch-Institut (RKI) waren bis zum Sonntagnachmittag 902 Infektionen erfasst, wobei nicht alle Nachweise aus den Bundesländern dort bereits registriert sind. Die weitaus meisten Fälle bundesweit verzeichnen derzeit Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.

Weltweit haben sich inzwischen mehr als 107.000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge wesentlich höher. Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19 gibt es nicht. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die binnen weniger Tage verschwindet, oder gar keine Symptome. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken schwer, betroffen sind vor allem ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.

Behörden in vielen Ländern erlassen derzeit Maßnahmen wie Schulschließungen und eine Quarantäne für Verdachtsfälle. Das passiert nicht, weil es sich bei Covid-19 um eine besonders gefährliche Erkrankung handelt, sondern um eine ungebremste Infektionswelle zu vermeiden, die unter anderem das Gesundheitssystem überlasten würde. Ziel ist, die Ausbreitung über einen möglichst langen Zeitraum zu strecken. In etwa einem Jahr könnte es eine schützende Impfung gegen den neuen Erreger geben.

Der wirtschaftliche Schaden der Coronavirus-Epidemie für den Luftverkehr in Deutschland wird nach Einschätzung des Branchenverbandes BDL größere Ausmaße haben als frühere Krisen, wie Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow sagte. Auch der Reiseverband DRV verwies auf einen Umsatzeinbruch. Sowohl die Luftfahrt- als auch die Reisebranche pochen auf rasche Staatshilfen, etwa der vereinfachte Einsatz von Kurzarbeit. Etliche Firmen hierzulande leiden unter den Folgen der Covid-19-Pandemie: Jedes zweite Unternehmen erwartet 2020 nach einer Umfrage des Industrie- und Handelskammertags einen Umsatzrückgang.

Über Hilfen für betroffene Firmen wollte am Abend im Kanzleramt der schwarz-rote Koalitionsausschuss beraten. Es zeichneten sich eine frühere Abschaffung des Solidaritätszuschlags und eine Ausweitung der Kurzarbeit ab. (dpa)


 

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